Stoffwechsel im Computermodell

08.02.2024 von Katrin Löwe in Personalia, Neu berufen
Seit dem 1. Februar hat Dr. Andreas Dräger die Professur „Data Analytics und Bioinformatik“ an der MLU inne. Für den Forscher ist es eine Rückkehr an seinen Studienort. Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Stoffwechsel von Zellen und dessen Simulation im Rechner.
Andreas Dräger
Andreas Dräger (Foto: Maike Glöckner)

Mit einem seiner Forschungsergebnisse hat Prof. Dr. Andreas Dräger in der Corona-Pandemie für Schlagzeilen gesorgt: Sein Team hat mittels eines Computermodells einen potenziellen Wirkstoff gegen Covid-19 entdeckt. Entscheidend dafür war der Vergleich des Stoffwechsels einer in der menschlichen Lunge vorkommenden Zelle – bevor und nachdem das Virus diese befiel und als Wirt für dessen Vermehrung missbrauchte. So fanden die Forschenden ein Enzym, dessen Deaktivierung im Modell die Vermehrung des Virus stoppte. Mittlerweile seien daraus zwei Patente hervorgegangen, so Dräger: Ein Wirkstoff sei in Zellkultur, ein weiterer bereits erfolgreich an Hamstern getestet worden – Überprüfungen beim Menschen stehen noch an.

Systembiologie, die Computer-Simulation biologischer Systeme wie Zellen oder Bakterien, ist seit 18 Jahren ein Schwerpunkt von Drägers Arbeit. „Beispielsweise berechnet man das Wachstum von Bakterien, die Verbreitung von Viren oder den Zustand unserer Zellen bei Krebs oder Parkinson“, so Dräger. Die Anwendungsbreite sei groß: Sie reiche von der Biotechnologie über den Umweltschutz bis hin zur Medikamentenentwicklung.

In Halle schätzt Dräger die auf dem Weinberg-Campus konzentrierte Vielfalt der Expertise in den universitären Einrichtungen, außeruniversitären Forschungsinstituten und der Universitätsmedizin. Eines seiner Ziele besteht darin, an der MLU eine zentrale Anlaufstelle für die Analyse biologischer Daten zu etablieren. „So könnten die jeweiligen Forschungsgruppen entlastet und gleichzeitig einheitliche Standards gewährleistet werden“, sagt der Wissenschaftler. Dräger hat an der MLU Bioinformatik studiert und wurde 2011 an der Universität Tübingen promoviert. Außerdem forschte er zwei Jahre lang an der University of California in San Diego und ein Semester an der japanischen Keio-Universität in Yokohama. Von 2018 bis zu seinem Wechsel nach Halle war er Juniorprofessor für „Computational Systems Biology of Infection and Antimicrobial-Resistant Pathogens“ in Tübingen.

Prof. Dr. Andreas Dräger
Data Analytics und Bioinformatik
Tel.: +49 345 55-24728
Mail: andreas.draeger@informatik.uni-halle.de

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Bioinformatik

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