Wie Reproduktionen Kunst vermitteln: Studierende gestalten Ausstellung

26.06.2025 von Susann Trapp in Campus, Studium und Lehre
Welche Möglichkeiten und Herausforderungen ergeben sich bei der Reproduktion von Kunstwerken? Wie funktionierte schon im 19. Jahrhundert die universitäre Lehre mit kleinen, meist in Schwarz-Weiß gehaltenen Reproduktionsgrafiken? Diesen Fragen widmen sich sechs Studierende der Kunstgeschichte in der neuen Ausstellung der Zentralen Kustodie: „Die gedruckte Galerie. Grafik in der Universität“.
Vorbereitungen für die Ausstellung: Angelika Marinovic, Jörg Holzmann und Hannah Henkel im Sonderausstellungsraum
Vorbereitungen für die Ausstellung: Angelika Marinovic, Jörg Holzmann und Hannah Henkel im Sonderausstellungsraum (Foto: Maximilian Kümmerling)

Bis sich die Fotografie durchsetzte, waren Kupferstiche und Radierungen die wichtigsten Reproduktionstechniken für Kunstwerke. In Lehr- und Studiensammlungen ersetzten sie das oft weit entfernte oder zu Privatsammlungen gehörende und damit nicht zugängliche Original. Eine kunstgeschichtliche Ausbildung an den Universitäten wurde so erst möglich. Heute zählt das 1820 gegründete Kupferstichkabinett der MLU zu den ältesten und umfangreichsten Druckgrafiksammlungen an deutschen Universitäten. „Da lag es nahe, wieder auf die Sammlung unserer Universität aufmerksam zu machen“, sagt Dr. Angelika Marinovic vom Institut für Kunstgeschichte, Archäologien und Klassische Altertumswissenschaften der MLU. Gemeinsam mit sechs Masterstudierenden der Kunstgeschichte und in Kooperation mit Uni-Kustos Dr. Dirk Schaal hat sie in einem zwei Semester dauernden Seminar die neue Ausstellung „Die gedruckte Galerie. Grafik in der Universität“ entwickelt.    

Im ersten Teil des Seminars befassten sich Isabell Bersiner, Celina Gibbert, Hannah Henkel, Nico Hegner, Lisa Hennicke und Jörg Holzmann mit den druckgrafischen Techniken. Sie definierten vier Werkkategorien, die durch Druckgrafiken vermittelt wurden: Zeichnungen, Gemälde des Hochrenaissance-Malers Tizian, Skulpturen sowie gemalte oder skulpturale Porträts von Künstlerinnen und Künstlern. Aus jedem dieser Bereiche wählten sie bis zu fünf Druckgrafiken aus. Der anschließende Vergleich von Fotos der Originale mit den Druckgrafiken machte deutlich, wo die Bildkompositionen verändert wurden: zum Beispiel in Farbe, Licht- oder Raumwirkung. Einen Teil der so gewonnenen Erkenntnisse präsentieren die Studierenden in den Objekttexten der Ausstellung.  Im Herbst, kündigt Marinovic an, sollen ausführlichere Texte als Katalog erscheinen.

Das Seminar bot zudem Möglichkeiten zum Austausch mit Experten: Mit Philipp Jahn, Kurator im halleschen Kunstmuseum Moritzburg, diskutierten die Studierenden Konzept, Umsetzung und Schwierigkeiten der von ihm kuratierten Ausstellung „Frührenaissance in Mitteldeutschland“.  MLU-Kustos Dirk Schaal führte in Themen wie Ausstellungsplanung und -texte sowie unterschiedliche Inszenierungen ein. Und Grafiker Jo Schaller präsentierte seine Entwürfe zur Gliederung des Ausstellungsraumes für „Die gedruckte Galerie. Grafik in der Universität“. Er griff dabei die Anregungen der Studierenden auf.  

„Ich finde es sehr bemerkenswert, wie konzentriert und enthusiastisch die Studierenden dabei waren und sich mit dem Projekt identifizieren“, sagt Seminarleiterin Marinovic. Im Dialog mit ihnen entstand auch die Idee, die Ausstellung um gegenwärtige Kunst zu ergänzen und damit einen weiteren visuellen Reiz zu setzen. Denn: Kupferstiche, Radierungen und andere druckgrafische Techniken haben nicht immer das vorrangige Ziel, ein Werk zu reproduzieren. Die Techniken werden auch heute noch für eigenständige Kunstwerke genutzt. Wie das aussehen kann, präsentiert der Hallesche Kunstverein mit Grafiken des aus Halle stammenden Künstlers Moritz Götze.
 

Die Ausstellung „Die gedruckte Galerie. Grafik in der Universität“
Löwengebäude, 1. OG, Sonderausstellungsraum
Universitätsplatz 11, 06108 Halle (Saale)
Eröffnung am Dienstag, 1. Juli 2025, 18 Uhr (mit Anmeldung unter kustodie@uni-halle.de)
Öffnungszeiten vom 2. Juli bis 9. November 2025: Mittwoch bis Sonntag 13 bis 18 Uhr
Eintritt frei

Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 4. Juli führen die Studierenden zwischen 17.30 und 18.30 Uhr und 21.30 Uhr und 22.30 Uhr durch die Ausstellung (https://lndwhalle.de/programm/636).

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