Mehr Geld für exzellente Studenten
Seit ungefähr einem Jahr laufen an der halleschen Universität die Vorbereitungen für das Deutschlandstipendium. Damit das Förderprogramm in geregelten Bahnen verlaufen kann, mussten einige Hürden genommen werden: Eine eigene Ordnung an der Uni, Rahmenverträge für die Vergabe der Stipendien und natürlich – die ersten Geldgeber. Obwohl die Region Mitteldeutschland eher als strukturschwach gilt, hat es die MLU auf insgesamt 35 Stipendien für die kommenden zwei Semester gebracht. „Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden“, kommentiert Katrin Rehschuh, Leiterin der Stabstelle des Rektors den aktuellen Stand. „So ein nationales Stipendienprogramm braucht Zeit, um sich zu etablieren.“
Viele Unternehmen wollen das Deutschlandstipendium zuerst einmal „testen“, sagt auch Katrin Eckebrecht, Leiterin der Abteilung 1 – Studium und Lehre, internationale Angelegenheiten. Sie sei aber guter Dinge, dass sich in den kommenden Jahren weitere Unternehmen für das Förderprogramm gewinnen lassen und dass die bereits existierenden Stipendiengeber ihr Engagement ausbauen werden. Der Großteil der Stipendien wird aktuell durch große Unternehmen vergeben, wie auch das Uniklinikum, das für die kommenden zwei Semester fünf Stipendien zur Verfügung stellt. „Als einer der größten Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt sind wir auf sehr gut ausgebildeten Nachwuchs angewiesen. Mit dem Deutschlandstipendium verbinden wir die Hoffnung, dass die künftigen Absolventen einen Beruf in der Region finden“, sagt der ärztliche Direktor des Uniklikums, PD Dr. Thomas Klöss.
Aber auch Privatpersonen zählen zu den Förderern. So zum Beispiel der studierte Ökonom Carl-Friedrich Wentzel aus Teutschenthal: „Mit dem Stipendium will ich die Verbindung unserer Familie zur Universität wieder aufleben lassen. Schließlich war unser Großvater Ehrensenator der Uni Halle.“ Für Wentzel stellen solche Förderprogramme die ideale Gelegenheit dar, „Themen für die Region zu bearbeiten, für die im Job keine Zeit mehr ist“. Deshalb plane er, eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen. Insgesamt haben sich für das kommende Semester über 300 MLU-Studierende für ein Deutschlandstipendium beworben. „Es hat uns viel Spaß gemacht, die Bewerbungen durchzuschauen“, kommentiert Eckebrecht. Sie sei beeindruckt gewesen, wie viel Mühe die Bewerber in ihre Motivationsschreiben gesteckt haben. Neben bereits eingeschriebenen Studenten haben sich auch Studienanfänger für das Stipendium beworben, die erst im Oktober ihr Studium an der MLU beginnen.
Um die Vergabe der Stipendien transparent und offen zu gestalten, wurde eine Auswahlkommission eingerichtet. Geleitet wird sie von Prof. Dr. Christoph Weiser, Prorektor für Studium und Lehre. Ihm stehen drei Professoren zur Seite, jeweils ein Geistes-, ein Sozial- und ein Naturwissenschaftler. Darüber hinaus wird die Kommission von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern und zwei Studierenden unterstützt. Zusätzlich können einige Stipendiengeber in der Kommission mitwirken, allerdings nur mit beratender Stimme.
Der Einfluss der Stifter ist also begrenzt. Ziel des Stipendienprogramms sei es nämlich auch, so Eckebrecht, die Stipendien möglichst gleichmäßig innerhalb der Universität zu verteilen. „Eine Vorgabe des Bundes ist es, grundsätzlich ein Drittel der Stipendien zweckfrei zu vergeben.“ Also zum Beispiel für Fächer, die für die Wirtschaft auf den ersten Blick „uninteressant“ erscheinen. Als Auswahlkriterium für die Vergabe der Stipendien zählen vor allem die Noten: „Das Deutschlandstipendium ist in erster Linie ein Leistungsstipendium. Aber es gibt auch so genannte Hilfskriterien für die Vergabe.“ Dazu zählt zum Beispiel das gesellschaftliche oder politische Engagement der Bewerber.
Die Entscheidung, welche Studierenden eins der begehrten Stipendien erhalten, fiel erst nach Redaktionsschluss. Im Onlinemagazin werden einige der glücklichen „Gewinner“ vorgestellt.