Auf der Suche nach dem heiligen Altar
„Das Ziel der Grabungen ist die Erforschung der sakralen Strukturen in Didyma. Wir wollen herausfinden zu welcher Zeit, welche Gottheit in welchem Bereich des Heiligtums verehrt wurde. Darüber wissen wir bisher nämlich nur sehr wenig“, erklärt Helga Bumke. Erkenntnisse darüber liefern verschiedenste Relikte. Doch diese zu finden, ist nicht leicht. Die Arbeit von Helga Bumke und ihrem Team ähnelt nämlich einem überdimensionalen Puzzlespiel mit tausenden von Teilen. In Didyma kommt erschwerend hinzu, dass diese Puzzleteile nicht offen auf dem Tisch liegen. Jedes noch so kleine Teil muss sorgsam in schwierigem Gelände erschlossen werden. Entdeckt man eins, ist die Arbeit noch lange nicht vorbei. Das Stück muss datiert werden und es muss gegebenenfalls rekonstruiert werden, wo es sich im Heiligtum früher einmal befunden hat.
Archäologie funktioniert nur im Team
Bei der Suche nach den Teilen ist man nicht allein. Eine Forschungsgrabung funktioniert nur im Team. So auch in Didyma. Dort arbeiten ab dieser Woche unterschiedliche Wissenschaftler, Experten und Helfer auf engem Raum zusammen. Das Team umfasst in diesem Jahr 26 Männer und Frauen. Um die Arbeit zu konzentrieren, befinden sich die Unterkünfte unweit der Grabungsstätte. „Das erleichtert uns die Arbeit ungemein, da die Wege sehr kurz sind. Man darf nicht vergessen, dass wir in Didyma derzeit bis zu 40 Grad haben“, erklärt Bumke.
Akademieprojekt
Im Rahmen des Projektes Kulte im Kult der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste sind mit Dr. Jan Breder, Dr. Ivonne Kaiser und Dr. Bettina Reichardt insgesamt drei wissenschaftliche Mitarbeiter der Klassischen Archäologie vor Ort in Didyma. Durch die Professur für klassische Archäologie von Helga Bumke sind das Forschungsprojekt und die Grabungsleitung von Didyma direkt an die Universität Halle angebunden. In Didyma selbst sind natürlich weitere helfende Hände nötig. Die Grabung ist daher ein Kooperationsprojekt mehrerer deutscher Universitäten. So sind auch Mitarbeiter von der TU Berlin sowie der TU Darmstadt beteiligt. Auch der Nachwuchs kommt nicht zu kurz. Im Rahmen der Ausgrabung der kommenden Wochen sind auch studentische Hilfskräfte eingebunden. „So können die zukünftigen Forscher schon sehr früh in ihrer Ausbildung Grabungsluft schnuppern“, sagt die Professorin für Archäologie.
Das Beste kommt zum Schluss
Bei den letzten Grabungen 2010 bis 2014 fanden die Forscher der MLU ein Tempelfundament sowie die Überreste eines Theaters. „Viele, die unsere Arbeit nicht so gut kennen, halten Funde wie diese für selbstverständlich. Es ist jedoch nie sicher, dass man überhaupt etwas findet. Das Tempelfundament und das Theater nach so langer Zeit zu entdecken ist für unsere Kenntnisse des antiken Heiligtums von sehr großer Bedeutung“, sagt Helga Bumke. Nach den spektakulären Funden der letzten Jahre ist das Ziel für die kommenden Wochen klar definiert: „Wir wollen den Altar des Tempels finden", sagt Jan Breder. „Ob das Relikt gefunden wird, bleibt abzuwarten, denn das ist nur schwer zu prognostizieren“, ergänzt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Wenn es jedoch nach dem Gesetz der Archäologie geht, könnte der Altar in der letzten Grabungswoche entdeckt werden. „Der beste Fund kommt meistens zum Schluss“, fügt seine Kollegin Ivonne Kaiser hinzu.