KlimaPlanReal: Energiesparen im Proteinzentrum
Das erste Transferlabor steht gerade kurz vor dem Abschluss – aber was ist überhaupt ein Transferlabor und welche Rolle spielt es im Projekt „KlimaPlanReal“?
Miene Gastinger: Innerhalb des Projekts hat der Hochschulklimarat im vergangenen Jahr den Klimaplan für die MLU mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen entwickelt, die den Weg zur Klimaneutralität der Universität unterstützen können. Die beiden Transferlabore sind der nächste Schritt: In ihnen sollen konkrete Maßnahmen festgelegt und mit Projektmitteln umgesetzt werden. Für das im Februar gestartete erste Labor zum Schwerpunkt Energie haben wir ein interdisziplinäres Transferteam gebildet, das das Proteinzentrum als Pilotgebäude ausgewählt und dessen Direktoren einbezogen hat. Bestandteil der Arbeit waren auch zwei Workshops vor Ort, in denen sich Teilnehmer*innen mit einer Expertin austauschen konnten, die zu Nachhaltigkeit in Laboren arbeitet. Zudem gab es einen Ideenwettbewerb und im Eingangsbereich soll ein Monitor angebracht werden, um den aktuellen Energieverbrauch anzuzeigen.
Warum haben Sie das Proteinzentrum ausgewählt?
Zum einen haben wir dort alle Nutzungsformen unter einem Dach: vom Labor bis zum Sekretariat. Dort arbeiten also Wissenschaftler*innen, wissenschaftsunterstützendes Personal und Studierende – und uns war es wichtig, dass sich Menschen aus verschiedenen Mitgliedergruppen der Universität einbringen können. Außerdem haben der Gesamtenergieverbrauch und das Einsparpotenzial eine Rolle gespielt. Im Proteinzentrum wird mit energieintensiven Geräten geforscht und in Reaktion auf die befürchtete Gas- und Energieknappheit im vergangenen Jahr gab es dort bereits sehr hohe Einsparungen beim Wärme- und Stromverbrauch. Das Gebäude hat also viel Potenzial.
Sie haben den Ideenwettbewerb genannt. Wie ist dieser abgelaufen?
Wir haben Kontakt zu den Arbeitsgruppen vor Ort aufgenommen – dort weiß man am besten, wie Energie gespart werden kann. Schon bei unserer Ankündigung gab es erste Vorschläge. Alle Ideen konnten dann in ein Online-Tool eingetragen werden. Abgefragt wurden dabei für jede Maßnahme: Einsparungs- und Verstetigungspotential, laufende und einmalige Kosten, positive und negative Auswirkungen und Hürden für die Umsetzung. Anschließend hat eine Jury alle Einreichungen auf einer Punkteskala bewertet.
Welche Ideen wurden prämiert und für die Umsetzung ausgewählt?
Aus den insgesamt dreizehn Ideen sind es zwei mit einer ähnlich hohen Gesamtpunktzahl. Zum einen sollen Drehthermostate an den Heizkörpern durch programmierbare Thermostate ausgetauscht werden, um die Heizung bedarfsgerechter einstellen zu können. Zum anderen soll die Temperatur in Ultratiefkühlgeräten dort, wo das möglich ist, von minus 86 Grad Celsius auf minus 80 Grad Celsius erhöht werden. Allein durch diese Maßnahme könnten rund 15 Prozent des Energieverbrauchs dieser Geräte eingespart werden. Auch eine Optimierung der Auslastung ist ein Thema. Ein einzelnes Ultratiefkühlgerät verbraucht ungefähr so viel Strom wie ein durchschnittlicher Dreipersonenhaushalt. Da ist es sinnvoll, zum Beispiel öfter zu kontrollieren, ob wirklich alle Proben noch aufbewahrt werden und alle Geräte laufen müssen. Ich finde es ein schönes Zusammenspiel, dass die Jury eine technische und eine verhaltensverändernde Maßnahme kombiniert hat.
Wie geht es jetzt mit KlimaPlanReal weiter?
Wir wollen das erste Transferlabor mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung am 26. November im Proteinzentrum beenden. Dort sollen alle Interessierten noch einmal zum Thema ins Gespräch kommen, im Dezember soll dann die Umsetzung beginnen. Anfang 2025 starten wir unser zweites Transferlabor zum Thema Dienstreisen. Wir möchten uns Anreize und Vorschläge überlegen, um Flugreisen zu reduzieren und Dienstreisen insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Wer dabei mitarbeiten möchte, kann sich bis zum 9. Dezember unter nachhaltigkeit@uni-halle.de oder bei mir persönlich melden.
Das Projekt „KlimaPlanReal“
„KlimaPlanReal“ ist ein Verbundprojekt von fünf Hochschulen in Sachsen-Anhalt: Die Universität Magdeburg als Koordinatorin, die MLU und die Hochschulen Anhalt, Harz und Magdeburg-Stendal haben sich zusammengeschlossen, um Wege zur Treibhausgasneutralität zu entwickeln und auch zu gehen. Nach einer Status-Quo-Analyse hat ein eigens gebildeter Hochschulklimarat eine Reihe von Vorschlägen entwickelt und im November 2023 den Klimaplan für die MLU an die Rektorin übergeben. Im Rahmen von Transferlaboren werden erste Vorschläge umgesetzt. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
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