Treibhausgasbilanz der MLU vorgestellt
Im Januar dieses Jahres hatte die Gruppe „End Fossil – Occupy“ den größten Hörsaal im Audimax besetzt und verschiedene Forderungen an die MLU gerichtet. Die Gruppe setzt sich für Klimagerechtigkeit ein. Eine der Forderungen war, dass die Universität ihre Anstrengungen erhöhen soll, klimaneutral zu werden. Ausgangspunkt dafür, diese Anstrengungen abzubilden, ist die Erstellung einer Treibhausgasbilanz für die Universität. Diese wurde nun zum Auftakt der Klimabildungswoche im Sommersemester 2023 von Frederik Bub vom Nachhaltigkeitsbüro der Universität vorgestellt.
Die Bilanz gibt den Verbrauch von sogenannten CO2-Äquivalenten der MLU für das Jahr 2021 aus. Diese sind eine Art Maßeinheit, um die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase einheitlich darstellen zu können. Erstellt wurde die Bilanz gemeinsam mit der EVH GmbH. Eingeflossen sind Angaben zum Strom- und Wärmeverbrauch, zum Fuhrpark der Universität sowie zum Verbrauch an Kältemitteln. Letztere gelten als besonders klimaschädlich. Nicht berücksichtigt werden konnten in dieser ersten Bilanz sämtliche Werte der Medizinischen Fakultät sowie die Emissionen für Dienstreisen, die Pendelmobilität, für Beschaffung und Ernährung. Diese Daten lagen zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht vor. Für die MLU habe man sich am „Greenhouse Gas Protocol“ orientiert, einem weltweiten Standard zur Erstellung solcher Berichte.
Am Ende stehen somit 14.084 Tonnen CO2-Äquivalente für das Jahr 2021. Eine große Summe, wenn man bedenkt, dass eine Person in Deutschland pro Monat eine Tonne verbraucht – auf dem Afrikanischen Kontinent liegt der Verbrauch sogar nur bei einer Tonne pro Person und Jahr. Etwas mehr als die Hälfte der MLU-Bilanz, 7.417 Tonnen, geht dabei auf den Wärmebedarf zurück, dicht gefolgt vom Stromverbrauch mit 6.451 Tonnen. Die größten Verbraucher waren 2021 die Uni-Institute auf dem Weinberg Campus inklusive des Campus-Bereichs Heide-Süd; etwa zwei Drittel aller CO2-Äquivalente werden hier umgesetzt. Das ist nicht überraschend, hat die Universität doch hier ihre naturwissenschaftlichen Institute konzentriert, die häufig aufwändige Geräte, Anlagen und Labore betreiben. Auch das IT-Service-Zentrum hat hier seinen Sitz.
Zwar liegen noch keine Zahlen für das zurückliegende Jahr vor, es ist aber laut Bub davon auszugehen, dass die Universität ihren CO2-Fußabdruck bereits deutlich reduziert hat. Seit 2022 bezieht die MLU ausschließlich Ökostrom, der in der Bilanz als klimaneutral gewertet wird. „Ein erster großer Schritt in Richtung Klimaneutralität ist damit gemacht. Die anderen dürften aber deutlich schwerer fallen“, so Bub. Er meint damit, dass es beim Wärmebezug deutlich schwieriger sein wird, derartig große Einsparungen schnell zu erreichen. Aber immerhin: Vorläufige Zahlen zeigen, dass es der Universität und ihren Angehörigen für den Zeitraum von September bis Dezember 2022 gelungen ist, den Verbrauch von Wärme und Strom im Vergleich zum Vorjahr teilweise deutlich zu reduzieren.
Wie diese ersten Befunde genutzt werden können, um die Universität Halle künftig möglichst komplett klimaneutral zu gestalten, soll auch im neu zu gründenden Hochschulklimarat diskutiert werden. Diesen stellte Florian Döhle vor, Koordinator für das Projekt „KlimaPlanReal“ an der Universität. Im Rahmen seiner Arbeit soll der Klimarat möglichst viele Perspektiven aus möglichst vielen Gruppen der Universität bündeln und gemeinschaftlich Maßnahmen vorschlagen.
Das Nachhaltigkeitsbüro hat die Treibhausgasbilanz im Detail hier veröffentlicht.