Experiment Physik: Schüler im Labor

17.07.2012 von Katharina Deparade in Studium und Lehre, Campus
Im Hörsaal 3.04 am Institut für Physik herrscht gespannte Stille. Alle Augen sind auf zwei 16-jährige Jungen gerichtet, die gerade einen Vortrag über den Photoeffekt halten. Als einer von beiden ins Stocken gerät, springt der andere fachlich kompetent ein und erklärt: „ Also im Endeffekt handelt es sich um eine Ablösung von Elektronen unter Lichtbestrahlung. Dies nachzuvollziehen, war Ziel unseres Experiments. Das hat auch weitestgehend funktioniert. Wir haben zwar leider keine exakten Messwerte herausbekommen, aber Annährungswerte.“
Konzentriertes Arbeiten im Schülerlabor.
Konzentriertes Arbeiten im Schülerlabor. (Foto: Paul Zech)

Die Vortragenden heißen Marcel und Maximilian. Sie gehören zur 11. Klasse des Stephaneum Gymnasiums in Aschersleben und verbringen mit ihren Klassenkameraden die sogenannte Wissenschaftswoche im Schülerlabor in Halle. Das Institut für Physik bietet interessierten Schulklassen die Möglichkeit neu erworbenes Wissen praktisch anzuwenden.

Wolfram Hergert, Professor am Institut für Physik der MLU, erhält regelmäßig Anfragen. Er ist einer der Gründer und Hauptverantwortlicher für das Schülerlabor. „Je nachdem, wie lange eine Klasse bleiben will, bastele ich ein entsprechendes Programm zusammen.“, erklärt er. Die Länge des Aufenthaltes kann variieren. Es gibt die Möglichkeit, eine komplette Woche zu bleiben, so wie es die Schüler aus Aschersleben taten. Andere bleiben nur drei Tage und machen die Auswertung dann zu Hause. Viele hallesche Gymnasialklassen kommen oft nur für einen Tag oder einen Nachmittag.

Das im Januar 2011 gegründete Schülerlabor ist stark frequentiert. Sogar Gruppen aus Zerbst oder Gräfenhainichen sind keine Seltenheit. „Es ist eigentlich immer was los“, sagt Hergert. „Mindestens ein bis zweimal im Monat haben wir eine Schülergruppe zu Besuch. Zusätzlich sind Einzelbetreuungen im Rahmen besonderer Lernleistungen oder von Jugend forscht möglich.“

Während Marcel und Maximilian referieren, werden sie immer wieder von zwei jungen Männern aus dem Publikum unterbrochen. „Kommen wir doch mal zur Ausgangsfrage zurück“, sagt der Eine in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. „Warum sind in diesem Schaltkreis zwei Stromquellen angeschlossen und nur ein Widerstand?“ Marcel und Max schauen abwechselnd erst sich, dann die Power- Point- Folie und wieder sich an. Ratlose Blicke.

Die Fragenden sind ihre Betreuer Mathias Altenstein und Alexander Schindler, beide Master-Studenten der Physik. Durch eine Ausschreibung für eine Hiwi-Stelle sind sie zu diesem Job gekommen, der ihnen großen Spaß bereitet. Das Schülerlabor umfasst einen Fundus an 15 bis 20 Versuchen. Am Anfang muss sich jede einzelne Gruppe für fünf Experimente entscheiden, die sie in der Woche ausprobieren will. Davon werden vier durchgeführt. „Die Schüler haben sich sehr angestrengt“, meint Mathias, „wenn irgendetwas unklar war, haben sie sich nicht gescheut Fragen zu stellen“. „Sie haben auch gut mitgedacht“, fügt Alexander hinzu, „Jetzt müssen sie halt beweisen, was sie gelernt haben“

Immer wieder gern genommen: Flüssigstickstoff
Immer wieder gern genommen: Flüssigstickstoff (Foto: Paul Zech)

Auch die Schüler sind mit ihren studentischen Mentoren sehr zufrieden. „Die Betreuung war spitze“, erzählt Marcel. „Die wussten alles, was von ihnen abverlangt wurde, konnten uns bei allen Fragen helfen und auf das nächste Experiment vorbereiten.“ Das war für die Schüler sehr wichtig, denn gerade am Anfang traten viele Verständnisprobleme auf, da zum Teil auch Wissen vermittelt wird, das nicht Inhalt der Schulphysik ist. Professor Hergert setzt gerne Studenten für diese Tätigkeit ein. „Der Altersunterschied ist nicht so groß. Die kommen dann schneller und besser miteinander zurecht.“

Wenn Hergert ein umfangreiches Programm für eine Klasse zusammenstellt, geht es nicht nur um die Experimente. Diese stehen natürlich im Vordergrund, doch beinhaltet es auch kleine Vorträge, die er meist selbst hält sowie den Besuch von Experimentalphysikvorlesungen. Die Schüler sollen schließlich auch Einblick in den normalen universitären Alltag erhalten.

Weiterer wichtiger Bestandteil des Programms sind Führungen durch die einzelnen Fachbereiche. Davon war besonders der Schüler Nils begeistert: „Die Experimente waren ja alle sehr spannend, aber die Führungen durch die Universität am Dienstag und Mittwoch fand ich am besten. Vor allem der riesige Magnet in der Medizinischen Physik war voll cool. Der hatte eine richtig große Flussdichte von 10 oder 15 Tesla. Wir mussten sogar unser ganzen Metallsachen ablegen!“

Ein Anliegen des Schülerlabors ist es, die Martin- Luther- Universität als möglichen Studienort schmackhaft zu machen. „Wir haben leider weniger Physikstudenten als wir uns wünschen“, erläutert Hergert. „Dabei bieten wir sogar drei Studiengänge an: Medizinische Physik, klassische Physik und einen Lehramtsstudiengang. Insbesondere bei der reinen Physik könnten es durchaus mehr sein.“

Mit dem Schülerlabor gelingt es spielend, die guten Lehr- und Lernbedingungen auf dem Weinberg Campus aufzuzeigen. Die Uni kommt bei allen Schülern gut an. „Das Mensa- Essen ist klasse!“, meint Max. „Es ist schön ruhig hier, und die Professoren, die ich traf, waren sehr nett.“ Ob er später einmal Physik studiert, steht für ihn noch nicht ganz fest, aber es wäre auf jeden Fall eine Auswahlmöglichkeit. Marcel dagegen hat schon ziemlich genaue Zukunftsvorstellungen. „Ich hab mir fest vorgenommen, Physik zu studieren. Diese Woche hat mich in meinem Vorhaben einmal mehr bestätigt.“

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KinderuniPhysik

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