Feld-Forschung mit Sonnenlicht
Ob man sich mit dem neuen Solarfeld selbst versorgen könne? Die Uni hat seit September ein kleines Testfeld mit Solarmodulen auf dem Weinberg Campus eingerichtet. Der dort gewonnene Strom wird zwar ins Uninetz eingespeist, „ist aber in der Menge verschwindend gering“, kommentiert Dr. Wolfgang Fränzel vom Institut für Physik. Derzeit liegt etwa ein Kilowatt am Netz. Wenn das Feld komplett ausgebaut ist, werden es sechs sein. Zum Vergleich: Eine Kilowatt-Stunde entspricht in etwa einem Waschgang einer normalen Waschmaschine.
Selbstversorger wird man durch das kleine Feld eher nicht. „Dafür ist es aber auch gar nicht gedacht“, so Professor Roland Scheer, ebenfalls vom Institut für Physik und Leiter der Studiengangs „Erneuerbare Energien“ an der MLU. „Das Feld ist vor allem als Teil des Praktikums gedacht, das die Studierenden im dritten Semester bei uns absolvieren.“
Gerda Seiffarth und Torsten Büchner sind zwei der Masterstudenten im dritten Semester. Seiffarth hat vor ihrem Master Chemie in Halle studiert, Büchner Solartechnik in Köthen. Beide betonen, wie wichtig die Praktika für ein tiefgreifendes Verständnis der Materie sind. „Die Vorlesungen liefern zwar die Theorie, aber durch die Versuche erkennt man, wo die Probleme in der Praxis liegen“, meint Seiffarth. „Im Praktikum können die Studierenden beispielsweise Versuche zur Effizienz von Solarzellen, zu Brennstoffzellen oder zur Erzeugung und Verwertung von Biogas durchführen“, erklärt Fränzel.
Für Scheer fügt sich das Solarfeld damit praktisch in das Lehrkonzept des Studiengangs ein: „Wir fangen mit der Theorie in der Vorlesung an, im Labor werden dann Versuche an einzelnen Solarzellen durchgeführt.“ Mit dem Feld können die Studierenden nun die Wirkweise von verschiedenen Solarzellen und -modulen auch unter realen Bedingungen beobachten und erforschen; sie können beispielsweise die Effizienz verschiedener Materialien in Abhängigkeit von Witterungsbedingungen messen und gegenüberstellen.
Die Idee für ein eigenes kleines Solarfeld kam Scheer und Fränzel schon vor einiger Zeit. „Erstmal musste aber ein geeigneter Standort auf dem Unigelände gefunden werden“, erinnert sich Fränzel. Und dann „passte es einfach gut, dass wir intensiven Kontakt zu den Unternehmen aus der Umgebung haben“, so Scheer. Unternehmen, die sie letztlich auch bei der Errichtung des Testfelds unterstützen sollten.
Die ersten Solarmodule wurden von den Firmen Innotech Solar und Solibro GmbH zur Verfügung gestellt. Derzeit ist nur ein so genannter String – eine Reihe miteinander verbundener Solarmodule –mit Unterstützung der Firma Saalesolar GmbH Halle auf dem Feld bereits in Betrieb. Ein zweiter befindet sich im Aufbau. Die restlichen vier werden dann in den nächsten Monaten folgen.
Das Solarfeld ist aber nicht nur für die praktische Ausbildung interessant, wie Roland Scheer erklärt: „Wir können mit Hilfe des Feldes auch Langzeituntersuchungen durchführen.“ Alle relevanten Daten über Witterung, Temperatur und Lichteinfall werden erhoben und können miteinander in Bezug gesetzt werden. An den Ergebnissen solcher Analysen seien auch die beteiligten Firmen interessiert und „Studierende können auch in diesem Bereich ihre Masterarbeit schreiben“.
Obwohl der Schwerpunkt von Scheer und Fränzel auf der Photovoltaik liegt, können die Studierenden auch in anderen Bereichen ihren Abschluss machen. Seiffarth beispielsweise ist als Hilfskraft am Institut für Chemie angestellt und wird sich in ihrer Masterarbeit mit Brennstoffzellen befassen. Büchner, seit 2008 wissenschaftliche Hilfskraft am Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik, bleibt auch im Master der Sonne treu: „Für meine Masterarbeit will ich Deckgläser untersuchen, durch die das Licht effektiver auf die eigentlichen Solarzellen geleitet werden kann.“
„Erneuerbare Energien“ studieren
Der Master „Erneuerbare Energien“ ist im Wintersemester 2012/13 an der MLU gestartet. Innerhalb von zwei Jahren werden Studierende aus verschiedenen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern ausgebildet. Um Wissenslücken in den jeweils fremden Disziplinen auszugleichen, werden im ersten Semester Brückenmodule angeboten, in denen die Studierenden Grundkenntnisse aus der Physik und Chemie vermittelt bekommen. Gleichzeitig lernen sie auch die betriebswirtschaftlichen Grundlagen der Energiebranche kennen.