Ministerin Wanka startet Programm für Uni-Sammlungen von Halle aus

11.05.2015 von Manuela Bank-Zillmann, Tom Leonhardt in Varia
Pressetermin am Montagvormittag im Haustierkundemuseum „Julius Kühn“ auf dem Steintor-Campus: Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hat den Ort ausgewählt, um das neue nationale Programm „Allianz für universitäre Sammlungen“ vorzustellen. Und sie nimmt sich Zeit. Für den Rundgang durch die über 150 Jahre alte Sammlung und das dazugehörige Magazin. Dabei stellt sie fast mehr Fragen als die anwesenden Journalisten.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka stellt im Museum für Haustierkunde das neue Förderprojekt für universitäre Sammlungen vor.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka stellt im Museum für Haustierkunde das neue Förderprojekt für universitäre Sammlungen vor. (Foto: Maike Glöckner)

Sie kommt ein paar Minuten früher und bleibt eine halbe Stunde länger. Bundesministerin Johanna Wanka fühlt sich sichtlich wohl zwischen den Sammlungsobjekten des Haustierkundemuseums. Viele davon seien einmalig in Deutschland oder gar der ganzen Welt. Und auch auf viele andere universitäre Sammlungen treffe das zu: „Das sind wirklich Schätze, die an keinem anderen Ort der Welt verfügbar sind.“ Oftmals seien diese 800 wissenschaftlichen Sammlungen an rund 80 Universitäten jedoch eher in einem prekären Zustand, dabei bewahren sie Millionen technischer, naturwissenschaftlicher, kunst- oder kulturgeschichtlicher Objekte, sagt die Ministerin.

Halle gehört zu den sechs großen Sammlungsorten

Dr. Frank Steinheimer, Bundesministerin Johanna Wanka und Rektor Udo Sträter (v.l.n.r.) vor dem Haustierkundemuseum
Dr. Frank Steinheimer, Bundesministerin Johanna Wanka und Rektor Udo Sträter (v.l.n.r.) vor dem Haustierkundemuseum (Foto: Maike Glöckner)

Diese nüchterne Bilanz bildet den Hintergrund für das neue Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Über die „Allianz für universitäre Sammlungen“ sollen für drei Jahre insgesamt rund 7,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden – um die Sammlungen besser für Lehre und Forschung nutzbar zu machen. Halle, so sagt Ministerin Wanka, sei ideal um diese Idee vorzustellen und den Wert der Universitäts-Schätze ins Bewusstsein zu holen. Schließlich gehöre die Universität Halle mit rund 40 Sammlungen und etwa sechs Millionen Sammlungsobjekten zu den großen Sechs in Deutschland, neben den Universitäten Göttingen, Jena, Tübingen, Dresden und der Humboldt-Universität Berlin.

Auch Rektor Udo Sträter findet „Halle ist ein idealer Ort“ und sagt genauer, dass die Universität 16 kunsthistorische, vier medizinische und 19 naturwissenschaftliche Sammlungen beherbergt: „Diese machen wir der Öffentlichkeit gern bekannt, etwa zur Langen Nacht der Wissenschaften und zur Museumsnacht.“ Es sei aber nicht die Kernaufgabe einer Hochschule, diese Objekte aus eigener Kraft museal zu präsentieren. Hier seien andere Akteure gefragt.

Frank Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins naturwissenschaftlicher Sammlungen, stellt im Anschluss die Arbeit vor, die an, in und mit den Sammlungen der Universität durchgeführt wird. In der Lehre kämen die zahlreichen Exponate nicht nur angehenden Biologen zugute. Auch Kunst- und Designstudenten der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle würden häufig für Detailstudien in die Sammlungen kommen. Die aktuelle Forschung, etwa zur Entwicklung der Hornlosigkeit bei Rindern, profitiere ebenfalls von den gut erhaltenen Stücken. Die Uni-Sammlungen würden aber nicht nur deutschlandweit, sondern auch international einen exzellenten Ruf genießen: Das Pferdemodell des französischen Modellbauers Auzoux aus Pappmaschee etwa, in seiner Größe und Beschaffenheit weltweit einzigartig, wurde in die Liste der national wertvollen Kulturgüter aufgenommen. An dieser Stelle klinkt sich Ministerin Wanka neugierig ein und fragt, ob das Pferd denn immer noch auseinandergebaut werde könne. Es sei möglich, aber schwierig, antwortet Steinheimer – aber nur zu Restaurationszwecken ratsam. Aus der Pressekonferenz entwickelt sich schnell eine lockere Gesprächsrunde.

Führung durchs Museum

Ebenfalls zu sehen: Die Sammlungen im Museum für Haustierkunde
Ebenfalls zu sehen: Die Sammlungen im Museum für Haustierkunde (Foto: Maike Glöckner)

Renate Schafberg, die Leiterin des Museums, führt die Ministerin und die Pressevertreter schließlich durch die Haustierkundliche Sammlung. Die Sammlungsobjekte, erklärt sie, stammen aus dem von 1863 bis 1969 existierenden Haustiergarten der Landwirtschaftlichen Fakultät. Die Sammlung zählt zu den am besten dokumentierten und größten der Welt: Sie besitzt 6.000 Dermoplastiken und Skelette von bekannter Herkunft und Zuchtlinien, eine umfangreiche Woll-Sammlung, eine der drei größten deutschen Vergleichssammlungen der Archäozoologie sowie über 10.000 Fotodokumente. Diese historischen Fotoglasplatten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, die die damaligen Versuchsreihen dokumentieren, sind neben dem Pferdemodell die zweite Sammlung der Uni Halle im Verzeichnis der national wertvollen Kulturgüter. Während der Führung sind es nicht etwa die Journalisten selbst, die Schafberg mit Fragen zu den Ausstellungsstücken löchern, sondern wieder die Ministerin. Warum es etwa so schwer sei, Schweine zu präparieren – wegen des fehlenden Fells, das zum Beispiel beim Pferde die Arbeit des Präparators verdecken könne. Oder wie auch heute noch DNA-Analysen mit Hilfe der Präparate durchgeführt werden könnten – weil das Erbgut in den Zähnen gut erhalten geblieben sei.

Ministerin Wanka geht verspätet, aber sichtbar gut gelaunt zum Auto und fährt zum nächsten Termin. Sie nimmt nicht nur die Eindrücke aus dem Museum und vom neu entstehenden Steintor-Campus mit, sondern auch ein großes Paket an Publikationen zu den halleschen Sammlungen, das ihr Frank Steinheimer schenkt. Der Betrachter der Szene ahnt, sie wird sich diese Bücher und Hefte wohl wirklich mit großem Interesse anschauen.

Uni-Sammlungen im Fokus

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