Zwei Historiker entzaubern die Helden der Aufklärung

21.07.2016 von Corinna Bertz in Rezension, Wissenschaft
Demokratie, Menschenrechte, Toleranz – die Ursprünge unserer heutigen Werte und Normen sind in der Aufklärung zu suchen, heißt es meist. Aber waren die großen Denker des 18. Jahrhunderts ihrer Zeit tatsächlich so weit voraus? Waren sie frei von den damals weitverbreiteten Auffassungen, die wir heute als rassistisch, sexistisch oder kolonialistisch empfinden? – Das waren sie nicht, sagen Prof. Dr. Andreas Pečar und Dr. Damien Tricoire in ihrem Buch „Falsche Freunde“.
Buchcover
Buchcover (Foto: Campus-Verlag)

Mit ihrer Streitschrift wenden sich der Professor für die Geschichte der historischen Neuzeit und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter gegen einen aktuellen Trend in der Aufklärungsforschung: Die alten Schriften werden heute stets mit den Maßstäben der Moderne gemessen; der historische Kontext bleibt dabei oftmals außen vor. Die Texte müssten wissenschaftlich in die damalige Zeit eingeordnet werden, ohne zugleich über sie zu urteilen, fordern die Autoren. Ganz gleich, wie vertraut uns viele Begriffe und Konzepte von Aufklärern sein mögen – genauer betrachtet sind sie uns heute fremd, schreiben Pečar und Tricoire.

In sechs Kapiteln analysieren sie die Texte berühmter Denker wie Voltaire, Hume und Kant und die darin enthaltenen Vorstellungen von Toleranz,  Rassen, Sklaverei oder dem Frauenbild. Dabei entzaubern sie den ein oder anderen „Propheten der Moderne“ und liefern dem Leser zugleich einen aufschlussreichen Blick in eine Zeit, über die noch längst nicht alles gesagt ist.

► Andreas Pečar / Damien Tricoire: Falsche Freunde. War die Aufklärung wirklich die Geburtsstunde der Moderne? Frankfurt M. 2015, 231 S., 24,90 Euro, ISBN 978-3593504742

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