swap:Netzkultur 2015 - Zwischen Datenschutz, Netzpolitik und Partizipation
Warum sollten wir unsere Daten überhaupt verschlüsseln?
Sandro Wefel: Jeder hat irgendetwas zu verbergen – auch diejenigen, die das Gegenteil behaupten. Und manche Sachen will man für sich behalten, die würden Sie auch nicht einfach auf eine Postkarte schreiben. Das gleiche sollte für die Netzwerk-Kommunikation gelten. Die Frage ist, wie man die Daten, die man im Rechner erfasst, vor Diebstahl schützen oder sie so verschlüsseln kann, dass niemand ohne den Schlüssel etwas mit ihnen anfangen kann.
Hat sich das Bewusstsein dafür in den letzten Jahren verändert?
Die Post-Snowden-Ära hat für eine gewisse Sensibilisierung gesorgt. In vielen Firmen wird kräftig nachgerüstet. Im privaten Bereich sind viele Menschen noch auf dem Stand, dass es zu kompliziert ist, die eigenen Daten zu verschlüsseln. Das stimmt aber nicht.
Wie aufwendig ist es denn, Daten zu verschlüsseln?
Der Aufwand bei der Verschlüsselung besteht hauptsächlich darin, den Schlüssel zu bekommen. Also einen eigenen Schlüssel zu erstellen und zu übergeben oder den des anderen zu erhalten. Das ist mit einem gewissen zeitlichen Aufwand verbunden. Wenn Sie den Schlüssel aber nicht selbst erstellen, sondern das eine andere Person für Sie macht, müssen Sie dieser Person vertrauen können. Das ist heikel. Im Idealfall wird der Schlüssel persönlich übergeben – sonst könnte er verfälscht werden. Das ist aber nicht immer ohne weiteres möglich. Wenn Sie den Schlüssel haben, ist die Verschlüsselung mit einem Knopfdruck erledigt. Sie können für fast jedes E-Mail-Programm ein Plug-in installieren, mit dem Sie zum Beispiel Ihre E-Mails automatisch verschlüsseln lassen können.
Welche Daten sollte man verschlüsseln?
Die Frage ist immer, wer mitliest und was aus dem Mitgelesen extrahiert und im schlimmsten Fall gegen mich verwendet werden kann. Wenn ich an Facebook denke: Da geben viele Leute sehr viel von sich selbst preis. Das ist eine private Entscheidung. Anders ist das im Gespräch zwischen zwei Menschen. Da werden viele Themen vertraulich behandelt. Es gibt aber auch Leute, die lauthals im Zug telefonieren und so das ganze Abteil über ihre Krankengeschichte informieren … Ein Muss für Verschlüsselung ist immer dann gegeben, wenn vertrauliche Informationen austauscht werden, bei denen klar ist, dass sie kein anderer wissen darf. Dazu gehören Zugangsdaten und Passwörter – und selbst die werden heute noch unverschlüsselt verschickt! Auch wenn personenbezogene Daten von anderen Menschen verschickt werden, sollte das nicht öffentlich geschehen. Ob ich meine Urlaubsgrüße auch verschlüsselt übertrage, ist eine andere Sache.
Verschlüsseln Sie alle Daten?
Ich mache das mit sämtlichen Daten, bei denen es darum geht, dass die Information kein anderer wissen soll. Dazu gehören zum Beispiel Daten über Forschungsprojekte oder Aufträge von Firmen, die interne Details beinhalten. Auch Prüfungsdaten oder Noten würde ich nie unverschlüsselt weitergeben. Terminanfragen oder Absprachen zu öffentlichen Themen, wie dieses Interview hier, verschlüssele ich nicht.
Programm des „swap:Netzkultur 2015“ am 24. und 25. April 2015
Neben Verschlüsselung und Datenschutz spielen noch weitere Themen während der Veranstaltung eine Rolle. Unter anderem werden der Zugang zum Netz sowie die Rolle der Politik in Bezug auf Überwachung und Vorratsdatenspeicherung diskutiert. Die Stadt Halle informiert über ihre Möglichkeiten der Online-Partizipation für Bürger. Filmvorführungen und öffentliche Diskussionsrunden zu netzpolitischen Themen bilden den Rahmen der Veranstaltung. Außerdem stellt der Autor und Grünen-Politiker Malte Spitz sein Buch „Was macht ihr mit meinen Daten?“ vor. Am Samstagabend findet außerdem ein netzpolitischer Poetry-Slam statt.
Das volle Programm sowie Infos zur kostenlosen Anmeldung unter: http://swap-netzkultur.de/