Experimente in der Sauna

05.03.2020 von Laura Krauel in Wissenschaft, Varia, Schlussstück
In der Freizeit eines Wissenschaftlers hat die Forschung Pause – könnte man zumindest denken. Nicht so beim Team um Prof. Dr. Bruno Glaser, Experte für Bodenbiogeochemie an der Uni. „Wir gehen gern zusammen in die Sauna und reden dabei auch oft über wissenschaftliche Themen“, sagt Glaser. Dabei kommt die Arbeitsgruppe des Öfteren auf Ideen für neue und, sagen wir, unkonventionellere Experimente.
Schwitzen wir exakt aus, was wir trinken? Das haben Wissenschaftler in der Sauna getestet.
Schwitzen wir exakt aus, was wir trinken? Das haben Wissenschaftler in der Sauna getestet. (Foto: vubaz / stock.adobe.com)

So geht es in der Versuchsreihe „Sauna, Sweat and Science“ – anders als im Forschungsalltag des Teams – nicht um Bodenprozesse oder natürliche Ressourcen, sondern um den Menschen. Zum Beispiel um die Frage: Schwitzt man das aus, was man trinkt – etwa Bier?

Aber von vorn: In ihren Untersuchungen nutzt die Gruppe häufig Isotope – Atome, mit denen sich zum Beispiel Wassermoleküle markieren lassen. „Man kann sich das vorstellen wie einen Farbstoff, den man nicht sieht“, erklärt Glaser. Durch die Markierungen könne man genauestens den Ablauf von chemischen Reaktionen untersuchen. „Bei einem der Saunagänge haben wir darüber diskutiert, ob man isotopisch markierte Flüssigkeiten im Schweiß nachweisen kann.“
Das Team wollte das Experiment in der halleschen Heidesauna selbst ausprobieren. Ein Testgetränk war schnell gefunden: „Cola-Weizen, das ist unser Standard-Getränk nach der Sauna“, verrät Glaser und lacht. Fünf Versuchspersonen nahmen den markierten Bier-Mix in jeweils unterschiedlichen Mengen zu sich, um nicht nur Kurzzeit-, sondern auch Langzeiteffekte feststellen zu können.

„Wir hätten erwartet, dass sich ein großer Anteil der Markierung im Schweiß zeigt“, sagt Glaser. „Anhand unserer Proben war jedoch zu beobachten, dass sich das Bier schon innerhalb von zehn Minuten mit dem Körperwasser gemischt und im Körper verbreitet hat. Diese Mischung wurde kontinuierlich über den Schweiß ausgeschieden.“ Heißt: Weder kurz- noch langfristig wird exakt das ausgeschwitzt, was man trinkt.

In einem vorherigen Experiment der Reihe hatte sich das Team dem Anteil von Kondenswasser und Schweiß auf der menschlichen Haut bei Saunaaufgüssen gewidmet. Zitiert werden die ungewöhnlichen Studien, die in der Fachzeitschrift „Isotopes in Environmental and Health Studies“ erschienen sind, nicht häufig. Unterhaltungswert haben sie aber, denn der erste Artikel ist laut Glaser innerhalb aller Jahrgänge des Journals der insgesamt meistgelesene. Und es bleibt weiterhin spannend, denn das nächste Experiment ist schon geplant. Der Fokus liegt dabei auf Geschlechtern: „Wir wollen untersuchen, ob sich die Markierung im Schweiß von Mann und Frau auf unterschiedliche Weise zeigt“, so der Forscher.

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Agrarwissenschaften

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