Apfelbäume, Kirschbäume, Johannisbeersträucher: Hauptsache gut abgeschnitten
Der Wind an diesem Freitagnachmittag Anfang März ist kalt, der Himmel bedeckt. Eine kleine Gruppe von etwa 15 Studierenden und Mitarbeitern der Uni Halle trifft sich auf dem Julius-Kühn-Feld, um an einem Obstbaumschnitt-Seminar teilzunehmen. Nicht nur Agrarwissenschaftler, sondern jeder, der einmal Obstbäume schneiden möchte, ist willkommen. Matthias Hinz vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften hat zu seiner Schnittübung an heimischen Obstarten eingeladen. Nachdem er den Teilnehmern am Vormittag die Theorie vermittelt hat, können sie sich nun in der Obstanlage praktisch ausprobieren.
Bevor es jedoch zu den großen Obstbäumen geht, stehen alle vor ein paar kahlen Johannisbeersträuchern und dürfen raten - und möglichst auch begründen -, welcher Strauch schwarze und welcher rote Johannisbeeren tragen wird. Das Geheimnis, sagt Hinz, liegt im Geruch. Dafür müsse man an den Zweigen reiben. Hinz fordert also zum kollektiven Rubbeln auf: „Nicht so schüchtern! Und jetzt riechen Sie mal an Ihren Händen. Schwarze Johannisbeere riecht nach Katzenurin.“
Matthias Hinz ist immer gerade heraus. Die Gruppe schätzt seine unterhaltsame und witzige Art. Es wird viel gelacht. Die Gruppe läuft über das Kühnfeld. Unter den Schuhen der feuchte, unebene Boden. „Sind Sie warm angezogen? Und haben alle festes Schuhwerk? Oder haben alle Armani an?“, fragt Hinz. Aber die meisten haben es richtig gemacht und Gummistiefel und dicke Winterjacken angezogen. Der Wind bläst eisig. Die Sonne lässt sich heute nicht mehr blicken.
Ein kleines Feld voller Obstbäume: Wie kann man Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume voneinander unterscheiden, wenn keine Früchte daran hängen? Und wie unterscheidet man Sauer- von Süßkirschbäumen? Wo setzt man bei welchem Baum wie die Schere an? Nachfragen ist jederzeit erlaubt. Matthias Hinz erklärt alles genau, verteilt Astscheren und sagt motivierend: „Schneiden Sie einfach drauf los, Sie können da gar nicht viel falsch machen!“
Beherzt setzt da ein Teilnehmer die Schere an einem dicken Ast an, aber Hinz greift doch kurz ein: „Nein, nein, nein, nein, nein. Naja, doch, ist gar nicht mal so dumm, was er da macht, ist gar nicht mal so dumm!“ und erklärt, warum der dicke Ast an dieser Stelle abgeschnitten werden kann – und wo es aber besser wäre, anzusetzen. Ganz in seinem Element demonstriert Hinz die richtige Schnitttechnik und fordert auf: „Machen Sie ruhig alle mit! Dann wird Ihnen wenigstens wärmer!“
Matthias Hinz veranstaltet dieses Seminar vor allem für Studierende der Agrarwissenschaften. „Die müssen praktisch ausprobieren, was sie aus Büchern lernen“, sagt er. Aber das Seminar sei für jeden hilfreich, der einen Garten besitze. Und so ist die Gruppe eine bunte Mischung aus Agrarwissenschaftsstudenten, Studierenden anderer Studienrichtungen, ehemaligen Studierenden und Mitarbeitern der Uni. Was sie vereint, ist ihr Interesse. Viele haben einen Garten. „Ich mache mit, damit ich weiß, wie ich meine Obstbäume richtig schneide. Nicht unbedingt um mehr Ertrag zu erhalten, einfach um zu wissen, wie es richtig geht. Und aus Spaß. Gartenarbeit macht einfach Spaß“, sagt ein Teilnehmer.
Am Ende des Seminars kommt die Gruppe wieder an den Johannisbeersträuchern vorbei. Matthias Hinz schneidet für jeden Teilnehmer ein paar Zweige ab, die sie mit nach Hause nehmen dürfen. „Da können Sie schon mal Ihre Osterdeko dranhängen!“
Informationen zu den weiteren Terminen gibt es zum Beispiel hier: