Vom Steintor-Campus nach Paris: Lehramtsstudentin startet bei Olympia
Es war schon eine besondere Stimmung, 2021 bei Olympia in Tokio, erzählt Laura Riedemann. Der freundschaftliche Umgang miteinander im olympischen Dorf ist ihr in Erinnerung geblieben oder „dass man sich im deutschen Team gegrüßt hat, egal, ob man sich kannte“. Und doch war da etwas, das sie vermisst hat: Wegen der Corona-Pandemie mussten die Spiele ohne Publikum stattfinden. Das wird dieses Mal anders sein. Am 23. Juli bricht MLU-Studentin Riedemann zu ihren zweiten Olympischen Spielen nach Paris auf, die drei Tage später starten. Anfang August geht sie selbst mit der 4x100-Meter-Lagenstaffel in den Wettkampf. Ihr Ziel: das Finale der besten acht Staffeln.
Gerade ist Riedemann von einem dreiwöchigen Trainingslager in der Türkei zurückgekehrt. „Ich fühle mich fitter als zur Qualifikation im April“, sagt sie. Bei einem Treffen auf dem Steintor-Campus spricht die 26-Jährige von ihrer Vorfreude. Zumal: Ihre ersten Olympischen Spiele sei sie noch ein bisschen verbissen angegangen, sagt sie. „Jetzt bin ich entspannter und lockerer. Ich will das Ganze genießen und das ummünzen in Leistung.“ Idealerweise mit Saisonbestzeit und nahe ihrer persönlichen Bestzeit. Auf internationaler Ebene startet sie seit 2013, zunächst bei Juniorenwettkämpfen, seit 2018 bei den Erwachsenen. Zahlreiche deutsche Meistertitel, ein neunter Platz im Einzelstart bei einer Europameisterschaft und das Erreichen von Staffel-Finalen bei Europa- und Weltmeisterschaften gehören zu ihrer bisherigen Bilanz.
Für eine Schwimmerin sei sie mittlerweile „schon ziemlich alt“, sagt die Athletin. Planlos ist sie indes keinesfalls: Nach Olympia steht bereits das nächste große Ziel an, ihre Abschlussarbeit an der Uni Halle, dann die Prüfungen. Seit 2017 studiert Riedemann auf das Lehramt an Gymnasien, zunächst in den Fächern Deutsch und Sozialkunde, ab dem sechsten Semester auch im Fach Sport. Dass sie überhaupt an der MLU studieren wird, sei keine Frage gewesen, sagt die Schwimmerin. Sie ist in Halle aufgewachsen und bezeichnet sich selbst als familien- und heimatverbundenen Menschen.
Den damaligen Start ins Studium schildert Riedemann als eine enorme Umstellung. Im Sportgymnasium Halle, das sie seit der fünften Klasse besuchte, war alles auf das Leben als Athletin ausgerichtet. Nun musste sie zum Beispiel ihren Stundenplan selbst zusammenstellen und mit dem Training koordinieren. Das war für sie allerdings kein Problem: „Ich bin ein sehr strukturierter Mensch.“ Eine größere Herausforderung war ein anderer Aspekt: An der Sportschule wusste ihr Umfeld, was sie tut – und war darauf eingestellt. Ins erste Semester an der Uni dagegen ging sie mit drei Wochen Fehlzeit wegen eines Trainingslagers. Das erschwerte ihr nicht nur das Ankommen – für ihre neue Umgebung war es damals auch erklärungsbedürftig. Dabei sei sie kein Mensch, der mit sportlichen Erfolgen prahlt, sagt sie. „Ich behalte das gern für mich, damit die Menschen mich erstmal kennenlernen.“ Bis heute, sagt Riedemann, sei sie an der Uni aber überwiegend auf Verständnis und Interesse gestoßen. Machbar sei das Programm mit Training und Studium auch dank einer Kooperationsvereinbarung zwischen der MLU und dem Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt und der finanziellen Absicherung durch die Sportfördergruppe der Bundeswehr, zu der sie seit 2021 gehört.
Auch zwei ihrer Praktika hat die angehende Lehrerin bereits absolviert. In der Sportschule – wo wieder galt: Man kennt sich. Und im Christian-Wolff-Gymnasium. „Da musste ich mich schon mehr behaupten. Aber es hat immer Spaß gemacht.“ Und während sie am Anfang ihres Studiums bewusst den Sport als Fach ausgelassen hat, sagt sie heute: Er wird auch nach dem Karriereende, wann immer es kommt, stets zu ihrem Leben gehören. Sie aufblühen lassen, Spaß machen. Und: „Es ist schön, wenn man das dann hoffentlich auch anderen vermitteln kann.“