Kleines Fach groß präsentiert

22.01.2020 von Manuela Bank-Zillmann in Wissenschaft, Campus
An der Universität gibt es insgesamt 38 kleine Fächer. Zwei werden von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) im Rahmen des „Kleine Fächer-Programms“ gefördert. Ziel: öffentlich sichtbarer werden. Wie das gelingt, erklärt die Professorin für Sprechwissenschaft Dr. Susanne Voigt-Zimmermann.
Einmalig ist nicht nur die Sprechwissenschaft, sondern auch die Phonetische Sammlung, die Susanne Voigt-Zimmermann ebenfalls bekannter machen will. Auch diese ist Bestandteil der Kleine Fächer-Wochen.
Einmalig ist nicht nur die Sprechwissenschaft, sondern auch die Phonetische Sammlung, die Susanne Voigt-Zimmermann ebenfalls bekannter machen will. Auch diese ist Bestandteil der Kleine Fächer-Wochen. (Foto: Markus Scholz)

Im November 2019 ist ein Programm „miteinander sprechen – verantwortlich, kompetent, reflektiert“ mit unglaublich vielen Formaten von Ausstellung über Podiumsdiskussion bis hin zur Vorlesekarawane gestartet – als ein Feuerwerk haben Sie das in Ihrer Eröffnungsrede zu den „Kleine Fächer-Wochen Sprechwissenschaft“ an der MLU bezeichnet. Warum wollten Sie das zünden?
Voigt-Zimmermann: Wir wollten das Geld, das uns das Bundesministerium für Bildung und Forschung über die HRK für unsere bessere Sichtbarkeit zur Verfügung stellt, durch viele Aktionen außerhalb und innerhalb der Universität für unser Fach gewinnbringend anlegen. Denn wir glauben, dass die Sprechwissenschaft sehr hohe Anschlussfähigkeit besitzt – in die Gesellschaft, die Politik, die Bildung und Forschung, die Krankenversorgung etc. Allen Themen, die uns beschäftigen, geben wir in diesen Veranstaltungen Raum. Nur ein Beispiel: Wir sind schon lange der Meinung, dass unsere rhetorische Expertise viel stärker mit der Politikwissenschaft verbunden werden müsste. Deshalb sind wir froh, dass wir gemeinsam mit der Leopoldina die Podiumsdiskussion über das Miteinander-reden in Politik und Gesellschaft organisiert haben.

Das heißt auch Sprechwissenschaft ist unverzichtbar …   
Absolut, denn sie befasst sich mit allen Aspekten der mündlichen, das heißt mit der sprechsprachlichen Kommunikation von Menschen. Unsere Teilgebiete sind: Phonetik, Rhetorik, Sprechkunst, Klinische Sprechwissenschaft und Sprechbildung. Sprechwissenschaft gibt es so sonst nirgends. Nur in Halle kann man Sprechwissenschaft in diesem Umfang in einem konsekutiven Bachelor- und Master-Studiengang belegen. Die Wertschätzung haben wir im Prozess der Akkreditierung unseres Studiengangs ganz deutlich gespürt. Unsere Lehrangebote gibt es in Halle zudem seit über 100 Jahren.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie auf Ihr Programm?
Da möchte ich die Sprechwissenschaftliche Beratungsstelle für Studierende und Mitarbeiter der Universität nennen, deren feierliche Eröffnung in unsere Kleine Fächer-Wochen eingebunden war. Das ist ein Signal, denn wir sagen: Wir nehmen nicht nur von euch, wir sind vielmehr für euch da. Alle Beratungs-Termine für das erste Quartal 2020 jedenfalls sind ausgebucht. Da gibt es ein enormes Interesse an der Beratung zur eigenen Stimme, der Artikulation, dem Sprechen im berufs- oder studienbezogenen Kontext. Wir verbinden das Angebot zudem mit der Lehre, daher gibt es eine semitransparente Spiegelscheibe in der Beratungsstelle, hinter der die Beratung von den Studierenden verfolgt werden kann, natürlich nur, wenn unsere Klienten das wollen. Das ist schon toll. Und aus der Kooperation mit der Leopoldina wird etwas ganz Konkretes, denn auch dort war das Feedback im Dialog mit den Bürgern überwältigend. Wir werden die Ergebnisse nutzen und einen Ratgeber-Flyer zum Thema „Besseres Sprechen im politischen Kontext“ herausgeben, etwa für Schulen, Gewerkschaften oder Vereine. Das nenne ich nachhaltig, auch für die Sprechwissenschaft.

Woher nehmen gerade die Kleinen Fächer, die auch nicht ressourcenstark sind, die Kraft, so etwas zu organisieren? Was empfehlen Sie Kolleginnen und Kollegen in anderen Bereichen?
Das schafft man nur, wenn man einerseits jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter sowie alle Studierenden von Anfang an mit einbindet und jedem für sein Lieblingsthema den Raum für die Gestaltung lässt. Und man muss schauen, wo die natürlichen Kooperationspartner innerhalb und außerhalb der Universität sind. Das ist uns hervorragend gelungen.

Wird die Sprechwissenschaft jetzt ein großes Fach?
Ja, das ist ein gutes Ziel. Mein Traum ist es sogar, dass die Sprechwissenschaft eines der größten Fächer wird. Denn alle Menschen sprechen doch – und mithilfe der Sprechwissenschaft zukünftig hoffentlich noch erfolgreicher. (lacht)

Programm der Sprechwissenschaft

Im Rahmen der Kleine Fächer-Wochen Sprechwissenschaft finden noch folgende Veranstaltungen statt:

  • Internationales Arbeitstreffen „Kinder im Gespräch – Mit Kindern im Gespräch“; 24./25. Januar, öffentlicher Teil 24. Januar 9 Uhr bis 14 Uhr, Steintorcampus Seminarraum 1
  • Ringvorlesung „Ideale in Musik, Gesang, Medien, Sprache und Sprechen“, 30. Januar, 16:15 bis 17:45, Steintorcampus Hörsaal III
  • Ein Tag zum Geschenk – Textwerkstatt des 2. Studienjahres, 31. Januar, 17 bis 18 Uhr, Steintorcampus Seminarraum 1
  • Video-Premiere „Einar-Schleef-Projekt der Sprechbuehne“ + Gespräch; 31. Januar, 19 bis 21 Uhr, Steintorcampus Hörsaal II

Mehr Informationen unter: https://kfw.sprechwiss.uni-halle.de/

Bioinformatik ebenfalls erfolgreich

Nur insgesamt 17 Projekte an deutschen Hochschulen haben im Wintersemester 2019/20 die Möglichkeit erhalten, mit einer Förderung von maximal 50.000 Euro ihr Kleines Fach in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Neben den Sprechwissenschaftlern gelang auch den Bioinformatikern der MLU der Erfolg in dem neuen Programm der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Deren Kleine Fächer-Wochen stehen unter dem Motto „168 Stunden Bioinformatik“ und sind ein Verbundprojekt mit mehrerer mitteldeutschen Forschungseinrichtungen. Die Initiative zielt auf Nachwuchsgewinnung über Angebote für Gymnasien.

Informationen zum HRK-Programm: www.kleine-faecher-wochen.de

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