Im Programm der Langen Nacht: Das Genom von Pizza

Es ist erst wenige Jahre her, dass die Wissenschaft das Genom des Weizens vollständig entschlüsseln konnten. Es ist mehr als fünfmal so groß wie das Genom des Menschen und komplex aufgebaut. Vor etwa zehn Jahren, erinnert sich der Bioinformatiker Dr. Thomas Schmutzer, arbeiteten für diese Entschlüsselung noch internationale Konsortien zusammen. „Heute kann man in einem Labor wie unserem ein Weizengenom auch allein sequenzieren und die Sequenzen wieder zusammensetzen.“ Das genau ist es, was Schmutzer in der Langen Nacht der Wissenschaften im PC-Pool des Instituts für Agrar- und Ernährungswissenschaften den Besucherinnen und Besuchern zeigen will – verbunden mit der Erklärung, wozu seine Arbeit und die seiner Kolleginnen und Kollegen nützlich ist.
Schmutzer leitet an der MLU eines von 19 Verbundprojekten im Rahmen des Konsortiums „Digitalisierung pflanzlicher Wertschöpfungsketten“ (DiP), das allein in der ersten Förderphase mit bis zu 50 Millionen Euro vom Bund unterstützt wird. Mit Hilfe von DiP soll Sachsen-Anhalt zur Bioökonomie- Modellregion werden. Schmutzers Nachwuchsgruppe untersucht in einem Projekt namens „DiP-DIAMANT“ zum Beispiel, welche Genomabschnitte in bestimmten Pflanzen dafür verantwortlich sind, dass sie widerstandsfähiger gegen Trockenheit werden. Das zu wissen, ist gerade angesichts des Klimawandels wichtig für die Züchtung.
In der Live-Vorführung spricht er aber über mehr als die eigene Forschung, deren besonderer Schwerpunkt bei Weizen liegt, sondern auch über die seiner Kollegen. Zu einer guten Pizza gehört schließlich nicht nur Mehl, sondern zum Beispiel auch Thymian, Oregano oder Tomaten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem weiteren DiP-Team gehen zum Beispiel der Frage nach, welcher Teil im Genom den Geruch von Rosmarin oder Thymian wie beeinflusst. „Es gibt Thymian, der wie Pizza riecht, aber auch Thymian mit zitronigem Duft, der etwas an Lavendel erinnert. Und ich will ja nicht meine Pizza mit Seife belegen“, sagt Schmutzer.
Grundsätzlich wolle er möglichst niederschwellig die Chancen und Herausforderungen der Genomsequenzierung vermitteln, sagt der Forscher, der auch dazu arbeitet, Sequenzdaten mit Hilfe von Animationen verständlicher aufzuarbeiten und für Nicht-Experten erfahrbar zu machen. Erste Ergebnisse dieses zusätzlichen Projekts sollen in der Langen Nacht präsentiert werden. „Wir wollen die Relevanz unserer Forschung zeigen. Und uns hilft es auch, uns selbst zu hinterfragen, wie wir die Erkenntnisse transportieren können“, so der Wissenschaftler.
Die Veranstaltung
Das Pizza-Genom
18 bis 20 Uhr
Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften
Karl-Freiherr-von-Fritsch-Str. 4
06120 Halle (Saale)
PC-Pool Landwirtschaft, Erdgeschoss, Raum E.06
Das komplette Programm der Langen Nacht unter: https://lndwhalle.de/programm