"Wir sind dazu bereit, unseren Beitrag zu leisten"
Wie sieht die Zukunft der Lehrer*innenbildung in Sachsen-Anhalt aus? Diese Frage stand im Zentrum der Diskussion am Montag, zu der die Universitäten Halle und Magdeburg zusammen mit der Hochschulgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Halle eingeladen hatte. Die Diskussionsrunde hatte unter anderem das Ziel, dem Mangel an Lehrkräften im Land entgegenzuwirken, und fand bereits zum zweiten Mal statt. „Es sind drei Jahre vergangen und man hat nicht den Eindruck, dass sich die Situation verbessert hat“, zog Bertolt Marquardt, Sprecher der GEW-Hochschulgruppe in Halle, in seiner Einleitung das etwas ernüchternde Fazit.
Zu Beginn der Podiumsdiskussion, die auf Grund der Corona-Pandemie ohne Publikum stattfand, konnten die Politikerinnen und Politiker Madeleine Linke (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Lydia Hüskens (FDP), Thomas Lippmann (Linke), Dr. Katja Pähle (SPD) und Marco Tullner (CDU) ihre Sicht auf die Bildungspolitik des Landes geben. Im Anschluss daran diskutierten die auf Monitore zugeschalteten Politikerinnen und Politiker gemeinsam mit den Rektoren Prof. Dr. Christian Tietje (MLU) und Prof. Dr. Jens Strackejan sowie mit der GEW-Vorsitzenden Eva Gerth und dem Professor für Grundschuldidaktik an der MLU Dr. Michael Ritter über Studienplatzkapazitäten, die Finanzierung der Lehrerausbildung und die Qualität der Ausbildung, beispielweise im Hinblick auf die Digitalisierung.
In einem Punkt waren sich die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer dabei weitestgehend einig: Es gibt zu wenig Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt und die bisherigen Maßnahmen, das zu ändern, reichen nicht. Doch während Bildungsminister Marco Tullner auf die bereits erhöhten Studienplatzkapazitäten hinwies und sich eine stärkere Zusammenarbeit auf nationaler Ebene wünschte, nahmen die Hochschulrektoren Prof. Dr. Christian Tietje von der Universität Halle und Prof. Dr. Jens Strackeljan von der Universität Magdeburg das Land in die Pflicht. Die Uni Halle sei gerne bereit, die Kapazitäten wie mit dem Bildungsministerium besprochen noch weiter zu erhöhen – von derzeit angestrebten 800 Studienanfängern auf 1.000 – so Tietje, aber: „Leider ist es bislang nicht zu Gesprächen über zusätzliche finanzielle Mittel gekommen.“ Nur die Grundkapazität von 550 Studierenden im Erstsemester sei ausfinanziert, für zusätzliche Kapazitäten stelle das Land lediglich mehr Gelder für Personal zur Verfügung. Es brauche aber auch zusätzliche Räume oder zusätzliche Technik. „Wir sind dazu bereit, unseren Beitrag zu leisten“, so der Rektor. Irgendwann sei jedoch das „Ende der Fahnenstange“ erreicht. Auch Strackeljan plädierte dafür, im nächsten Grundhaushalt des Landes entsprechende finanzielle Mittel zu beschließen und ergänzte, dass etwa das Wissenschaftsministerium größere Freiheiten bräuchte, um diese Mittel schnell bereitstellen zu können – ohne jedes Mal das Finanzministerium fragen zu müssen.
Neben der Finanzierung weiterer Studienplätze war auch die vor einigen Wochen von Tullner ins Gespräch gebrachte Pädagogische Hochschule ein Diskussionspunkt. Außerdem ging es um die Frage, wie nicht nur die Zahl der Studienanfänger sondern auch der Absolvierenden erhöht werden könne und wie die Arbeitsbedingungen besonders im ländlichen Raum attraktiver werden können.
Die Podiumsdiskussion wurde live aufgezeichnet und kann hier nachgeschaut werden: