Semesterstart: Uni Halle begrüßt 66 neue Lehrkräfte im Seiteneinstieg
Der Hörsaal XIV a/b im Löwengebäude war pünktlich um 10 Uhr zur Begrüßungsveranstaltung am Montag gut gefüllt. Den insgesamt 66 neuen Seiteneinsteiger*innen sagte Prof. Dr. Georg Maas, Leiter des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB), gleich zu Beginn: „Die heutige ist eine besondere Eröffnungsveranstaltung für besondere Erstsemester.“ Denn sie alle, so Maas, hätten bereits ein Hochschulstudium absolviert und brächten Erfahrungen aus ganz verschiedenen beruflichen Feldern mit in die Schule. Diese spannenden Berufsbiografien hätten viel Potenzial; Kritik und Abwertung den Seiteneinsteigern gegenüber seien nicht angebracht. Im Gegenteil, sie würden ganz besonders gebraucht. „Sie werden merken, dass Sie einen Beruf ausüben, der einen hohen gesellschaftlichen Wert besitzt“, so Maas, der auch anmerkte, dass das Seiteneinstiegs-Programm aufgrund „einer politischen Fehlentwicklung“ zwar aus der Not heraus geboren worden sei, aber eben keine Notlösung sei: „Wir haben dieses Studienangebot mit Engagement geschaffen, weil wir uns der Gesellschaft verpflichtet fühlen.“
Seit September 2020 gibt es das Angebot für den Seiteneinstieg an der Universität. Die ersten Absolventen gibt es schon: Die erste Kohorte im Lehramt an Sekundarschulen in den Fächern Deutsch und Englisch hat den Kurs nach vier Semestern im Juli 2022 erfolgreich beendet. 82 Prozent der Teilnehmer*innen haben in der Regelstudienzeit abgeschlossen, drei Lehrkräfte verlängern aufgrund von Elternzeit. Am Ende des nun beginnenden Wintersemesters im Februar 2023 wird dann - nach fünf Semestern - auch die erste Kohorte der Gymnasial- und Berufschullehrer*innen das Studium beenden.
Zurzeit sind laut ZLB-Direktor Maas 108 Lehrkräfte im Seiteneinstieg an der Universität eingeschrieben. Die erprobten Seiteneinstiegs-Programme laufen also weiter, hier wird in diesem Wintersemester zum dritten Mal in Folge eingeschrieben. Zu den 108 zählt aber auch erstmals eine beträchtliche Anzahl von Grundschullehrer*innen. 23 Lehrer*innen entschieden sich für einen Zertifikatskurs in Mathematik, 20 für einen in Deutsch. Die Studiendauer beträgt jeweils drei Semester. Die Lehrkräfte unterrichten während dieser Zeit weiter an ihren Schulen im gesamten Bundesland, einen Tag verbringen sie vor Ort in Halle und werden dafür freigestellt.
Eine nicht unerhebliche Mehrbelastung für die Lehrer*innen, eine nicht unerhebliche persönliche Entscheidung, wie Prof. Dr. Torsten Fritzlar und Prof. Dr. Sven Staffeldt als Fachvertreter in ihren Begrüßungsworten anmerkten. „Wir finden das toll, dass Sie sich dieser zusätzlichen Aufgabe stellen“, so Mathematikdidaktiker Fritzlar. Und der Germanist und Studiendekan der Philosophischen Fakultät II Staffeldt sagte: „Vielen, vielen Dank!“ Auch wenn zu viele Eindrücke heute auf die Erstsemester einströmen würden, „merken Sie sich unseren Dank. Ihre Arbeit ist sozial relevant.“
Hintergrund:
Alle Teilnehmer*innen der Seiteneinstiegs-Programme absolvieren ein strukturiertes Studienprogramm, das sich unter Berücksichtigung der Vorgaben der Kultusministerkonferenz am grundständigen Lehramtsstudium orientiert und die fachlichen Voraussetzungen für die Unterrichtserlaubnis in Sachsen-Anhalt schafft. Die Koordination des Angebots liegt beim Zentrum für Lehrer*innenbildung der MLU in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Eine enge Kooperation im Bereich der Bildungswissenschaften besteht mit der Universität Magdeburg, die ein Seiteneinstiegsprogramm für Mathematik etabliert hat und nun auch für das Fach Physik anbietet. Mehr: https://www.zlb.uni-halle.de/seiteneinstieg/