„Ein greifbares Andenken“: Ausstellung zu Anton Wilhelm Amo eröffnet
Unter den Gästen waren auch die neun halleschen Künstlerinnen und Künstler Steffen Ahrens, Rossen Andreev, Grit Berkner, Bernd Göbel, Katharina Günther, Georg Mann, Martin Roedel, Carsten Theumer und Heidi Wagner-Kerkhof. Die anhaltende Debatte um eine zeitgemäße Erinnerung an Anton Wilhelm Amo und der Fakt, dass von ihm keine bildliche Überlieferung bekannt ist, motivierten sie, sich mit dem bedeutenden Philosophen und Alumnus der MLU auseinanderzusetzen. Entstanden ist dabei gemeinsames Werk, das sich dem Menschen und seinem Leben annähert. Das Gipsmodell „Anton Wilhelm Amo“ ist im Kupferstichkabinett im Löwengebäude zu sehen.
Gründe dafür, dieses besondere Werk an der Universität zu zeigen, gibt es viele: „Die zentrale Kustodie versteht sich als Schaufenster der Universität und als Begegnungsort von Uni und Stadtgesellschaft. So wird auch die Diskussion um ein zeitgemäßes Erinnern an Amo nicht nur in der MLU, sondern auch in der Stadtgesellschaft geführt“, sagte Dr. Dirk Schaal, Kustos der MLU, bei der Vernissage.
Amo gilt als erster afrodeutscher Akademiker. Er studierte im 18. Jahrhundert in Halle und Wittenberg und lehrte Philosophie an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena. Seit 2020 setzt sich eine Rektoratskommission mit dem Gedenken an Amo auseinander, um dieses differenzierter zu gestalten. So dankte auch der Vorsitzende der Kommission Prof. Dr. Wolfgang Paul den Künstlerinnen und Künstler für ihr Engagement, „ein greifbares Andenken an Anton Wilhelm Amo zu entwerfen“.
Da es keine bildliche Überlieferung von Anton Wilhelm Amo gibt, sei ein Werk entstanden, das „Antworten auf Fragen zur Biografie Amos formuliert“, so Ulf Dräger, Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt. Die Künstlerinnen und Künstler haben das Profil eines Kopfes geschaffen, das sich aus neun individuell geschaffenen Teilen zusammensetzt. Damit sprengen sie den „Begriff der Medaille“, so Dräger weiter, und schaffen „ein großes Monument für einen Gelehrten“.
Neben dem Gipsmodell, das die Grundlage für eine Umsetzung in Metallguss ist, zeigt die Ausstellung auch aktuelle Arbeiten der neun Künstlerinnern und Künstler, die im Zusammenspiel mit Zitaten ihre Positionen in der Auseinandersetzung mit Amo einordnen.
Über Anton Wilhelm Amo
Amo gelangte im Kindesalter an den Hof Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Dort erhielt er zunächst Privatunterricht, später studierte, forschte und lehrte er an den Universitäten Halle, Wittenberg und Jena. 1729 absolvierte Amo in Halle mit einer Arbeit über die Rechtstellung der Afrikaner in Europa seine Disputation. In Wittenberg schrieb er 1734 seine Dissertation über das "Leib-Seele-Problem". Amo war damit der erste afrodeutsche Akademiker überhaupt, der an einer deutschen Universität wirkte. Um 1748 kehrte er nach Ghana zurück. Von ihm gibt es keine bildliche Überlieferung.
Der MLU ist es seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen, an ihren bedeutenden Alumnus zu erinnern: Seit 1994 verleiht die Universität den Amo-Preis für herausragende Abschlussarbeiten, zudem findet an der Universität jährlich eine Anton-Wilhelm-Amo-Lecture statt.
Ausstellung: "Fokus Amo. Bilder für einen Gelehrten"
bis 24. März 2024
Löwengebäude, 1. OG, Kupferstichkabinett
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 18 Uhr
Eintritt frei
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