Gut vernetzt am Tienschan

26.06.2025 von Matthias Münch in Wissenschaft, Internationales
Seit 2019 ist die MLU mit einer Repräsentanz in Kasachstan vertreten und organisiert im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zugleich den Forschungsaustausch in Zentralasien. Dank einer neuen Förderung ist diese Arbeit nun bis 2028 gesichert.
Almaty ist die größte Stadt Kasachstans und gilt mit ihren zahlreichen Universitäten und Forschungsinstituten als Zentrum der Wissenschaft in Zentralasien.
Almaty ist die größte Stadt Kasachstans und gilt mit ihren zahlreichen Universitäten und Forschungsinstituten als Zentrum der Wissenschaft in Zentralasien. (Foto: Nikita / stock.adobe.com)

Seit 2019 vertritt Liebelt die Uni Halle in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt. Dass er Geograph ist, ist kein Zufall – insbesondere das Institut für Geographie pflegt seit Jahrzehnten enge Forschungskontakte mit russischen und zentralasiatischen Projektpartnern. „Keine deutsche Universität ist hier besser vernetzt als die MLU“, erklärt Liebelt. „Aus diesem Grund haben wir vom BMBF den Auftrag bekommen, das CASIB aufzubauen.“ Das Central Asian Sustainable Innovation Bureau, kurz CASIB, fungiert als Schnittstelle zwischen der deutschen Forschungslandschaft und Projektpartnern der Region – nicht nur in Kasachstan, sondern auch in Kirgisistan, der Mongolei, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.

Die zentralasiatischen Staaten sind aufgrund ihrer geographischen Lage, der reichen Ausstattung mit natürlichen Ressourcen und als Brennpunkt des Klimawandels von besonderer geopolitscher Bedeutung. Deshalb hat Deutschland ein großes Interesse an Forschungskooperationen mit diesen Ländern. Gemeinsam geforscht wird beispielsweise zu klimatischen und tektonischen Naturrisiken, nachhaltigem Wassermanagement und einer resilienten Landwirtschaft in Trockensteppen.

Solche Projekte lassen sich von Berlin oder Halle aus nur schlecht managen. Liebelt: „Als lokales Kontaktbüro informieren wir über Förderprogramme und bringen Einrichtungen, Verbände und Politik zusammen. Zugleich berichten wir dem BMBF über Entwicklungen im Wissenschaftssektor der Region und unterstützen bei der Organisation von Projekten, Tagungen und Kongressen.“ Ende 2023 hat das CASIB einen deutsch-usbekischen Wissenschaftstag in Taschkent und einen deutsch-kasachischen Wissenschaftstag in Almaty organisiert, bei denen unter anderen das BMBF, die Hochschulrektorenkonferenz, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der DAAD vertreten waren.

Gute Beziehungen: Katrin Krüger, Leiterin des Landesstudienkollegs an der MLU, und Peter Liebelt in einem Arbeitsgespräch in Almaty
Gute Beziehungen: Katrin Krüger, Leiterin des Landesstudienkollegs an der MLU, und Peter Liebelt in einem Arbeitsgespräch in Almaty (Foto: MLU-Repräsentanz)

Nach nunmehr fünfjähriger Präsenz in Almaty ist Peter Liebelt hier sehr gut vernetzt. Mittlerweile wird der Geograph automatisch eingeladen, wenn es um Wissenschaftspolitik und Forschungskooperationen in der Region geht – etwa vom kasachischen Science Fund. „Das sind nicht nur offizielle Termine, wir sind wie eine große Familie. Da sitzt man dann auch mal mit der Referentin des kasachischen Bildungsministers bei einer Tasse Kaffee zusammen.“ Liebelt ist auch dabei, wenn deutsche Politiker die zentralasiatischen Länder besuchen – wie im Juni 2023, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sich über deutsche Forschungsprojekte in der Region informierte.

Diese Reputation nützt natürlich auch der MLU. „Wir sind hier als Top-Uni gelistet und gelten als erste Adresse beispielsweise für die Begabtenförderung“, erklärt Peter Liebelt. „Das kommt der Internationalisierungsstrategie der MLU natürlich sehr entgegen.“ Gemeinsam mit dem Landesstudienkolleg Sachsen-Anhalt hat die Repräsentanz jetzt ein nachhaltiges Programm gestartet: Das Projekt sieht vor, jährlich fünf junge Menschen aus Zentralasien, die zusammen mit dem Goethe-Institut ausgewählt werden, in die Saalestadt zu holen. Liebelt: „Wir planen ein richtiges Wohlfühlprogramm: fester Wohnheimplatz, Sprachtraining, Betreuung bei Verwaltungsangelegenheiten. Im Wettbewerb um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler muss man sich etwas einfallen lassen.“

Die Arbeit des CASIB ist nun für weitere vier Jahre sichergestellt: Seit Juni 2024 wird das Büro in Almaty durch das Länderreferat „Östliche Partnerschaften, Zentralasien und Kaukasus“ des BMBF finanziert. Um die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft zu den Kooperationspotenzialen in Kasachstan, Kirgisistan oder Turkmenistan noch besser zu informieren, plant das CASIB gemeinsam mit dem BMBF die Organisation eines Zentralasienforums, das im Februar 2026 in Halle stattfinden wird.

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