„Wären wir Holzfäller, hätten wir keine Rückenprobleme“
Das Kraft-Analyse-Gerät kann Studenten und Uniangehörigen zu einer gesunden Rückenmuskulatur verhelfen. Dafür ist erstmal viel eigener Kraftaufwand nötig. „Sie werden warm dabei“, hatte mir Braunroth prophezeit. Er sollte Recht behalten. 210 Newton habe ich gerade mit meinen linksseitigen Rückenmuskeln („Rumpf Lateralflexion links“) in das Polster gedrückt. Gemessen wird die Kraft der gesamten Muskelkette. 21 Kilo immerhin. Das Optimum liegt bei 22.
Über 1000 Studenten und Mitarbeiter haben sich in den vergangenen zehn Jahren in das Gerät mit der Aufschrift „Back Check by Dr. Wolff“ klemmen lassen, um herauszufinden, wie es um ihre Rückenmuskulatur steht. „Nach einem Test weiß man, wo die Schwachstellen liegen und kann diese Muskelbereiche gezielt trainieren – und nach einem halben Jahr dann kontrollieren, wie gut das Training angeschlagen hat“, erläutert der Unisporttrainer.
Dazu werden die Messwerte und weitere Daten der Testperson (Größe, Gewicht etc.) gespeichert. Bei jeder weiteren Messung können die Ergebnisse dann verglichen werden. „Mittlerweile haben wir sehr viele Vergleichsdaten. Die werden zum Beispiel auch für Diplomarbeiten genutzt.“ Heute kommen meine Messwerte hinzu.
"Wir sind nicht zum Sitzen geboren"
In sechs verschiedenen Positionen schraubt Braunroth die Polster auf Schulter- und Beckenhöhe fest. „Damit stellen wir sicher, dass auch wirklich nur die Muskelkette angespannt wird, die gemessen werden soll.“ Ich drücke mal nach links, mal nach rechts, mal nach vorne und nach hinten. Drei „Drücke“ werden von jeder Einstellung gemessen. Das heißt insgesamt 18 Mal: „Vom Polster weggehen. Einatmen. Kontakt aufnehmen. Und jetzt Druck! Druck! Druck!“ Und Pause. „Muskeln ausschütteln.“
Als Kursleiter für Fitness-Krafttraining, Handball, Tauchen und Skifahren hat Detlef Braunroth Generationen von Studierenden betreut. Seit 1986 arbeitet er am Universitätssportzentrum. "Rein physisch ist das Niveau immer schlechter geworden“, stellt der 52-Jährige fest. Er macht dafür vor allem das veränderte Freizeitverhalten verantwortlich. „Man sollte dafür sorgen, dass sich Kinder wieder jeden Tag bewegen.“ Büroarbeiter müssten hingegen selbst für eine Kräftigung ihrer Muskulatur sorgen, denn während der Arbeitszeit werden die Muskeln eindeutig zu wenig beansprucht.
„Wir sind nun mal nicht zum Sitzen geboren. Wären wir alle Holzfäller, hätten wir keine Rückenprobleme“, ist Braunroth überzeugt. Ein gezieltes Krafttraining ist notwendig, um die stundenlange Sitzhaltung zu kompensieren. „Zwischen allen Muskelgruppen sollte ein ausgewogenes Verhältnis herrschen.“ Idealerweise auf hohem (Kraft-)Niveau. Deshalb wird beim „Back Check“ die Kraftfähigkeit verschiedener Muskelketten miteinander verglichen.
Fünf Kilo mit dem „Abdominal Crunch“
Rückenschmerzen können unter anderem aus einem Missverhältnis zwischen einzelnen Muskelgruppen resultieren“, erläutert der Fachmann. „Wenn zum Beispiel die hintere Schultergürtelmuskulatur sehr viel schwächer ausgeprägt ist als die Brustmuskulatur, kann das auch die Ursache für eine Neigung zum Rundrücken sein.“ Auch meine Rückenhaltung könnte besser sein. Gespannt warte ich deshalb nach dem letzten „Druck“ auf die Testergebnisse.
Die Software wird mit den letzten Daten gefüttert (Trinker? Raucher? Sportlich aktiv?), dann spuckt der Computer das Resultat aus. Alles in Ordnung mit meinem oberen Rücken – das Kraftverhältnis von Brust- und Schultermuskulatur ist optimal. Auch die seitlichen Rückenmuskeln liegen noch im grünen Bereich. Der Nachholbedarf besteht an anderer Stelle: „Das Verhältnis zwischen den unteren Rücken- und Bauchmuskeln stimmt, das Niveau ist aber mittelmäßig“, diagnostiziert der Experte.
Die Fitnessgeräte zur Verbesserung dieser Muskeln stehen im Raum nebenan. Sie heißen „Abdominal Crunch“ oder „Lower Back“. Hier fühlen sich fünf Kilo – mit dem unteren Rücken gehoben – eher wie 15 an. Meinem Rücken zuliebe sollte ich regelmäßig daran trainieren und die Gewichte allmählich steigern. „Da reicht schon eine Viertelstunde“, sagt Braunroth, der selbst seit 35 Jahren Krafttraining macht. „Wichtig ist, dass Sie wirklich jede Woche zweimal vorbeikommen.“
Zweimal in der Woche für eine Viertelstunde! Gibt es denn keine Sportart, die er mir stattdessen empfehlen kann? „Klettern trainiert zum Beispiel viele Rückenmuskeln. Es gibt aber keine Sportart, die alle Anforderungen erfüllt. Entscheidend ist das gezielte Kräftigen“, sagt der Trainer nachdrücklich. Dass ich seinen Worten Folge leisten sollte, verrät mir auch der Muskelkater, der nach meinem ersten „Back Check“ noch ein paar Tage anhält.
"Back Check" im Universitätssportzentrum:
Das USZ bietet eingeschriebenen Mitgliedern die Möglichkeit eines trainingsbegleitenden Rückenchecks. Termine können vor Ort (von Seckendorff-Platz 2) oder per Telefon unter 0345 5524417 mit Trainern abgestimmt werden. Ab dem 23. März werden auch feste Termine angeboten.