Klimaschutz durch multilaterale Wirtschaftsabkommen

12.05.2020 von Ronja Münch in Personalia
Dr. Mona Agha Seyed Jafar Kashfi ist mit einem Internationalen Klimaschutzstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an die Uni Halle gekommen. Ihr Gastgeber ist kein anderer als Rektor Prof. Dr. Christian Tietje. Im Interview erzählt die Iranerin, woran sie forscht und wie ihr Start zu Zeiten der Corona-Pandemie funktioniert.
Mona Agha Seyed Jafar Kashfi im Aufenthaltsraum des Gästehauses der Uni Halle
Mona Agha Seyed Jafar Kashfi im Aufenthaltsraum des Gästehauses der Uni Halle (Foto: Markus Scholz)

Sie sind aus dem Iran, von wo aus momentan aufgrund des neuartigen Coronavirus niemand einreisen darf. Sie hatten jedoch keine Probleme. Warum?
Mona Agha Seyed Jafar Kashfi: Ich komme aus dem Iran, aber ich bin seit Anfang Januar in Deutschland, weil ich für das Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung einen zweimonatigen Intensiv-Deutschkurs und außerdem einen Monat Einführungsseminare und Ausflüge mitmachen musste. Ich bin jetzt also nur von Bonn bis nach Halle gereist. Und vorher war ich mit einem Stipendium in der Schweiz, das ging bis Ende 2019.

Was bedeutet das Internationale Klimaschutzstipendium für Sie?
Ich arbeite seit vielen Jahren im Bereich Umweltrecht und Klimawandel-Gesetzgebung. Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt wir für Klimaschutz arbeiten, die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist universell und betrifft alle Menschen weltweit. Schon als ich angefangen habe, Jura zu studieren, habe ich mich dafür besonders interessiert. Vielleicht war das sogar eine der Hauptmotivationen, Jura zu studieren. Das Stipendium gibt mir die Möglichkeit, meine Forschung weiterzuführen, deswegen ist es sehr wichtig für mich.

Wieso haben Sie sich entschieden, an die Universität Halle zu kommen?
Das erste Mal in Kontakt gekommen bin ich mit der Martin-Luther-Universität, als ich einen Artikel von Prof. Dr. Christian Tietje aus dem Bereich transnationales Wirtschaftsrecht gelesen habe. Da habe ich begonnen, darüber nachzudenken, ob ich hier an der Universität meine Post-Doc-Forschung weiterführen könnte. Jun.-Prof. Dr. Azar Aliyev vom Lehrstuhl Internationales Wirtschaftsrecht hat mir dann während meiner Bewerbung sehr geholfen und auch danach.

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Für meinen PhD, den ich an der University of Teheran gemacht habe, habe ich die rechtlichen Grundlagen für Umweltverträglichkeitsprüfungen von industriellen Projekten untersucht. Meiner Meinung nach ist das ein sehr wichtiger Bereich im Umweltschutz, weil es ein präventiver Ansatz ist, um die möglichen negativen Auswirkungen eines industriellen Projekts zu verhindern oder abzumildern. Nach meinem PhD habe ich an der University of Science and Culture im Iran hauptsächlich Umweltrecht gelehrt. Das war auch der Schwerpunkt meines ersten Post-Doc-Stipendiums an der Universität von Fribourg in der Schweiz, an der ich bis Ende des vergangenen Jahres gearbeitet habe.

Wie werden Sie Ihre Forschung in Halle weiterführen, was ist hier Ihr Projekt?
In meinem Projekt geht es um die Transnationalisierung von Klimaschutz und Gesetze zur Anpassung an den Klimawandel mithilfe von multilateralen Wirtschaftsabkommen und um die Einbindung der regionalen Umweltschutz-Programme in Meeresgebieten. Das ist ein multidisziplinäres Projekt, es geht nicht nur um Umweltrecht, sondern auch um Wirtschaftsrecht. Zum Beispiel in der Region des Kaspischen Meers gibt es verschiedene Länder mit eigenen nationalen Gesetzen und Umweltstandards. Um die Umwelt im Kaspischen Meer wirklich schützen zu können, braucht es aber gemeinsame Standards. Erreicht werden könnte das durch multilaterale Wirtschaftsabkommen zwischen allen Ländern und auch mit internationalen Organisationen wie EU oder UN oder privaten Unternehmen, wobei die Standards der internationalen Stakeholder den Rahmen bilden könnten. Wenn man Teil eines solchen Abkommens ist, ist man mehr oder weniger verpflichtet und engagiert, diesen Regeln zu folgen. Ich werde erforschen, wie wir das voranbringen können, was die Grenzen und Herausforderungen sind und wie der Prozess verbessert werden kann.

Ihr Start hier ist etwas anders, als Sie sich das wahrscheinlich vorgestellt hatten. Wie gehen Sie mir der Situation um?
Zum Glück habe ich Zugang zu elektronischen Journals und Büchern, das kann ich von meinem Zimmer aus machen. Ich habe außerdem Kontakt zu meinen Kollegen an der Uni Halle, über Skype und WhatsApp, und wir haben schon über mein Projekt geredet. Ich versuche, aus meiner Zeit hier das Beste zu machen. Momentan denke ich, wenn man die Umstände bedenkt, habe ich mich ganz gut an die Situation angepasst. Ich meine, ich habe schon mit der Arbeit begonnen und ich sehe auch keine Schwierigkeiten, das Projekt wie geplant durchzuführen.

Wie sind Sie denn hier angekommen und wie sieht Ihr Alltag aus?
Die Unterbringung in Halle im Gästehaus der Uni hatte ich organisiert, bevor ich hergekommen bin. Ich habe einen Raum in der Universität, wo ich arbeiten kann. Und nicht zuletzt hat die Universität mir auch die Zugänge zu den elektronischen Materialien bereitgestellt.

Vermutlich freuen Sie sich trotzdem darauf, die Menschen dann persönlich kennenzulernen, oder?
Ja, ich freue mich sehr darauf, die Leute an der Uni wirklich zu treffen und auch darauf, an Seminaren und Workshops teilzunehmen. Das wäre gut, auf jeden Fall.

Das Interview wurde auf Englisch geführt.

Das Internationale Klimaschutzstipendium

Die Förderung der Alexander von Humboldt-Stiftung richtet sich an junge Forscher aus außereuropäischen Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich mit natur- und ingenieurwissenschaftlichen, rechtlichen, wirtschaftlichen, gesundheitsbezogenen oder gesellschaftlichen Fragestellungen des Klimawandels beschäftigen. Die Stipendiaten werden ein Jahr lang für ein Forschungsprojekt ihrer Wahl bei einem selbst gewählten Gastgeber in Deutschland gefördert.

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