Zehn Jahre Zentrum für Lehrerbildung: Eine Anlaufstelle für alle Lehramtsstudierenden
Dieses Jahr feiert das Zentrum für Lehrerbildung zehnjähriges Jubiläum. Was gab damals den Anlass, das ZLB zu gründen?
Thomas Bremer: Die Umstrukturierung der Studiengänge im Zuge der Bologna-Reform gab den Anstoß. Im Zuge dessen wollte man an der Uni Halle auch einen zentralen Anlaufpunkt für die Lehramtsstudierenden einrichten. Damals stand zur Debatte, ob man eine School of Education gründet, bei der man alle Didaktiken und Erziehungswissenschaften in einer gesonderten Fakultät vereint. Diese Pläne wurden aber schnell ad acta gelegt. Und damit blieb nur die Option ein Zentrum zu gründen, das quer zu den Fakultäten liegt und die Belange der Lehramtsstudierenden bündelt.
Marie-Theres Müller: Wir hatten früher nie die Gewissheit, ob wir alle Studierenden erreichen. Das änderte sich mit dem neu eingerichteten Zentrum für Lehrerbildung. Wir haben unsere Arbeit aufgenommen, als sich die ersten Studierenden für die modularisierten Lehramtsstudiengänge mit Staatsexamen eingeschrieben haben.
Was sind die Aufgaben des ZLB? Welche Angebote gibt es für die Studierenden?
Müller: Wir vereinen das Praktikumsbüro und das Prüfungsamt für Lehrämter unter dem Dach des ZLB. Außerdem gibt es hier die Stellen für Kommunikation und Inklusion sowie die Alumni-Stelle. Darüber hinaus haben wir verschiedene Projekte im Haus, unter anderem die Qualitätsoffensive Lehrerbildung mit KALEI. Zum Tagesgeschäft gehört auch die Studienberatung in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen an der Uni. Außerdem sind wir die Anlaufstelle für Notlagen, wenn sich Studierende beispielsweise neu orientieren wollen, was die Schulformen und Fächer angeht. Ein weiterer Bestandteil unserer Arbeit ist die Konzeption von Studiengängen. Alle Entscheidungen dazu treffen wir im Direktorium. Und vor allem sind wir die Verbindungsstelle von der Universität zum Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt und dem staatlichen Landesprüfungsamt für Lehrämter .
Bremer: Wir bieten auch ein vielfältiges Studienbegleitprogramm an. So sind wir zum Beispiel stolz darauf, dass wir einen Stimmcheck im Programm haben. Die Stimme ist schließlich für zukünftige Lehrer sehr bedeutend und die Studierenden nehmen das Angebot gerne in Anspruch.
Wenn Sie auf die vergangenen zehn Jahre zurückblicken: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Meilensteine des ZLB?
Müller: Aus meiner Sicht ist der größte Meilenstein, dass wir vor zwei Jahren bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung berücksichtigt wurden. Und rückblickend ist es toll zu sehen, dass die Ordnungen für die Studiengänge funktionieren. Außerdem konnten wir die Anzahl der Lehramtsstudierenden steigern. Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir immer mit den Erfordernissen der Zeit mithalten konnten. Ich nenne nur das Thema Inklusion: Als das aufkam und wir entsprechend für das Lehramt etwas initiieren sollten, ist uns das gut gelungen. Oder als 2015 viele Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund kamen, haben wir schnell reagiert. Nicht nur mit dem Ergänzungsstudiengang Deutsch als Zweitsprache, sondern mit vielen Kursen, die unsere Studierenden nutzen können.
Kommt es vor, dass sich andere Zentren für Lehrerbildung mit Ihnen austauschen und Tipps holen?
Müller: Ja, es gibt zum Beispiel ein jährliches Bundestreffen. Wir arbeiten zudem eng mit den Zentren in Jena, Leipzig und Magdeburg zusammen. Durch das KALEI-Projekt ist die Zusammenarbeit außerdem auf einem ganz anderen Level mit den Zentren für Lehrerbildung angekommen.
Bremer: Neuerdings haben wir verstärkt internationale Kontakte. Wir haben jetzt zum zweiten Mal eine Delegation aus Japan gehabt, die sich über Migrations- und Flüchtlingsfragen im Lehramt informiert hat. Eine Delegation aus den USA war in diesem Jahr zu Besuch, die in Lehramtsproblemen ausdrücklich mit uns zusammenarbeiten will, und Kollegen aus der Mongolei waren hier.
Gibt es Herausforderungen, vor denen das ZLB zukünftig stehen wird?
Bremer: Die große Herausforderung ist momentan der Lehrermangel. Denn in den nächsten fünf bis zehn Jahren beschäftigt uns die Frage der Unterschätzung des Bedarfs überall in der Republik. Was dazu führt, dass wir aus dem Stand mehr Studierende ausbilden sollen. Das muss zusätzlich finanziert werden und Lehrer werden nicht von einem Jahr auf das andere fertig. Uns beschäftigt auch, wie man den Bedarf mit Quer- und Seiteneinsteigern füllen kann.
Müller: Dabei ist uns besonders die Qualität wichtig. Fachwissen alleine reicht nicht, Didaktik und das pädagogische Wissen gehören auch dazu.
Bremer: Was uns außerdem beschäftigt, ist die Frage nach den Finanzierungen. Wir bekommen vor allem Gelder aus dem Hochschulpakt. Und derzeit ist nicht richtig klar, wie es mit diesen Mitteln in den Verhandlungen mit Bund und Ländern weitergeht.
Wie kann und darf es mit dem ZLB in Zukunft weitergehen?
Bremer: Wir waren immer in der Lage, auf politische Vorgaben und aktuelle Entwicklungen einzugehen. Aus unserer Sicht darf es gerne so positiv weitergehen.
Müller: Unsere Wünsche sind erfüllt worden, als wir hier in der Dachritzstraße Heimat gefunden haben. Außerdem bekommen wir viel Unterstützung aus dem Rektorat. Aus meiner Sicht darf es so gut bleiben.
Am 15. November findet die Jahrestagung des ZLB statt. Sie steht unter dem Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung im Lehramtsstudium“ und beginnt um 9.30 Uhr in der Aula des Löwengebäudes am Universitätsring 11. Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt Marco Tullner wird die Gäste mit einer Festrede begrüßen.
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