Historisches Quartett: Institut für Geschichte feiert 150-jähriges Bestehen

16.10.2025 von Tom Leonhardt in Campus, Varia
Zu Semesterbeginn am 21. Oktober 1875 wurde das Historische Seminar der Königlichen Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg gegründet. Mit einer besonderen Veranstaltung möchten die Angehörigen des heutigen Instituts für Geschichte am Dienstag, 21. Oktober 2025, an dessen Historie und Wegbegleiter erinnern. Der Historiker Prof. Dr. Andreas Pečar erklärt im Interview die Idee.
Blick auf den Steintor-Campus. Hier hat das Institut für Geschichte heute seinen Sitz.
Blick auf den Steintor-Campus. Hier hat das Institut für Geschichte heute seinen Sitz. (Foto: Maike Glöckner)

Herr Pečar, zum 150. Geburtstag veranstaltet das Institut für Geschichte ein „Historisches Quartett“. Was erwartet die Gäste?
Andreas Pečar: Die Gäste können sich freuen auf vier Mitglieder des Instituts, die engagiert über vier ganz unterschiedliche Texte debattieren werden, die alle von Mitgliedern des Instituts in den vergangenen hundert Jahren geschrieben worden sind. Es wird darum gehen, ob uns diese Interpretationen von Geschichte heute noch etwas zu sagen haben oder nicht. Und da wir uns mit vergangenen Geschichtsdeutungen von HistorikerInnen unseres Instituts beschäftigen, entsteht auf diese Weise zugleich ein Bild von der Geschichte unseres Instituts selbst. 

Andreas Pečar
Andreas Pečar (Foto: Markus Scholz)

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Das Ziel war, den Blick auf die Vergangenheit eines Instituts, das zugleich ein akademisches Lehr- und Forschungsfach repräsentiert, in einer Veranstaltung zu bündeln, die möglichst breit besucht werden kann, vor allem von unseren Studierenden. Und da es bei Lehre und Forschung im Fach Geschichte um die Diskussion über die Plausibilität von Vergangenheitsdeutungen geht, ist ein Blick auf die Vielfalt solcher Deutungen an einem Ort, aber quer durch die Zeiten eine Möglichkeit, die Geschichte erfahrbar zu machen und zugleich zur Diskussion zu stellen. Und das berühmte Vorbild, das literarische Quartett unter Marcel Reich-Ranicki, zeigt, dass eine solche Veranstaltung auch unterhaltsam sein kann – ob uns das am 21. Oktober auch gelingen wird, ist eine spannende Frage. 

Wie haben Sie die Texte ausgewählt? 
Zuerst haben wir im Institut vier Freiwillige identifiziert, die sich bereit erklärt haben, sich aufs Podium zu setzen. Es freut mich sehr, dass auf dem Podium Professoren, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen vertreten sind. Danach hatte jeder den Auftrag, nach seinem „Lieblingstext“ zu fahnden, den er gerne zur Diskussion stellen möchte. Es sollten Texte sein, die zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben wurden – die Auswahl reicht von 1920 bis in die 1980er Jahre. Und es sollten darin unterschiedliche Geschichtsvorstellungen erkennbar werden – auch dies dürfte wohl gegeben sein.

Was zeichnet die Geschichte des Instituts aus? 
Die Geschichte des Instituts der vergangenen 150 Jahre spiegelt eine wissenschaftliche Praxis in sehr unterschiedlichen politischen Systemen, in denen jeweils sehr unterschiedliche Geschichtsbilder und Vorstellungen von der Aufgabe der Geschichtswissenschaft Konjunktur hatten: die Monarchie in Preußen und dem deutschen Kaiserreich, die Demokratie nach Ende des Ersten Weltkrieges, dann die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, schließlich die DDR und nach der friedlichen Revolution unsere Gegenwartsgesellschaft. Die Universität als Institution und die darin wirkenden Menschen – auch in der Geschichtswissenschaft – konnten sich von diesem politischen Rahmen nicht gänzlich frei machen und wollten dies häufig auch gar nicht. Auch daher sind die Perspektiven auf Geschichte so unterschiedlich. Allerdings unterscheidet sich Halle hierin nicht von anderen historischen Instituten deutscher Universitäten. Nur kann nicht jedes dieser Institute auf eine hundertfünfzigjährige Geschichte zurückblicken – wir schon, und das gilt es zu feiern.

Zur Veranstaltung: 

Das Historische Quartett. 150 Jahre Institut für Geschichte an der MLU
Donnerstag, 21. Oktober, 18 Uhr
Steintor-Campus, Hörsaal I
Adam-Kuckhoff-Str. 35
06108 Halle (Saale)

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Geschichte

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