Foresight-Filmfestival: Geologische 3D-Modelle im Spielfilmformat
Halle-Neustadt im Jahr 2067. Bauinspektoren führen im Keller eines verlassenen Hochhauses eine Untersuchung durch. Sie benötigen genauere Daten über den Untergrund des Areals, weil dort ein neues Hochhaus gebaut werden soll. Doch dann finden die Gutachter im Keller einen Glaswürfel. Dieser beinhaltet alle Daten, die sie für ihre Arbeit benötigen – eingraviert mit einem Laser im Jahr 2017.
So beginnt der Film „Underground“, mit dem sich der Medienstudent Jörn Rohrberg und seine Kommilitonen Sebastian Reim, Oliver Thomas und Marius Rudolph beim 3. Foresight-Filmfestival beteiligt haben. Er ist eine Mischung aus Wissenschaft und Fiktion: „Wir wollten einen Film drehen, der Zukunft und Gegenwart verbindet“, so Rohrberg.
Ideengeber für den Film war der hallesche Hydrogeologe Prof. Dr. Peter Wycisk, der sich schon seit vielen Jahren mit geologischen 3D-Glasmodellen befasst. Er hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich geologische Daten in Glaswürfel eingravieren und somit dreidimensional darstellen lassen. Den Untergrund von Halle, Magdeburg, Staßfurt, Berlin und Wien hat Wycisk mit dieser Technik bereits erstellt.
Im Film selbst hat der Geowissenschaftler auch einen Gastauftritt: Die Protagonistin des Films – eine professionelle Schauspielerin – findet während ihrer Recherchen einen alten Fernsehbeitrag vom Anfang des 21. Jahrhunderts, in dem Peter Wycisk als Interviewpartner über seine Arbeit an den Glasmodellen spricht.
Das Konzept für den Film wurde im Rahmen der „science2movie-Academy“ entwickelt, die im Vorfeld des Festivals stattfand und angehende Filmemacher dazu ermutigen sollte, sich mit einem wissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen. Hier trafen sich Wycisk und Rohrberg – jedoch nicht zum ersten Mal: Bereits im Rahmen des Projekts „halle. neu. stadt 2050“ hatten sich die beiden kennen gelernt und gemeinsam einen kurzen Film über Wycisks Arbeit mit den Glaswürfeln produziert. Anders als damals sollte für den Foresight-Wettbewerb aber ein kleiner Spielfilm entstehen. Dieser sollte in der Zukunft spielen, eine Verbindung zur Gegenwart darstellen und gleichzeitig die Forschungsarbeit des Geologen Wycisk erläutern.
Gemeinsam entwickelten die Studierenden und Wycisk eine erste Idee, die im weiteren Verlauf des Projekts ohne den Forscher fertiggestellt wurde. „Ich war immer über die wesentlichen Eckpunkte des Projekts informiert. Beim Film gibt man als Forscher aber vieles völlig aus der Hand. In der Forschung hat man dagegen immer die Führung und Steuerung“, berichtet Wycisk. Das Vertrauen in die Arbeit des Filmteams habe sich aber gelohnt: „Ich bin sehr angetan von der hohen Professionalität des Films.“
Und tatsächlich: Der Film ist äußerst aufwändig produziert. Neben ausgeklügelten visuellen Effekten hat das Team auch Aufnahmen mit einer Drohne angefertigt: Der Anfang des Films zeigt Flugaufnahmen über die „Skyline“ von Halle-Neustadt.
Am Ende der Arbeit, die neben Studium und Beruf stattfand, steht ein achtminütiger Film, der – so schrieb es auch der Wettbewerb vor – Spielfilm-Elemente und Wissenschaftskommunikation miteinander verbindet. Dass der Film im Rahmen des Foresight-Filmfestivals gezeigt wurde, war keineswegs selbstverständlich: Insgesamt wurden über 700 Filmbeiträge von professionellen Filmemachern eingereicht.
- Weitere Informationen und Links zu den Filmen des Wettbewerbs unter www.foresight-filmfestival.de
Zweiter Film der Universität: „Eine Stadt schmilzt“
Studierende der Medien- und Kommunikationswissenschaften waren noch mit einem weiteren Film bei dem Festival vertreten. In „Eine Stadt schmilzt“ zeigt das Filmteam um Sören Engels seine Vision einer smarten Stadt in der Zukunft und greift dabei die Frage auf, welche gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen dafür nötig wären.
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