Für ein Forschungspraktikum drei Monate nach Kanada
„Die Universität von Montréal hat ungefähr doppelt so viele Studenten wie die Uni Halle. Hier auf dem Campus spielt sich noch mehr ab als in Deutschland – auch wenn zurzeit Semesterferien sind“, erklärt Jakob Ruickoldt, der sich in seiner neuen Umgebung bereits gut eingelebt hat. Am Institut für Biochemie und Molekularmedizin der französischsprachigen Université de Montréal absolviert der Student gerade ein Auslandspraktikum, geleitet von Prof. Dr. Jurgen Sygusch, Professor für Biologie und Medizin.
Neben der Arbeit im Labor war sein bisheriges Highlight Kurztrips zu den Niagarafällen und nach Toronto, wo er bei einem Event unerwartet Kanadas Premierminister Justin Trudeau aus nächster Nähe sehen konnte. „Das war natürlich ein Highlight. Die Niagarafälle waren dann aber doch beeindruckender“, erzählt der 22-Jährige.
Gefährliche Krankheitserreger bekämpfen
Ziel seines Forschungsaufenthaltes ist es, mehr über die Struktur des Transmembranproteinkomplexes TriABC zu erfahren. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse könnte man einen Wirkstoff gegen ein krankheitserregendes Bakterium entwickeln, das im Wasser und in Böden vorkommen kann. „Um das zu erreichen, muss das Protein in Bakterien produziert und anschließend von mir aus dem Zellextrakt isoliert werden“, so Ruickoldt. „Die Bestimmung der Struktur soll dann mittels Transmissionselektronenmikroskopie erfolgen.“
Das Praktikum bietet dem Studenten der Biochemie eine einmalige Gelegenheit, sowohl fachlich als auch kulturell neue Erfahrungen zu sammeln. „Wer weiß, vielleicht kann ich außerhalb des Labors mein Französisch noch etwas verbessern“, sagt Ruickoldt. Seine Arbeit an der Universität in Montreal wird im Rahmen des Stipendienprogramms RISE Weltweit des Deutschen Akademischen Austauschdiensts und der kanadischen Partner-Organisation Mitacs finanziell unterstützt.
Seit Oktober 2015 ist Ruickoldt zudem Deutschlandstipendiat und wird von dem Unternehmen IDT Biologika gefördert. Weil RISE- und Deutschlandstipendium nicht miteinander kombinierbar sind, wird die Förderung bis zu seiner Rückkehr ausgesetzt. „Das Deutschlandstipendium war sehr hilfreich, weil es mir für mein bisheriges Studium und auch für den Aufenthalt in Kanada finanzielle Sicherheit gegeben hat und ich mich so voll und ganz aufs Studieren konzentrieren konnte“, erklärt er.
„Man könnte denken, man sei in Berlin“
Bisher fühlt sich der Masterstudent in Kanadas zweitgrößter Stadt sehr wohl. „Montreal ist ziemlich europäisch und somit vertraut. Es ist zudem eine sehr multikulturelle Stadt, sodass man auch denken könnte, man sei in Berlin“, erklärt er. „Allerdings sind die Straßen wesentlich breiter als in Deutschland, wodurch die Stadt sehr viel gemütlicher und weniger erdrückend als andere Großstädte wirkt.“
Das Praktikum endet im August. Danach will Jakob Ruickoldt noch das Land erkunden bis er Mitte September wieder nach Halle zurückkehrt. Immerhin ist es die erste Reise außerhalb Europas für den Studenten.