Wissenschaft zum Anhören: Besuch bei den UnderDocs
Seit April 2018 gibt es euren Podcast „UnderDocs“. Welche Idee steckt dahinter?
Liska Niederschuh: Es gibt jedes Jahr unglaublich viele wissenschaftliche Arbeiten. Unser Podcast „UnderDocs“ bietet Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern eine Plattform, auf der sie ihre eigenen Forschungsprojekte vorstellen können. Da diese oft in irgendwelchen Schränken verschwinden, möchten wir damit also ein gewisses Maß an Wertschätzung zeigen.
Eleonore Freier: Unser langfristiges Ziel ist es, dass das Thema Wissenschaftskommunikation, gerade aus Studierendenhand, einen viel größeren Stellenwert bekommt. Wir möchten mit „UnderDocs“ einen neuen Zugang zu Wissenschaft ermöglichen, der auch für Personen attraktiv ist, die in ihrem Alltag nicht mit Wissenschaft konfrontiert sind. Wissenschaftsskepsis entsteht ja gerade dadurch, dass die Forschung intransparent und fern erscheint, es sich also nicht nachvollziehen lässt, was, wie und warum denn da geforscht wird.
Wieso denkt ihr, dass ein Podcast das beste Mittel ist, um dieses Ziel zu erreichen?
Niederschuh: Für uns war das Format besonders geeignet, weil wir Interesse daran hatten, über wissenschaftliche Themen nicht nur in fünf Minuten – wie man es zum Beispiel aus dem Fernsehen kennt – zu berichten, sondern wirklich in sie einzutauchen. Nicht einfach nur: Wir haben herausgefunden, dass… Sondern: Wie war das Vorgehen? Was gehört da alles dazu? Podcasts bieten außerdem die Möglichkeit, dass ich mir die Folgen nach eigenem Interesse heraussuchen kann.
Freier: Vor allem kann man sie sehr unkompliziert in den eigenen Alltag integrieren: ob nun beim Warten an einer Haltestelle oder auf dem Weg zur nächsten Vorlesung. Eine gute Portion unverblümte Wissenschaft im Vorbeigehen sozusagen.
Die Themen in Abschlussarbeiten sind ja ziemlich fachspezifisch. Welchen Mehrwert hat es denn, wenn ich den Podcast höre?
Freier: Wichtig ist uns, dass die Themen so aufgearbeitet werden, dass sie möglichst jeder und jede versteht, man also nicht aus dem Fachbereich kommen muss. „UnderDocs“ ist damit eine super Möglichkeit, um einen Einblick in die Forschungsthemen der Uni Halle zu bekommen. Es ist eine Art Rundumblick hinter die Kulissen. Und mehr noch: Wer sind die Leute hinter dieser Forschung? Es macht schon einen Unterschied, ob man einfach nur einen Text liest oder eine Stimme dazu hört.
Wie findet ihr eure Interviewpartner?
Freier: Es gibt zwei Möglichkeiten. Wir haben im Stud.IP einen Aufruf geschaltet, sinngemäß: Hast du Lust, deine Master- oder Doktorarbeit vorzustellen? Darüber können die User von Stud.IP Kontakt zu uns aufnehmen. Einen anderen Zugang erlangen wir dadurch, dass wir direkt an die Institutsleitungen herantreten und die Profs fragen, ob sie gerade spannende Arbeiten betreuen. Am besten ist es natürlich, wenn sich die Gäste auf eigene Initiative bei uns melden, was in letzter Zeit immer häufiger passiert ist.
Und wie geht es dann weiter?
Freier: Wenn sich eine Person findet, die ihre wissenschaftliche Arbeit präsentieren möchte, vereinbaren wir einen Termin für ein Vorgespräch. Da geht es erst einmal ganz locker ums Kennenlernen. Wir nähern uns also behutsam einander an und sprechen schließlich über das Thema der Studienarbeit. Daraus entwickeln wir dann einen Fahrplan für die Folge. Hier geht es darum, sich interessante Aspekte herauszupicken und zu schauen, wie wir diese verständlich aufbereiten können. Dazu gehört auch die Erklärung von Fachbegriffen. Zwischen Vorgespräch und Aufnahme liegen meistens ein bis zwei Wochen. Nach der Aufzeichnung geht es in die Postproduktion.
Das klingt nach einem professionellen Ablauf. Ihr kommt ja aus verschiedenen Studienrichtungen, die nicht unbedingt mit Medientechnik in Berührung kommen. Wie habt ihr euch die Fähigkeiten angeeignet?
Niederschuh: Wir haben den ASQ-Medienpass als eine Art Vorbereitungskurs gemacht. Da wird man in alle technischen Möglichkeiten eingewiesen, die der Uni zur Bearbeitung von Bild und Ton Verfügung stehen. Ansonsten haben sich Fabian Link, der Initiator und Moderator des Podcasts, und Arne Arend als Leiter des Arbeitskreises wirklich eingearbeitet in den Technik-Dschungel. Also zum Beispiel, welche Mikrofone gebraucht werden, welches Schnittprogramm sich am besten eignet und wie wir die Website gestalten.
Technik und Theorie sind ja das eine…
Freier: Wir hatten am Anfang natürlich auch nicht immer einen Plan und haben uns Schritt für Schritt herangetastet. Die Aufgaben im Team sind mittlerweile gut aufgeteilt. Trotzdem lernen wir mit jeder Folge dazu. Wir haben zum Beispiel auch mal eine Sprechwissenschaftlerin gefragt, ob sie sich die Folgen anhören und uns ihre Eindrücke mitteilen kann, damit wir uns verbessern können. Nach jeder Folge reflektieren wir dann: Was hat funktioniert? Gab es Probleme? Wie war die Gesprächsdynamik? Da steckt auch mit die meiste Arbeit drin, denke ich.
Arbeit ist das Stichwort: Wie aufwendig ist denn der Podcast in der Produktion?
Niederschuh: Unser Ziel ist es, jeden Monat eine Folge hochzuladen. Es hat schon den Umfang von einem Nebenjob, würde ich sagen. Ich bin für die Transkription der Audiodatei verantwortlich. Dafür brauche ich eigentlich immer einen Monat – neben Uni, Arbeiten gehen, Familie und Freunden. Als eigenständiges Projekt haben wir aber keinen nennenswerten Leistungsdruck. Sollte eine Aufzeichnung mal nicht funktionieren, weil sich zum Beispiel kein schneller Termin mit dem Interviewpartner findet, dann pausiert der Podcast auch mal.
Nach fast zwei Jahren UnderDocs: Wie ist euer Resümee?
Niederschuh: Die ursprüngliche Idee war, es überhaupt hinzubekommen, den Podcast komplett alleine auf die Beine zu stellen. Es ist echt cool, dass wir schon 20 Folgen rausgebracht haben. Deswegen bin ich sehr stolz auf unser Team. Unser Podcast ist speziell, er ist nicht für jeden was und das wissen wir. Und das ist okay so. Daher freuen wir uns umso mehr über die zunehmende Zahl an Zuhörerinnen und Zuhörern. Es dürfen gerne noch mehr werden.