50 Jahre Weinberg-Mensa: Alte Gerichte, neu inspiriert

11.09.2024 von Ines Godazgar in Varia
Als die Weinberg-Mensa am 18. September 1974 offiziell eröffnet wurde, war sie einer der modernsten Bauten dieser Art in der DDR: großzügig und optisch ansprechend. Das Gebäude entlang der Wolfgang-Langenbeck-Straße wurde dringend gebraucht, denn die Zahl der Studierenden auf dem Weinberg Campus hatte enorm zugenommen. 50 Jahre ist das inzwischen her. Mit einer Festwoche des Studentenwerks wird daran erinnert.
Die Weinberg-Mensa heute
Die Weinberg-Mensa heute (Foto: Maike Glöckner)

Prof. Dr. Reinhard Neubert gehörte in der Weinberg-Mensa zu den Gästen der ersten Stunde: Der ehemalige Prorektor der MLU studierte zu Beginn der 1970er Jahre in Halle Pharmazie und wurde im Anschluss in seinem Fach promoviert. „Ein Großteil meines Lebens spielte sich ohnehin auf dem Campus ab“, erinnert sich der 74-Jährige. „Ich wohnte in der neunten Etage eines der damals neu gebauten Wohnheime und konnte den Bau der Mensa aus dem Fenster meines Zimmers live verfolgen.“

Als der Bau endlich fertig war, sorgte das auch dafür, „dass ich den Campus manchmal tagsüber gar nicht mehr verlassen musste“, so Neubert. Die neue Mensa sei für ihn damals „ein echter Qualitätssprung“ gewesen, denn bis dato musste er wie alle anderen Studierenden in einem winzigen, völlig veralteten Gebäude sein Mittagessen einnehmen, das mit dem Ansturm längst nicht mehr fertig wurde.

Der Neubau zog viele Studierende an, denn ihre Zahl stieg zu jener Zeit auf dem Weinberg Campus ohnehin ständig. „Die Mensa war wie ein neues Zentrum, in dem man sich fortan auch fächerübergreifend treffen und austauschen konnte.“ Diese positiven Effekte haben seiner Ansicht nach auch dazu beigetragen, dass eben dieser Mensa-Typenbau an mindestens zwei weiteren Standorten in der DDR errichtet wurde, nämlich an der Uni Greifswald und der Technischen Hochschule in Ilmenau.

Auch die Qualität des Essens war deutlich höher als zuvor. Und es gab nach den Erinnerungen von Reinhard Neubert sogar eine Frühstücksstube, in die der gebürtige Erzgebirgler fortan des Öfteren einkehrte. Fast täglich kam er auch zum Mittagessen vorbei, besonders gern, wenn es sein Lieblingsgericht „Szegediner Gulasch mit Knödeln“ gab.

Das Essen sei damals generell deutlich fleischlastiger gewesen, sagt Michael Fischer. „Die Ernährungsgewohnheiten haben sich seitdem, und vor allem in den vergangenen Jahren, stark verändert.“ Seit nunmehr 20 Jahren ist der gelernte Koch Küchenchef in der Weinberg-Mensa. Die Nachfrage nach Gerichten wie der berühmten „Toten Oma“ oder nach Leber und anderen Innereien ist deutlich zurückgegangen, sagt er, weshalb sie „aus Gründen der Wirtschaftlichkeit“ vom Speiseplan ganz verschwunden sind oder seltener angeboten werden. Rund 50 Prozent der Speisen sind inzwischen vegetarisch oder vegan.

Zu DDR-Zeiten war die Weinberg-Mensa vor allem auf Masse angelegt. Rund 5.000 Essen wurden täglich zubereitet, mehr als 100 Angestellte kochten auch für Betriebe, Schulen und Kindergärten, die das Essen dann in Kübeln geliefert bekamen. Der Nachteil: Vieles war vorgefertigt und das Essen war weniger frisch und durch die langen Wege auch weniger schmackhaft.

Nach der Wende wurde die Küche der Weinberg-Mensa dann auf die heutige Größe zurückgebaut. Dort kochen Fischer und sein rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassendes Team seither während der Vorlesungszeit zwischen 1.400 und 1.500 Portionen täglich, in den Semesterferien sind es immerhin noch 1.000.

Michael Fischer verweist dabei auf ein Gericht, das offenbar bei einem Großteil der Gäste seit Jahren besonders gut ankommt und das man deshalb als eine Art Allzeit-Hit auf dem Speiseplan werten kann: Wurstgulasch oder Jägerschnitzel mit Spirelli. „Wir bieten es aber inzwischen zusätzlich auch in einer vegetarischen Variante mit Tofu an.“

Gemeinsam mit seinem Team hat sich der Küchenchef auch für die Festwoche zum 50-jährigen Bestehen der Mensa einen besonderen Speiseplan überlegt: Gerichte von damals, zum Beispiel Beamten- oder auch Hackfleischstippe sowie der in der DDR beliebte Kochfisch, sollen als so genanntes „Aktionsessen“ angeboten werden, „allerdings neu und modern inspiriert“, wie Fischer betont. Dabei werde zum Beispiel der früher sehr fettige Kochfisch durch eine bekömmlichere Variante ersetzt, zudem werde er nicht gekocht, sondern schonend gedünstet.

Das Programm

Die Festwoche in der Weinberg-Mensa findet vom 16. bis 20. September statt. Am 18. September werden die Gäste mit einem Geburtstagskuchen und einem Glas alkoholfreien Sekt im Foyer begrüßt. Außerdem bietet Küchenchef Michael Fischer an zwei Tagen Führungen an und es gibt verschiedene Mitmachaktionen. Im Foyer zeigt das Studentenwerk eine Fotoausstellung mit Vorher-Nachher-Bildern der Weinberg-Mensa. Das komplette Programm findet sich hier: https://studentenwerk-halle.de/news/50-jahre-weinbergmensa

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