Gut vernetzt am Tienschan

Seit 2019 vertritt Liebelt die Uni Halle in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt. Dass er Geograph ist, ist kein Zufall – insbesondere das Institut für Geographie pflegt seit Jahrzehnten enge Forschungskontakte mit russischen und zentralasiatischen Projektpartnern. „Keine deutsche Universität ist hier besser vernetzt als die MLU“, erklärt Liebelt. „Aus diesem Grund haben wir vom BMBF den Auftrag bekommen, das CASIB aufzubauen.“ Das Central Asian Sustainable Innovation Bureau, kurz CASIB, fungiert als Schnittstelle zwischen der deutschen Forschungslandschaft und Projektpartnern der Region – nicht nur in Kasachstan, sondern auch in Kirgisistan, der Mongolei, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.
Die zentralasiatischen Staaten sind aufgrund ihrer geographischen Lage, der reichen Ausstattung mit natürlichen Ressourcen und als Brennpunkt des Klimawandels von besonderer geopolitscher Bedeutung. Deshalb hat Deutschland ein großes Interesse an Forschungskooperationen mit diesen Ländern. Gemeinsam geforscht wird beispielsweise zu klimatischen und tektonischen Naturrisiken, nachhaltigem Wassermanagement und einer resilienten Landwirtschaft in Trockensteppen.
Solche Projekte lassen sich von Berlin oder Halle aus nur schlecht managen. Liebelt: „Als lokales Kontaktbüro informieren wir über Förderprogramme und bringen Einrichtungen, Verbände und Politik zusammen. Zugleich berichten wir dem BMBF über Entwicklungen im Wissenschaftssektor der Region und unterstützen bei der Organisation von Projekten, Tagungen und Kongressen.“ Ende 2023 hat das CASIB einen deutsch-usbekischen Wissenschaftstag in Taschkent und einen deutsch-kasachischen Wissenschaftstag in Almaty organisiert, bei denen unter anderen das BMBF, die Hochschulrektorenkonferenz, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der DAAD vertreten waren.

Nach nunmehr fünfjähriger Präsenz in Almaty ist Peter Liebelt hier sehr gut vernetzt. Mittlerweile wird der Geograph automatisch eingeladen, wenn es um Wissenschaftspolitik und Forschungskooperationen in der Region geht – etwa vom kasachischen Science Fund. „Das sind nicht nur offizielle Termine, wir sind wie eine große Familie. Da sitzt man dann auch mal mit der Referentin des kasachischen Bildungsministers bei einer Tasse Kaffee zusammen.“ Liebelt ist auch dabei, wenn deutsche Politiker die zentralasiatischen Länder besuchen – wie im Juni 2023, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sich über deutsche Forschungsprojekte in der Region informierte.
Diese Reputation nützt natürlich auch der MLU. „Wir sind hier als Top-Uni gelistet und gelten als erste Adresse beispielsweise für die Begabtenförderung“, erklärt Peter Liebelt. „Das kommt der Internationalisierungsstrategie der MLU natürlich sehr entgegen.“ Gemeinsam mit dem Landesstudienkolleg Sachsen-Anhalt hat die Repräsentanz jetzt ein nachhaltiges Programm gestartet: Das Projekt sieht vor, jährlich fünf junge Menschen aus Zentralasien, die zusammen mit dem Goethe-Institut ausgewählt werden, in die Saalestadt zu holen. Liebelt: „Wir planen ein richtiges Wohlfühlprogramm: fester Wohnheimplatz, Sprachtraining, Betreuung bei Verwaltungsangelegenheiten. Im Wettbewerb um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler muss man sich etwas einfallen lassen.“
Die Arbeit des CASIB ist nun für weitere vier Jahre sichergestellt: Seit Juni 2024 wird das Büro in Almaty durch das Länderreferat „Östliche Partnerschaften, Zentralasien und Kaukasus“ des BMBF finanziert. Um die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft zu den Kooperationspotenzialen in Kasachstan, Kirgisistan oder Turkmenistan noch besser zu informieren, plant das CASIB gemeinsam mit dem BMBF die Organisation eines Zentralasienforums, das im Februar 2026 in Halle stattfinden wird.
Weitere Artikel zum Thema
Kooperation für Nachhaltigkeit: Turkmenische Delegation zu Gast an der MLU
Um den Aufbau einer Kooperation zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsstrategien in Turkmenistan ging es bei Gesprächen, die Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker mit Vertretern einer hochrangigen Delegation aus Turkmenistan geführt hat. An der MLU ist zu diesem Thema bereits ein dreijähriges Projekt angelaufen. Artikel lesen
Rektorin reist im Rahmen des Staatsbesuchs des Bundespräsidenten nach Kasachstan
Drei Tage lang hat Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker gemeinsam mit weiteren Rektorinnen und Rektoren aus Deutschland die Republik Kasachstan besucht. Die Reise fand auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Rahmen seines Staatsbesuches in Kasachstan statt. Ein Ziel war die Anbahnung neuer Kontakte. Artikel lesen
Neue Partnerschaft mit usbekischer Universität
Mit einem Fakultätsvertrag ist am Mittwoch eine neue Partnerschaft zwischen der MLU und der Tashkent State University of Law (TSUL) aus Usbekistan besiegelt worden. Im Rahmen eines Besuchs von TSUL-Rektor Prof. Dr. Rustambekov Islambek Rustambekovich wurde das Dokument von MLU-Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker, dem Prodekan der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Dirk Hanschel und dem Gast aus Zentralasien unterzeichnet. Artikel lesen