Klappe, die Dritte: Drehmomente
Neben der Soap mit dem Titel "Wir veranstalten einen Wettbewerb" verarbeiteten die Studierenden in vier Dokumentarfilmen und einem Moodspot verschiedenste Themen. "Ein Haus in Madrid" entführte das Publikum mit stimmungsvollen Bildern in spanische Alltagsszenen. In den Dokumentarfilmen zeigte sich die Leistung von Film: Der Zuschauer kam dem Leben von Personen nahe, die er ansonsten wohl nie kennengelernt hätte.
Der Graffiti-Sprayer, der anonym bleiben wollte, erzählte in "Zwiespalt" von der illegalen Kunst des Sprayens. "Lou Ziffers Kaleidoskop" portraitierte einen Fotografen, der in der schwarzen Szene, zu der auch die Gothic-Kultur gehört, unterwegs ist. Und "Shit!" zeichnete den Lebenskampf eines Drogenabhängigen nach.
Neben den eher klassisch produzierten Dokus, überraschte an diesem Abend "Möbel auf der Straße". Eine spanische Austauschstudentin ging dem Sinn von Sperrmüll nach, einer Eigenart der Deutschen, die sie aus ihrem Land nicht kennt. Sichtbar wurde, dass ein interessantes und gut recherchiertes Thema auch mit teils unscharfen und verwackelten Bildern funktioniert.
Uta Kolano, Dozentin am Medien-Department betreute die Dokumentarfilme. Sie zeigte sich zufrieden und gab den Filminteressierten mit auf den Weg: "Man muss sich einfach für die Welt interessieren, das andere ist Handwerk." Daneben regte sie an, über Aufwand und Lohn der Filmproduktionen zu diskutieren. Bis beispielsweise die zweite Folge der Soap reif für die Leinwand war, verging fast ein Jahr. Den zeitlichen Arbeitsaufwand eines Studienmoduls überschreiten die Projekte bei weitem.
Prof. Dr. Gerhard Lampe, ebenfalls Dozent der Medien- und Kommunikationswissen-schaften, war sichtlich erleichtert, dass die Uni-Soap nicht abgesagt werden musste. Denn bis zur letzten Minute mussten wichtige Verbesserungen in Schnitt und Ton vorgenommen werden. "Die Folge könnte etwas knackiger geschnitten sein", sagte er. "Aber das kann noch nachbearbeitet werden. Das ist ein ganz normaler Prozess." Viel Eigenmotivation und Liebe zum Film ermöglichten also, dass "Drehmomente" wieder zustande gekommen ist.
Gegen das Halbfinale der EM konnte sich der Filmabend bei vielen aber nicht durchsetzen. Nachdem der Applaus für die Soap verstummt war, wurde das Publikum plötzlich angespannt. Fragen an die Filmemacher kamen keine. Als die Veranstaltung beendet wurde, verließen die meisten nicht nur sofort den Kinosaal, sondern auch das Foyer. Ziel waren Wohnzimmer und Kneipen. Die, die blieben, feierten ihre fertigen Filme. Viel verpasst haben sie vor dem Fernseher ja nicht.