HauS leistet erste Hilfe für Medizinstudium

29.09.2011 von Thomas Liersch in Studium und Lehre, Campus
Ihr großer Traum schien zu zerplatzen. Ihr Traum, das Medizinstudium in Deutschland zu beenden, danach in ihr Heimatland Kamerun zurückzugehen und dort als Ärztin arbeiten zu können. Die Abschiebung drohte. Nach fünf von zwölf zu absolvierenden Semestern hätte sie zu Hause nicht einmal als Krankenschwester arbeiten können.

Jackie Moukam Siake war verzweifelt. Der Medizinstudentin von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fehlte Geld. Geld, das die 25-Jährige unbedingt bei der Ausländerbehörde nachweisen musste. Die wollte Belege für monatliche Bezüge von 638 Euro. Doch Jackies Mutter im fernen Kamerun war nicht mehr in der Lage, sie in diesem Maße zu unterstützen. Denn mit ihrem unregelmäßigen Einkommen als Näherin muss sie in Kamerun noch drei Brüder und eine Schwester von Jackie versorgen. Jackies Vater starb schon, bevor sie nach Deutschland ging.

Medizinstudentin Jackie Moukam Siake.
Medizinstudentin Jackie Moukam Siake. (Foto: privat)

Beide Eltern wollten immer, dass sich der Wunsch ihrer Tochter Jackie, von dem sie schon in früher Kindheit sprach, erfüllen und sie Ärztin werden würde. Und als sie ihren Studienplatz in Deutschland bekam, sah zunächst auch alles danach aus. Sie studierte mit großem Eifer. „Zu wissen, wie der Körper funktioniert, macht einfach Spaß“, erklärt Jackie begeistert. Anfang März 2011 aber wusste Jackie angesichts der Geldnot nicht mehr weiter. Sie hatte gerade Ferien, konnte sich aber nichts dazuverdienen, weil sie ihr dreimonatiges Pflegepraktikum fürs Studium absolvieren musste. Sie hatte Angst, ausgewiesen zu werden. Sie kam sich hilflos vor.

Dann bekam Jackie von ihrer deutschen Freundin und Medizin-Kommilitonin Lea einen Tip: Sie solle sich an den Verein „Hilfe für ausländische Studierende“ (HauS) wenden. Dort war sie an der richtigen Adresse. Der 1994 gegründete und ehrenamtlich betriebene Verein leistet unbürokratisch finanzielle Nothilfe und berät – vor allem Studierende, die dem Abschluss nahe sind. Auch in Jackies Fall lief es so. HauS leistete erste Hilfe für ihr Studium und überwies den Monatsbeitrag für März. Als Ansprechpartnerin für Jackie stand Dr. Margarete Wein bereit. „Frau Wein hat sich um alles gekümmert“, sagt Jackie heute dankbar.

Mit einem Monatsbeitrag war es allerdings nicht getan und HauS ist nicht in der Lage, Studierende langfristig finanziell zu unterstützen. Aber Frau Wein – die übrigens viele Jahre als Redakteurin für scientia halensis schrieb – sie hatte eine Idee. Sie erinnerte sich an einen Flyer der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), den sie von ihrer Vorgängerin Verena Buchholtz bekommen hatte. Sie kramte ihn aus alten Unterlagen hervor und las darin von einem Hilfsfonds für in Not geratene ausländische Studierende.

Alle Hoffnung in einem Antrag: Ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung

Noch im März beantragte Wein beim Vergabeausschuss des Solidaritätsfonds der FES ein Stipendium für Jackie. Ihr Medizin-Professor Bernd Fischer, der zugleich Vorsitzender von HauS ist, hat Jackie noch eine Empfehlung geschrieben. Und für die Dauer der Bearbeitung des Antrags, für April und Mai, sicherte die FES schon einmal den Unterhalt. Die Vorzeichen waren also positiv. Doch noch galt es zu hoffen und zu bangen.

Dann, Mitte Mai: ein Brief. Jackie erhält die Zusage. Sie ist Stipendiatin für ein Jahr auf Probe. „Ich war einfach erleichtert und Frau Wein war mit mir glücklich“, erinnert sie sich. Seitdem kann sie sich wieder auf ihr Studium konzentrieren. Momentan denkt sie ohnehin nur an ihre mündlichen Prüfungen, die unmittelbar bevorstehen. Zur Vorbereitung hat sie sich ein Fachbuch gekauft – das kann sie sich nun leisten.

Wegen der weiteren Finanzierung ihres Studiums möchte sich Jackie den Kopf noch nicht zerbrechen. Sie hofft auf eine Verlängerung ihres FES-Stipendiums: „Ich bewerbe mich gern, vielleicht klappt es ja.“ Sollte es klappen, kann sie ihren Traum doch noch realisieren. Und die Linsensuppe, die sie an Deutschland so schätzt, kann sie dann auch noch einige Male essen.

Hilfe für den Hilfsverein

Seit 1994 unterstützt "Hilfe für ausländische Studierende e. V. (HauS)" Jahr für Jahr eine wachsende Zahl von Studentinnen und Studenten aus aller Welt. Sie studieren hier, um sich später in ihren Heimatländern in den jeweiligen Berufen für die weitere Entwicklung zu engagieren. Oft übersteigt der Finanzbedarf die Möglichkeiten des Vereins.

Wenn Sie helfen wollen, werden Sie Mitglied von "HauS" oder überweisen Sie eine Spende.

Nähere Informationen über "HauS" und die Beitrittserklärung finden Sie im Internet unter www.haus.uni-halle.de.

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