Mit Suárez im Pavillon
„Als wir im April eingezogen sind, hatten wir quasi das ganze Haus für uns allein, das war ein wenig merkwürdig“, berichtet Mauricio. „Inzwischen gibt es Namensschilder an beinahe allen Zimmern und das Haus scheint ausgebucht.“ Unruhe bedeutet das für die IBZ-Bewohner jedoch keineswegs. „Es ist sehr ruhig und man kann gut arbeiten“, erzählt die 28-jährige Cecilia. Das mexikanische Ehepaar teilt sich dafür abwechselnd auf im Haus, wenn Mauricio einmal nicht in der Institutsbibliothek arbeitet, die es ihm angetan hat. „Einer von uns nutzt den Platz in unserem Zimmer, der andere arbeitet in einem der Aufenthaltsräume oder auf der Terrasse, wenn das Wetter schön ist.“
Erstaunlich finden sie die Ordnung. „Alles ist geregelt und alles hat seinen Platz. Es ist wie in einem Hotel: Es wird regelmäßig sauber gemacht, die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit – nur unser Essen bereiten wir selber zu“, scherzt der Mexikaner.
Während dieses Sommersemesters nehmen sie am Doktorandenkolloquium von PD Dr. Robert Schnepf vom Institut für Philosophie teil, besuchen Deutschkurse und nutzen die Ressourcen vor Ort, um ihre Arbeiten zu Francisco Suárez und Max Horkheimer voranzutreiben. „Die Bibliotheken bieten mir eine große Auswahl an deutschsprachigen Texten, und Cecilia findet hier zu ihrem Thema natürlich sehr viel mehr Material“, so der 27-Jährige begeistert. „Zudem bieten sich uns hier verschiedene Möglichkeiten des Austauschs mit anderen Wissenschaftlern.“
Zwar gebe es in Mexiko und Spanien einige Wissenschaftler, die traditionelle, klassische Ansätze verfolgen, es sei jedoch eine starke Tendenz zu analytischen Herangehensweisen festzustellen. Damit scheint es sich in Deutschland eher umgekehrt zu verhalten. „Wir bewundern besonders die hier vorherrschende Wertschätzung klassischer Sprachen als wesentliches Werkzeug des Philosophiestudiums. Auch der Forschungsstandard ist hier deutlich höher, daher würden wir auch gern nach Fertigstellung unserer Doktorarbeiten eine Zeit lang in Deutschland forschen und arbeiten.“
Natürlich stecken die beiden ihre Nasen nicht nur in alte Folianten – sie schnuppern auch reichlich Café-Luft und lernen viele Leute kennen. „Wir sind bei der Museumsnacht gewesen und unterhalten uns gern mit anderen Leuten in Cafés in der kleinen Ulrichstraße. Halle gefällt uns sehr gut, die Entfernungen sind nicht groß“, erzählen sie.
Und wenn sie abends kein deutsches Bier genießen? „Dann schauen wir im Pavillon des IBZ gemeinsam mit anderen Bewohnern die Champions-League-Spiele!“