Frischekur für die Pharmazie
In den Räumen der Pharmazie in der Wolfgang-Langenbeck-Straße steht bereits heute einiges an neuer Technik. „Mehrere hunderttausend Euro wurden in den vergangenen Jahren dank der Mittel aus dem Hochschulpakt in das Institut für Pharmazie investiert“, sagt Institutsdirektor Prof. Dr. Karsten Mäder. So wurden zum Beispiel in der pharmazeutischen Technologie Geräte angeschafft, die nicht nur sicherer sind, sondern auch viel weniger Materialeinsatz erfordern. Dadurch wird eine praxisnahe moderne Lehre kostengünstig möglich. In der pharmazeutischen Analytik steht für die Lehre inzwischen ein modernes Nahes-Infrarot-Spektrometer bereit. Neue Hochleistungs-Flüssigkeitschromatografen erlauben Versuche dazu, wie viel Arzneistoff im Blut ankommt.
Aber nicht nur in Sachen Ausstattung tut sich etwas. In den Gängen des Hauptgebäudes ist bereits deutlich sichtbar, dass es weitere Veränderungen geben wird: An verschiedenen Türen hängen seit Wochen Zettel mit Umzugshinweisen – farbige Markierungen weisen darauf hin, was im Sommersemester noch vor Ort benötigt wird, was entsorgt oder schon in ein Ausweich-Domizil transportiert werden kann. Das in die Jahre gekommene Gebäude wird umfassend saniert, die endgültige Nachricht darüber hat die Pharmazeuten Ende 2018 erreicht. Rund 29 Millionen Euro stehen im Haushalt des Landes Sachsen-Anhalt bereit. 1,9 Millionen Euro davon sollen in die erstmalige Einrichtung des dann sanierten Gebäudes fließen, wie Projektingenieur Frank Sauerländer aus der Universitätsverwaltung sagt. Baustart ist im September, mit dem Abschluss der Förderperiode muss auch der Bau Ende 2022 abgeschlossen sein, so Sauerländer.
„Ich weiß, es wird keine einfache Zeit, aber ich freue mich“, sagt Institutsdirektor Mäder. Dem schließt sich auch Prof. Dr. Peter Imming, Professor für Pharmazeutische Chemie, an. Lange hatten die Pharmazeuten auf einen Baustart gewartet. „Mit der Rekonstruktion können die Labore so gestaltet werden, wie man es für aktuelle Arbeitstechniken braucht“, so Imming. Offiziell handelt es sich um den zweiten Bauabschnitt der Rekonstruktion, der Seitentrakt wurde bereits in den 90er Jahren erneuert. Ein Teil des Haupthauses – der Hörsaal, elektrische Leitungen oder Laborbänke – ist indes noch im Originalzustand der Einweihung im Jahr 1967. Auch das Heizungssystem muss ausgetauscht, Wasser- und Datenleitungen müssen neu verlegt werden. Nach der Rekonstruktion soll es durch veränderte Raumaufteilungen zum Beispiel mehr Platz in den Praktikumsräumen geben. Zusätzlich sind Sozialräume geplant. Nur eine von vielen Herausforderungen bei der Sanierung ist der Denkmalschutz – unter anderem bei der auffälligen, aber desolaten Außenverkleidung.
Bis zum Ende des Semesters wird im Hauptgebäude nun Baufreiheit geschaffen. Noch im Frühjahr finden erste Umzüge statt. Ein Teil der Wissenschaftler zieht zum Beispiel in das Gebäude der Biotechnologie, in dem mit der Fertigstellung des Charles-Tanford-Proteinzentrums Räume frei wurden. Insgesamt sieben Arbeitsgruppen, Fachschaft und Dekanat benötigen Domizile, darüber hinaus müssen die Ausrüstung für Praktika, Glas- und Gerätelager einen Platz finden. Für die Lehre wird während der Bauarbeiten noch ein Hörsaal im Hohen Weg 4 genutzt werden. Schwieriger war die Situation bei den benötigten Seminarräumen. Zumal: Auch im benachbarten Chemie-Institut oder in der Geobotanik sind Baumaßnahmen in größerem Umfang geplant. Im Hohen Weg 8 wird nun auf einer Etage ein Laborbereich entkernt, um darin Seminarräume unterzubringen, sagt Jürgen Simon, in der Universitätsverwaltung Referatsleiter für Bauangelegenheiten. „Sonst hätten wir keine Chance gehabt.“ Im März sei bereits mit den Arbeiten begonnen worden. Der Bedarf an Seminarräumen könne so gedeckt werden – sowohl Pharmazie als auch Chemie sollen die nun entstehenden Räume nutzen.
Insgesamt bedeutet die anstehende Sanierung für beide Seiten eine riesige Herausforderung. Drei zeitgleiche Projekte dieser Größenordnung – Pharmazie, Chemie und Geobotanik - habe er in 25 Jahren an der Universität noch nicht erlebt, sagt etwa Baureferent Jürgen Simon. Die Bauabteilung der Universität leiste Enormes, betonen die Pharmazeuten Mäder und Imming. Aber auch sie sind gefordert: Der Instituts-Betrieb muss weiterlaufen und auch die Rekonstruktion will genau geplant sein, sagt Direktor Mäder – inklusive solcher Details wie dem künftigen Stromverbrauch und der neuen Steckdosen-Standorte. „Da muss jede betroffene Arbeitsgruppe Zuarbeiten leisten.“
Die Pharmazie in Halle ist derzeit auf vier Standorte verteilt. Neben dem eigentlichen Pharmazie-Studiengang werden auch die englischsprachigen Master-Studiengänge „Pharmaceutical Biotechnology“ und „Industrial Biotechnology“ angeboten. Im vergangenen Jahr haben sich 144 Studierende neu eingeschrieben, fast 80 Prozent sind weiblich.