Kustodie plant neue Ausstellung zu Sprachforscher

29.03.2023 von Katrin Löwe in Varia
Mit dem serbischen Philologen Vuk Stefanović Karadžić (1787–1864) befasst sich die erste der neuen Ausstellungen der Zentralen Kustodie in diesem Jahr. Welche Verbindung der Wissenschaftler nach Halle hatte und welche Expositionen 2023 noch geplant sind, erklärt Kustos Dr. Dirk Schaal im Interview.
Der junge Vuk Stefanović Karadžić im Jahr 1816 auf einem Gemälde des Künstlers Pawel Đurković
Der junge Vuk Stefanović Karadžić im Jahr 1816 auf einem Gemälde des Künstlers Pawel Đurković (Foto: Serbisches Nationalmuseum, Vuk- und Dositej-Museum)

Bevor wir nach vorn schauen: In dieser Woche enden gleich mehrere 2022 eröffnete Ausstellungen im Löwengebäude …
Dirk Schaal: Ja, wir haben uns seit dem Herbst mit fünf Ausstellungen am kulturellen Themenjahr der Stadt Halle „Macht der Emotionen“ beteiligt. Bis zur vergangenen Woche hatten wir über 3.600 Besucher, nicht mitgezählt diejenigen, die im Treppenhaus die Banner der Schimpfwortausstellung „Die Kraft der Sprache“ gesehen haben. Bei ihr habe ich übrigens auf das eine oder andere lächelnde Gesicht geblickt, das war ganz schön zu beobachten. Eine der Ausstellungen, die zu Bernd Göbel, lief bis Ende November, die anderen vier enden jetzt und wir beginnen nach einer kurzen Umbauphase mit einem neuen Programm.

 

Dirk Schaal
Dirk Schaal (Foto: Markus Scholz)

Der Auftakt widmet sich ab dem 27. April dem serbischen Philologen Vuk Stefanović Karadžić. Warum?
Der historische Anlass ist die Deutschlandreise von Karadžić vor 200 Jahren. Er hat damals wegen der serbischen Aufstände im Osmanischen Reich quasi im Exil in Wien gelebt, durfte dort aber nicht weiter seine Bücher drucken. In Leipzig hat er dann einen neuen Verlag gefunden. Karadžić hat zwar nicht an der Uni hier studiert, aber in seiner Zeit in Deutschland 1823/24 überwiegend in Halle gelebt. Seine wichtigste soziale Anbindung war mit Johann Severin Vater ein Theologie-Professor und Sprachwissenschaftler unserer Universität. Vater hat sich dafür eingesetzt, dass Karadžić in Jena für seine bis dahin geleistete wissenschaftliche Arbeit zur serbischen Sprache und Grammatik und serbischen Volksliedern promoviert wurde. Er hat auch für ihn Kontakte geknüpft, von Halle aus ist der Philologe nach Kassel und Göttingen gefahren zu Jacob und Wilhelm Grimm. Dass Johann Severin Vater und Jacob Grimm ein Vorwort für jeweils ein Buch von Karadžić geschrieben haben, zeigt die Unterstützung und geistige Nähe der Gelehrten.

Die Gebrüder Grimm waren aber nicht sein einziger prominenter Kontakt in Deutschland.
Jacob Grimm hat einen Besuch bei Johann Wolfgang von Goethe vermittelt. In der Ausstellung zeigen wir neben einer Büste und einem Goethe-Gemälde aus unserem eigenen Bestand auch die Reproduktion von zwei Briefen, in denen sich Goethe für Karadžić einsetzt. Zu sehen sein werden zum Beispiel auch eine rührende Porträtzeichnung vom Sohn Wilhelm Grimms, Herman Grimm, die Promotionsurkunde aus Jena und die Aufnahmeurkunde für Karadžić als korrespondierendes Mitglied des Thüringisch-Sächsischen Altertumsvereins, der seinen Sitz in Halle hatte.

Was ist nach dieser Ausstellung 2023 noch zu erwarten?
In Zusammenarbeit mit der Juniorprofessur „Digitale Forschungsmethoden in der Medizin“ wird es ab Mai eine Ausstellung geben, in der wir drei Forschungsprojekte an der Medizinischen Fakultät vorstellen, die Künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Der breiten gesellschaftlichen Diskussion um die Nutzung von KI wollen wir ein Mosaiksteinchen beifügen. Ein Teil der Ausstellung ist eine Kunstinstallation, die erklärt, wie KI funktioniert. Dazu kommen die Forschungsprojekte, die sich unter anderem damit beschäftigen, mit KI Datensicherheit herzustellen oder Dinge sichtbar zu machen, neuronale Netze, die wir sonst nicht sehen können. Diese Ausstellung findet vom 11. Mai bis zum 9. Juli statt, vor allem mit Blick auf die Lange Nacht der Wissenschaften am 7. Juli – es wird auch eine Besucherumfrage zu KI geben. Für Herbst planen wir anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Vereins für Erdkunde und des geographischen Instituts an der Uni eine weitere Schau. Sie wird unter anderem einen Blick darauf werfen, wie sich das Fach entwickelt hat und wie es zur Erforschung und Vermittlung jeweils aktueller Themen seiner Zeit beigetragen hat – von der Mitteldeutschland-Diskussion der Landesplanung in den 1920er Jahren bis zur aktuellen Strukturwandel-Debatte.

„Vuk Stefanović Karadžić. Wanderjahre in Mitteldeutschland“
Ausstellungseröffnung 27. April 2023, 15 Uhr (um Anmeldung per E-Mail an kustodie@uni-halle.de wird bis 10. April gebeten)
28. April bis 9. Juli 2023
Löwengebäude, 1. OG, Kupferstichkabinett
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 18 Uhr
Eintritt frei

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