Denkmal erinnert an hingerichtete Menschen während des NS-Regimes

26.06.2014 von Tom Leonhardt in Varia, Personalia
Vor genau 70 Jahren, am 26. Juni 1944 wurde die 24-jährige Polin Krystyna Wituska im Zuchthaus Halle hingerichtet. Später wurde ihr Leichnam in das Anatomische Institut der Universität Halle überführt. Mindestens 60 weitere Menschen ereilte ein ähnliches Schicksal. In Gedenken an sie wurde am Donnerstag, 26. Juni 2014, ein Denkmal auf dem Getraudenfriedhof eingeweiht.
Am 70. Todestag von Krystyna Wituska wurde ein Denkmal auf der Ehrengrabstätte der Anatomie auf dem Getraudenfriedhof eingeweiht
Am 70. Todestag von Krystyna Wituska wurde ein Denkmal auf der Ehrengrabstätte der Anatomie auf dem Getraudenfriedhof eingeweiht (Foto: Daniel Gandyra)

Krystyna Wituska war gerade einmal 23 Jahre alt, als sie 1943 vom Reichskriegsgericht wegen Spionage zum Tode verurteilt wurde. Die junge Polin hatte sich in einer Widerstandsorganisation gegen die Besetzung ihres Heimatlands engagiert. Am 26. Juni 1944 wurde sie im Zuchthaus Halle hingerichtet. Ihr Körper wurde danach ins Anatomische Institut der Universität Halle überführt. Viele Briefe und Notizen von ihr sind noch erhalten. So auch ein Abschiedsbrief, den sie wenige Stunden vor ihrer Hinrichtung geschrieben hat.

Krystyna Wituska ist eine von über 60 Personen, die während des Naziregimes im Zuchthaus Halle, der heutigen Gedenkstätte „Roter Ochse“, hingerichtet worden sind und deren Leichname dann in das Anatomische Institut überführt wurden. Um der Opfer zu gedenken, wurde am 70. Todestag von Krystyna Wituska ein Denkmal auf der Ehrengrabstätte der Anatomie auf dem Getraudenfriedhof eingeweiht. „Hier gedenken wir jährlich deren, die nach ihrem Tod ihren Körper für das Anatomie-Institut spenden“, erklärt Prof. Dr. Bernd Fischer vom Institut für Anatomie und Zellbiologie. Für die Ausbildung von Medizinern sei man auf solche Körperspenden angewiesen. Zur Zeit des Nationalsozialismus habe das Institut auch Körperspenden von Menschen angenommen, die vom NS-Regime hingerichtet wurden.

Gemeinsam mit der Gedenkstelle Roter Ochse Halle (Saale) arbeiten Fischer und seine Kollegen die Geschichte dieser Personen seit 1996 auf. „Für eine Uni ist das nahezu einzigartig“, sagt Michael Viebig, stellvertretender Leiter der Einrichtung. Die Idee für das Denkmal sei durch viele Anfragen von Angehörigen und Freunden gekommen, die sich nach dem Bestattungsort der damals Hingerichteten erkundigen. Häufig sei dieser nämlich nicht mehr zweifelsfrei nachzuweisen. Und so entwickelten Viebig und Fischer Ende des letzten Jahres die Idee für einen symbolischen Bestattungsort auf dem Feld der Anatomie.

Tomasz Steppa, Neffe der hingerichteten Krystyna Wituska, war für die Trauerfeier von Polen nach Halle gereist. Steppa kennt Krystyna Wituska aus den Erzählungen seiner Eltern und Großeltern. Dass seine Tante nur stellvertretend für die vielen Opfer auf dem Denkmal zu sehen ist, ist für ihn eine große Ehre: „Das berührt mich wirklich sehr!“ So bedankte sich Steppa auch noch einmal persönlich bei dem halleschen Bildhauer Bernd Göbel, der das Denkmal angefertigt hat.

Am Nachmittag wurde das Denkmal dann offiziell im kleinen Kreis und unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit einem Gedenkakt eingeweiht. 

Spenden machten „Denkzeichen“ möglich

Unter anderem die Vereinigung der Förderer und Freunde der Martin-Luther-Universität Halle e. V., die Gedenkstätte Roter Ochse Halle (Saale), das Uniklinikum und auch die Partei Die Linke machten durch hohe Sachspenden den Bau des Denkmals möglich.

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