Von erhabener Klangschönheit

24.06.2011 von Tony Kliche in Varia
Im Rahmen der Reihe „aula konzerte halle“ waren am 23. Juni 2011 zwei ausgezeichnete Solisten mit verschiedenen Sonaten für Violoncello und Klavier zu erleben: Matthias Ranft (Violoncello) und Tomoko Ogasawara (Klavier) boten mit Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und Sergej Rachmaninow ein musikgeschichtlich breit gefächertes Programm. Sie überzeugten mit meisterhaft virtuoser Spieltechnik. Die Zuhörer spendeten enthusiastisch Beifall.
Matthias Ranft und Tomoko Ogasawara mit Sonaten von Beethoven, Debussy und Rachmaninow im Aula-Konzert
Matthias Ranft und Tomoko Ogasawara mit Sonaten von Beethoven, Debussy und Rachmaninow im Aula-Konzert (Foto: Maike Glöckner)

Die Sonate für Violoncello und Klavier A-Dur op. 69 (1807/08), markiert neben den Sinfonien Nr. 5 und 6 einen Höhepunkt der mittleren Schaffensphase Beethovens (1770-1827). Entstanden während der Arbeit an der 5. Sinfonie, steht sie mit ihren lyrisch-empfindsamen Eingebungen eher der Pastoral-Sinfonie nahe. Widmungsträger der Sonate war Freiherr Ignaz von Gleichenstein (1778-1828), zu dem Beethoven in jahrelanger enger Freundschaft stand. Er und der Komponist warben um die beiden Schwestern Anna und Therese Malfatti. Als Anna 1811 jedoch in die Heirat mit Gleichenstein einwilligte, bedeutete es das Ende dieser langwährenden Freundschaft. Im Autograph der Sonate vermerkte Beethoven die Worte „Inter lacrymas et luctus“ (Unter Tränen und Kummer), was jedoch in starkem Widerspruch zur Musik steht. Das dreisätzige Werk wird durch ein Cello-Solo in tiefer Lage eingeleitet, worin sich Hauptthema und gleichfalls der gesamte Charakter der Sonate vorstellen. Das ausgewogene, facettenreiche Wechselspiel zwischen Cello und Klavier fügte sich zum reinen Hörerleben. Ranft und Ogasawara näherten sich der Sonate mit einer eher romantischen Spielweise, die wiederum dem Cellisten große Möglichkeiten zur freien Klanggestaltung bot.

Claude Debussy (1862-1918) litt am Ende seines Lebens unter einer schweren Krebserkrankung, wodurch ihm die kompositorische Arbeit zunehmend schwerer fiel. Sein Verleger Jaques Durand konnte ihn aber noch zur Ausführung von sechs Sonaten mit unterschiedlichen Besetzungen anregen, von denen die erste für Cello und Klavier 1915 herausgegeben wurde. Auf dem Deckblatt unter Debussys Namen stand jeweils der Vermerk „Musicien français“, wodurch deutlich die Herkunft des Komponisten und die Beziehung zu seinem Heimatland während des Tobens des Ersten Weltkrieges betont wurde; gleichfalls ist dieser Hinweis auch Programm der letztendlich nur drei vollendeten Sonaten. Gedacht war, dem Werk den Titel „Pierrot fâché avec la lune“ (Pierrot im Streit mit dem Mond) zu verleihen, um damit auf die in der französischen Kunst sehr beliebte Theaterfigur anzuspielen. Charakteristisch für den ersten Satz (Prologue) ist die Anlehnung an die französische Ouvertüre. Cello und Klavier sind gleichberechtigte Partner. Ranft erzeugte auf seinem Instrument warme, duftige Klänge, die Erinnerungen an eine Abenddämmerung erwecken konnten. Ogasawara untermalte dabei das Stimmungsbild mit samtiger Begleitung. Im ersten Teil des zweiten Satzes (Sérénade) konnte man nur über die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten und Klangfarben des Cellisten ins Staunen geraten: starke Kontraste schwanken zwischen Expressivität und empfindsamen Momenten im Habanera-Rhythmus, die Ranft meisterhaft herauszuarbeiten verstand. Rasant wurde in den abschließenden Teil (Final) übergeleitet, welcher als ein Gipfelpunkt mit spanisch anmutendem Kolorit in meisterhaft virtuoser Spieltechnik präsentiert wurde.

Der zweite Teil des Konzerts galt Sergej Rachmaninows (1873-1943) Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll op. 19. Nach dem Misserfolg seiner 1. Sinfonie und einer langen Zeit der künstlerischen Selbstfindung sammelte Rachmaninow neue Motivation, um sich wieder dem Komponieren widmen zu können. In den Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 1901 arbeitete er an der neuen Sonate für diese zwei ihm besonders wichtigen Instrumente. In den vier Sätzen des Werkes wimmelt es nur so von reichen melodischen und rhythmischen Einfällen und differenzierten emotionalen Verdichtungen. Maßgeblich kommt hierbei dem Klavierpart eine enorm virtuose Bedeutung zu, der von Tomoko Ogasawara mit glanzvoller Kunstfertigkeit gemeistert wurde. Matthias Ranft erzeugte auch hier warme, satte Klangfarben, die durch ein feinsinnig ausgebildetes Legato unterstrichen wurden. Erwähnung verdient auch das wohlklingende Instrument, auf welchem alle Werke vorgetragen wurden: ein kostbares Violoncello des Mailänder Instrumentenbauers Giovanni Grancino (1637–1709), gebaut vermutlich im Jahr 1695.

Mit der „Cavatine“ aus der Sonate für Violoncello und Klavier op. 143 von Francis Poulenc (1899-1963) bedankten sich beide Musiker für den reichen, enthusiastischen Beifall des Publikums.

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