Halle lockt Mexiko-Stadt
In diesen Tagen geht es auf dem halleschen Campus noch ein Stück internationaler zu als ohnehin. Gerade sind Gymnasiasten aus Mexiko, Bulgarien und Südafrika an der MLU zu Gast – junge Menschen, die vielleicht einmal in Halle studieren werden. So jedenfalls lautet das Ziel von Angela Hoffmann, im International Office zuständig für Partnerschulen der MLU im Ausland – dazu zählen sowohl meist private Deutsche Auslandsschulen als auch staatliche Schulen mit Deutsch als Schwerpunkt. Deren Absolventen seien fachlich und sprachlich „hervorragend ausgebildete Schülerinnen und Schüler, die in einem internationalen Umfeld groß werden und gute Chancen auf einen Studienabschluss in Deutschland haben“, sagt die 30-Jährige. Zudem würden sie ein großes Maß an interkultureller Kompetenz mitbringen. Künftige Studierende also, wie sie die hallesche Uni gut gebrauchen kann, gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern.
Hoffmann, selbst studierte Medien-, Kommunikations- und Kulturwissenschaftlerin mit Auslandserfahrung, ist seit Ende 2017 dafür zuständig, junge Menschen aus diesen Partnerschulen von einem Studium an der MLU zu überzeugen. Das Projekt hat es an der Uni schon einmal seit 2008 gegeben – dank eines Förderprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Über die „Betreuungs-Initiative Deutsche Auslands- und Partner-Schulen“ (BIDS) wurden damals Kontakte zu 20 Bildungseinrichtungen geknüpft und zum Teil vertraglich unterlegt. 2015 allerdings trat eine Pause ein, als ein Folgeantrag nicht bewilligt wurde.
Derzeit wird das Projekt aus Hochschulpakt-Mitteln finanziert, für Teile werden weitere Drittmittel eingesetzt. Die ersten Ergebnisse bleiben nicht aus. Anderthalb Jahre nach dem Neustart des Projekts gibt es nun wieder 13 Schulpartnerschaften, die vertraglich besiegelt sind: in Bulgarien, Ecuador, Indien, Kolumbien, Rumänien, Mexiko, Südafrika und Südkorea. „Weitere bahnen sich an“, so Hoffmann. Zu den Inhalten der Partnerschaften gehören Besuche wie der derzeitige, bei denen den jungen Menschen Stadt und Universität vorgestellt werden, sie Informationen zum Studieren in Halle erhalten und gegebenenfalls sogar an Vorlesungen oder Seminaren teilnehmen. Viele Schulen würden im Sommer eine Uni-Tour durch Deutschland unternehmen, sagt Hoffmann. Wert legt sie darauf, derzeitige MLU-Studierende in das Programm einzubeziehen, die Absolventen der Partnerschulen sind – aktuell sind es fünf an der MLU aus Mexiko, Südafrika, Ecuador und Rumänien. „Sie kann man gut als Multiplikatoren einsetzen“, so die Partnerschafts-Beauftragte. Im Januar 2020 findet zudem eine Schnupper-Studienwoche für Schülerinnen und Schüler der Partnereinrichtungen aus Bulgarien und Rumänien statt. Als zusätzlichen Anreiz für Absolventen gibt es ein Stipendienprogramm. Das „Startklar“-Stipendium wird für die ersten beiden Semester gezahlt – 400 Euro im Monat.
Zu Hoffmanns Aufgaben gehört es darüber hinaus, an den Partnerschulen Präsenz zu zeigen, an Rekrutierungsmessen teilzunehmen und Kontakt zu den dortigen Studienberatern zu halten. Im Falle von Mexiko im Übrigen ist einer der fünf Studienberater ein Absolvent der MLU, erzählt sie. Nun liegen zwischen Mexiko-Stadt und Halle allein aufgrund der Größe Welten – Hoffmann berichtet aber auch von einem Studenten, der sich bewusst für die Stadt an der Saale entschieden hat. Seine Gründe: die Qualität des Studiums, die gute Anbindung an größere Städte, vergleichsweise geringe Kosten. „Das sind die Pluspunkte, die Halle hat und mit denen auch ich werbe“, sagt sie.
Außerdem können hiesige Lehramts-Studierende Praktika an den Partnerschulen absolvieren – in diesem Jahr war zum Beispiel eine Praktikantin am Colegio Alemán in Mexiko-Stadt und eine in Bulgariens Hauptstadt Sofia. Dass dort bevorzugt MLU-Studierenden ein Praktikumsplatz angeboten wird, sei Bestandteil der Verträge, so Hoffmann. „Mein Ziel ist, dass das richtig Fahrt aufnimmt.“