Preisgekrönte MINT-Förderung
„Wir machen vieles möglich“ - mit diesen Worten umschreibt Dr. Helmut Weddeler das Angebot, das sein Team interessierten Schülerinnen und Schülern unterbreitet: Wer möchte, erhält in der Einrichtung einen individuellen und vertiefenden Einstieg in die Naturwissenschaften. Schließlich hat sich das SFZ zur Aufgabe gemacht, junge Menschen nachhaltig für Fächer wie Chemie, Biologie, Physik und Co. zu begeistern. Bei Arbeiten am eigenen Projekt werden sie von Pädagogen betreut und angeleitet. Zum Beispiel, wenn es darum geht, sich bei den hoch angebundenen Wettbewerben „Schüler experimentieren“ oder „Jugend forscht“ zu bewerben.
„Diese intensive Arbeit können Schulen oft nicht in vollem Umfang leisten“, sagt Weddeler - der 68-Jährige war bis vor drei Jahren selbst noch als Lehrer für Bio und Chemie am halleschen Georg-Cantor-Gymnasium tätig. Es sei aber wichtig, die Begabten möglichst früh und möglichst intensiv zu fördern. Ein Aspekt, den er ganz bewusst in die Bewerbung für den bundesweiten Konzeptwettbewerb der Stiftung „Jugend forscht“ und der Joachim-Herz-Stiftung aufgenommen hatte. „Wir freuen uns deshalb ganz besonders, dass wir damit erfolgreich waren“, so der Pädagoge, der auch als Vorsitzender des für den Betrieb des SFZ gegründeten Vereins agiert. Unter 35 Einsendungen sind die Hallenser von einer Expertenjury ausgewählt worden, gemeinsam mit Schülerforschungszentren aus Hameln-Pyrmont, Singen und Wuppertal. Im Januar fand im hessischen Darmstadt die Siegerehrung statt. Schülerforschungszentren seien ein effektives Instrument zur Förderung junger MINT-Talente und eine Möglichkeit, zunehmender Wissenschaftsskepsis zu begegnen, so die Organisatoren des Wettbewerbs.
Vor zwei Jahren ging das SFZ in Halle an den Start. Kurz zuvor hatte Weddeler auf einem Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ Elke Hartmann getroffen, eine emeritierte Professorin für die Ausbildung von Techniklehrern, die sich seit langem für die Gewinnung und Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses engagiert. Nicht zuletzt durch ihre Vermittlung konnte die MLU als Partnerin gewonnen werden – die Uni stellte kostenlos einen Seminarraum und Labore im ehemaligen Zentrum für Ingenieurwissenschaften im Hohen Weg zur Verfügung. Finanzielle Hilfe kam zudem von der Stadt, die 2019 rund 25.000 Euro überwies und die gleiche Summe für dieses Jahr wieder in Aussicht gestellt hat.
„Teile der Einrichtung für das SFZ haben wir aus alten Schulbeständen organisiert“, erzählt Weddeler. Unterstützt wurde er damals wie heute von einem kleinen Team aus engagierten Lehrern, von denen die meisten bereits im Ruhestand sind, so wie Elke Riedl. Sie war bis zu ihrem Renteneintritt am Christian-Wolff-Gymnasium tätig, wo sie Mathe und Physik unterrichtet hat. Die Arbeit mit Schülern liegt ihr am Herzen. Auf den Wettbewerb „Jugend forscht“ zum Beispiel hat sie schon viele Schützlinge erfolgreich vorbereitet. „Wer einmal mit dem Jugend-forscht-Virus infiziert ist, der bleibt meistens dabei“, sagt sie nicht ohne Stolz.
Es sind Kinder wie Janusz Kohnert, die regelmäßig ins Schülerforschungszentrum kommen. Der 13-Jährige möchte mit seinem Projekt am Wettbewerb „Schüler experimentieren“ teilnehmen. In den vergangenen Wochen hat er sich intensiv mit Verpackungsmüll beschäftigt. Im Labor kam ihm die Idee, alte Eierpappen aufzukochen und daraus umweltfreundliche Obstverpackungen zu formen. Neben ihm tüfteln diverse Mädchen-Gruppen an ähnlich kreativen und nachhaltigen Themen: Es geht um die energiesparendste Variante, ein perfektes Frühstücksei zu kochen, und darum, ob man Wolle mit in der Natur gefundenen Flechten wirkungsvoll einfärben kann. „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt“, sagt Helmut Weddeler, der die Kapazität des SFZ weiter ausbauen will. Derzeit sind es rund 20 Schüler, die regelmäßig hier betreut werden. Maximal 60 sollen es einmal werden. Deshalb wolle man auch noch einmal an die Schulen herantreten und das Angebot bekannter machen.
Das Preisgeld aus dem Konzeptwettbewerb ist inzwischen auf dem Vereinskonto des SFZ eingegangen. Es wird dringend gebraucht, denn für einen reibungslosen Ablauf im Labor bedarf es noch diverser Anschaffungen. Was genau benötigt wird, richtet sich jeweils nach den Bedürfnissen der Schüler. In aller Regel sind es technische Geräte oder Labor-Utensilien, für die es in Schulen zumeist kein Budget gibt. Die neueste Anschaffung: ein hochwertiger 3D-Drucker. „Das Geld für ihn ist gut angelegt“, sagt Weddeler.
Natürlich geht es bei der Förderung von naturwissenschaftlich begabtem Nachwuchs auch immer darum, jungen Menschen potenzielle Berufsfelder zu erschließen. Im günstigen Fall hat selbst die Uni Halle etwas davon: neue Studierende für Fächer wie Informatik und Co. Sie werden in den nächsten Jahren dringend gebraucht. Weddeler: „Das SFZ ist also für alle ein Gewinn.“