Signalwege im Körper: Auf der Suche nach zentralen Punkten
Im Körper spielen zahllose Signalwege ineinander, die Prozesse sind unglaublich komplex. „Viele Forschungsprojekte reduzieren sich auf einen oder wenige Signalwege. Ich interessiere mich für ganze Signalnetzwerke“, sagt Niko Hensel. Stark vereinfacht gleichen diese einem weitgehend unbekannten Straßennetz. Im übertragenen Sinn untersucht der 40-Jährige die Autobahnkreuze, also wichtige Verbindungen der zellulären Kommunikation. Wird deren Funktion gestört, ist Chaos vorprogrammiert. Ein Beispiel ist das Protein B-Raf, das Wachstumssignale der Zellen reguliert und verschiedene Signalwege verknüpft. Wie Hensel nachweisen konnte, wird im Fall der Spinalen Muskelatrophie, einer neuromuskulären Erkrankung von Neugeborenen und Kindern, zu wenig B-Raf gebildet. Das führt dazu, dass bestimmte Nervenzellen degenerieren.
„Es geht darum, zentrale Verbindungspunkte ausfindig zu machen und die Wissensgrundlagen zu schaffen, um gezielt mit Therapien anzusetzen“, so der Biochemiker. Dass in Halle das Fach Anatomie und der Forschungsschwerpunkt „Molekulare Mechanismen der Signaltransduktion“ aufeinandertreffen, bezeichnet er als perfekte Kombination. Mit einem Projekt will er neue Brücken in die Onkologie schlagen. „Auch bei Krebs spielt B-Raf eine Rolle, das Protein ist hier überaktiviert.“ Möglicherweise ließen sich seine Erkenntnisse in die Krebstherapie einbringen.
Niko Hensel studierte Biochemie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), wurde 2014 dort am Zentrum für systemische Neurowissenschaften promoviert. Er war bis 2021 als Postdoktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der MHH tätig, bevor er eigene Projekte im Rahmen eines Forschungsjahres am Ottawa Hospital Research Institute in Kanada durchführte.
Prof. Dr. Niko Hensel
Anatomie, Schwerpunkt Molekulare Anatomie
E-Mail: niko.hensel@medizin.uni-halle.de