„Hier geht es zwar um einen Abschluss – aber auch noch um viel mehr“
Du hattest einen sehr präzisen Zeit-Slot für unser Gespräch. Wie kommt’s?
Lars Wohlfarth: Bei mir geht gerade total viel. Ich arbeite ja auch für den MDR. Direkt nach unserem Gespräch werde ich für diesen noch ein paar O-Töne holen und ein Interview für die Sendung aufzeichnen, die ich moderiere. Ich schreibe gerade auch ein Film-Skript für mein erstes Video-Projekt für die Menschen in Halle. Es wird ein Comedy-Crime-Format, für das ich auch ganz viel studentische Hilfe habe in der Vorbereitung. Und währenddessen ist noch Ernte, wir sind mitten in der Erntezeit – und ich bin nicht nur angehender Agrarwissenschaftler, sondern auch Landwirtkind.
Du tanzt gerade also auf vielen Hochzeiten.
Ja, auf Hochzeiten lege ich auch auf. (lacht)
Du engagierst dich auch für deinen Studiengang. So warst du Ende Mai maßgeblich an der Organisation des ersten Online-Agrarstammtischs der Gesellschaft zur Förderung der Agrar- und Ernährungswissenschaften an der MLU beteiligt.
Wir hatten überlegt, wie wir die Veranstaltung online gestalten können. Ich habe mein Medienwissen genutzt und zusammen mit dem Jung-Winzer Alexander Luff für Social-Media-Kanäle Videos produziert, um die Leute einzuladen und zu zeigen, worum es geht: Weinverkostung mit Schnack. Wir wollten natürlich auch fachlich über Weinbau reden, also zum Beispiel über Pflanzenkrankheiten und Rebpflege – das begleitet uns ja im Studium. Damit am Ende nicht nur alle lächelnd und mit roten Wangen dasitzen.
Viele verbinden deinen Namen mit dem studentisch verwalteten Bauernclub Halle. Du bist dort Vorstandsmitglied, kümmerst dich um Marketing und Social Media und legst als DJ auf. Was macht den Bauernclub für dich so besonders?
Dieser Club ist einfach magisch. Er ist ein Tor zwischen der Uni, den Studierenden, aber auch Unternehmen. Wir reden bei Stammtischen und Vorträgen über vielerlei Themen aus der Landwirtschaft: zum Beispiel darüber, warum Schweine Spielzeuge brauchen, wenn sie im Stall gehalten werden. Als ältester Studierendenclub in Halle sind wir natürlich auch da, wenn‘s ums Partyleben geht. Aber es geht hier um mehr: Hinter der Bar stehen Studierende, am Einlass stehen Studierende. Keiner verdient dort Geld. Wir machen das, um den Club und letztlich auch das studentische Leben zu erhalten.
Das studentische Leben erhalten – kannst du da genauer werden?
Du lernst im Bauernclub Menschen über deinen Studiengang hinaus kennen, was ich für sehr wichtig halte. Solche Freundschaften und Beziehungen, die im Studium entstehen, ziehen sich durchs Leben. Deswegen ist der Bauernclub ein guter Anlaufpunkt gerade für Erstis. Unabhängig vom Club produziere ich auch Videos für das Studierendentheater. Dass man sich an der Uni so entfalten kann, das ist ja unfassbar.
Warum ist dir das so wichtig?
Mein Erststudium war Bankwirtschaft in Dresden. Ich habe das recht zügig durchgezogen, keinen Auslandsaufenthalt gehabt und mich nicht groß engagiert. Am Ende dieses Studiums dachte ich mir: schade, dass das alles so schnell ging. Deswegen habe ich noch ein Studium hinten drangehangen. Ich sag den Erstis immer: Wenn ihr mal 60 seid, dann wollen eure Kinder und Enkelkinder doch nicht als Erstes wissen, wie viele Punkte ihr irgendwann mal bekommen habt – die wollen wissen, was ihr im Studium erlebt und wen ihr kennengelernt habt.
Wie überbringst du deine Botschaften?
Neben meinen Aufgaben im Bauernclub und Studierendentheater produziere ich auch Videos für die Erstis der Agrarwissenschaften. Ich habe auch schon zweimal den „Welcome Talk“ zur Immatrikulationsfeier moderieren dürfen, was mich persönlich sehr gefreut hat. Ich versuche dann immer mit kleinen Geschichten und Quizzen über Halle „Hallo“ zu sagen und das Gefühl zu vermitteln: Hier geht es zwar um einen Abschluss – aber auch noch um viel mehr. Auf Bildungsmessen erzähle ich angehenden Abiturientinnen und Abiturienten, dass sie unbedingt BAföG beantragen und sich für ein Stipendium stark machen sollen. Ich engagiere mich zum Beispiel auch für die Organisation „ArbeiterKind.de“, die Studieninteressierte aus Familien ohne akademischen Hintergrund unterstützt.
Und dann bist du ja noch Masterstudent. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Ich gebe zu, dass ich für manche Prüfungen auch die Nächte zur Vorbereitung benutzt habe – und nicht nur die Tage. Aber mit einer gescheiten Lerngruppe im Rücken kriegst du das hin. Wenn mir meine Kommilitoninnen und Kommilitonen erzählen, dass sie die ganze Nacht „Haus des Geldes“ geguckt haben, dann habe ich meine Zeit doch gut genutzt.