Tag des offenen Denkmals: Universitätssternwarte öffnet für Interessierte

Der achteckige Turm der Sternwarte mit seinen vier Balkonen, die in alle Himmelsrichtungen zeigen, befindet sich im Zentrum des Botanischen Gartens in direkter Nachbarschaft zum großen Tropenhaus. Gebaut wurde er von 1788 bis 1791 nach den Plänen von Carl Gotthard Langhans, Architekt des Schlosses Bellevue in Berlin und des weltbekannten Brandenburger Tores.
Zum Tag des offenen Denkmals wird im Botanische Garten nun für interessierte Besucherinnen und Besucher die Sternwarte, die eine wechselvolle Geschichte aufweist, geöffnet. Denn bereits seit 1923 wurde die Sternwarte nicht mehr als solche genutzt. Und schon vor dem Bau des Turms wurden kritische Stimmen laut. So sprach sich der hallesche Professor und Naturforscher Johann Reinhold Forster gegen den Standort im Botanischen Garten aus. „Seiner Meinung nach führten die Salinen auf dem Hallmarkt mit ihrer starken Rauchentwicklung zu einer eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeit des Himmels“, so Matthias Hoffmann, Kustos des Botanischen Gartens.
In einem zwölfseitigen Schreiben an den Rektor der Universität schlug Forster, der auch Aufseher des Botanischen Gartens war, einen Standort an der heutigen Magdeburger Straße vor und betonte, dass er sich bei den Bauvorbereitungen übergangen fühle. Doch der Kanzler Carl Christoph von Hoffmann, verantwortlich für die Errichtung der Sternwarte, entschied: Aus finanziellen Gründen soll sie im Botanischen Garten errichtet werden, denn das Land gehörte der Universität.
1791 war das Observatorium, das nach dem antiken Vorbild des „Turms der Winde in Athen“ aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. gebaut wurde, fertig. Insgesamt 130 Jahre lang arbeiteten Mathematiker und Astronomen als Observatoren in der Sternwarte. Neben dem Vestibül befand sich im Erdgeschoss ein Meridiansaal mit astronomischen Geräten, im ersten Obergeschoss die astronomische Bibliothek und im obersten Geschoss der Refraktorsaal. Doch 1923 war die Ausstattung veraltet, auch das Gebäude galt als sanierungsbedürftig. Die Sternwarte sollte nicht mehr als solche genutzt werden. Die Universität beschloss, das Observatorium zu räumen. „Die Fachbibliothek für Astronomie wurde als Sondersammlung in die Universitätsbibliothek überführt, wichtige astronomische Instrumente an das Physikalische Institut gegeben“, so Hoffmann, der sich mit der Geschichte der Sternwarte beschäftigt hat.
Seitdem wurde die Sternwarte durch den Botanischen Garten genutzt. „Im Turm befanden sich Räume für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Botanischen Gartens. Aber auch Büros – zum Beispiel für das Projekt zur Kartierung von Farn- und Blütenpflanzen in Ostdeutschland“, so Hoffmann. Heute steht das Gebäude weitgehend leer, da es nicht mehr den Bestimmungen des Brandschutzes genügt.
Anlässlich des 1200-jährigen Jubiläums der Stadt Halle wurde das Observatorium im Jahr 2006 denkmalgerecht saniert. Schäden am Putz wurden ausgebessert, die gesamte Fassade und auch die Eingangstür instandgesetzt. „Der Turm ist ein architektonisches Highlight im Herzen des Botanischen Gartens“, so Hoffmann.
Besichtigung und Führungen am Tag des offenen Denkmals
Die Besichtigung der Sternwarte ist am Tag des offenen Denkmals - Sonntag, 14. September 2025 – in der Zeit von 10 bis 18 Uhr möglich. Aus Brandschutzgründen dürfen sich nur neun Besucherinnen und Besucher gleichzeitig in der Sternwarte aufhalten. Die Sternwarte befindet sich auf dem Gelände des Botanischen Gartens. Dieser erhebt einen Eintrittspreis in Höhe von 2 Euro, ermäßigt 1 Euro (Uni-Angehörige mit Ausweis frei). Für die Besichtigung der Sternwarte werden keine weiteren Gebühren erhoben.
Zudem finden an diesem Tag zwei Führungen durch den Botanischen Garten statt. Unter dem Titel „Der Botanische Garten als Gartendenkmal“ führt Heike Tenzer vom Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie um 11 Uhr und um 13 Uhr durch den Garten. Treffpunkt ist an der Sternwarte.

