„Man kann etwas verändern, wenn man sich engagiert“

13.03.2025 von Katrin Löwe in Personalia
Die neue Dienstvereinbarung der MLU zum Homeoffice trägt neben der Unterschrift des Kanzlers auch ihre: Als Verhandlungsführerin auf der Seite der Beschäftigten hat Juliane Kyritz an dem Papier mitgewirkt. Viele Jahre bereits engagiert sie sich in verschiedenen Gremien der Universität. Seit Dezember 2024 ist sie die Vorsitzende des Personalrats.
Juliane Kyritz auf dem Steintor-Campus
Juliane Kyritz auf dem Steintor-Campus (Foto: Markus Scholz)

Es gibt Orte, die haben es Juliane Kyritz angetan. Die Goitzsche bei Bitterfeld ist einer, der sie privat fasziniert. Der Wandel von der dreckigen Industrielandschaft zu einem Ort, an dem Menschen heute Urlaub machen. „Wer hätte das vor 30, 35 Jahren schon gedacht?“, fragt die passionierte Wanderin, die in ihrer Freizeit oft und gern zu dem ehemaligen Tagebaurestloch aufbricht. Auch an der Universität gibt es für sie einen besonderen Ort. Juliane Kyritz muss jedenfalls nicht lange überlegen, wo sie sich am liebsten fotografieren lassen möchte: Es ist der Steintor-Campus, auf dem sie sieben Jahre lang gearbeitet hat. 2015 war sie eine der ersten Mitarbeiterinnen der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB), die in das moderne Gebäude auf den damals völlig neuen Campus umgezogen ist. Es war ein heißer Sommer, erinnert sie sich. Und ein logistisch mehr als anspruchsvolles Unternehmen, das von einer Kollegin koordiniert wurde - sechs weitere Zweigbibliotheken mussten schließlich folgen. „Es gab einen strikten Zeitplan, der eingehalten werden musste.“

Das Jahr der Campus-Einweihung war auch das Jahr, in dem Juliane Kyritz zum ersten Mal für den Personalrat der MLU kandidierte, dessen Vorsitzende sie heute ist. Zunächst war sie Ersatzkandidatin, noch während der Amtszeit rückte sie zum ordentlichen Mitglied auf. Dinge mit zu gestalten statt zuzusehen, das war für die gebürtige Hallenserin, die heute im Landkreis Anhalt-Bitterfeld lebt, schon damals keineswegs Neuland. Seit vielen Jahren engagiert sie sich bereits in der Gewerkschaft ver.di und für Gleichstellungsfragen, war Gleichstellungsbeauftragte für die zentralen Bereiche der Universität. Woher ihr Engagement rührt? Kyritz beantwortet die Frage auch mit Blick zurück auf die friedliche Revolution 1989/90. „Da haben wir ja erfahren, dass man etwas ändern kann, wenn man sich engagiert“, sagt sie. Als Mutter von zwei Kindern habe sie in den Nachwendejahren zwar ein bisschen Angst um ihren Job gehabt, aber dennoch grundsätzlich positiv in die Zukunft geschaut. Und sich eingemischt – zum Beispiel als Sprecherin einer Elterninitiative, die für den Erhalt von Kitas in Halle gekämpft hat.

Von 1985 bis 1987 absolvierte Kyritz an der ULB ihre Ausbildung zur Bibliotheksassistentin – beließ es aber nicht dabei. Als Mitarbeiterin der Zweigbibliothek für Indologie begann sie 2002 zunächst, nebenberuflich Sanskrit zu lernen. „Niemand möchte in seiner Bibliothek Analphabetin sein“, sagt sie. Nach der Bologna-Reform schrieb sie sich 2007 zudem – ebenfalls neben ihrem Vollzeitjob in der ULB - noch für ein Bachelor-Studium in Indologie und Südasienwissenschaften ein. Für das Studium benötigte sie mehr Zeit als ihre Tochter, die im gleichen Jahr MLU-Studentin wurde. Nicht zuletzt mit Unterstützung der ULB schloss sie das Studium 2013 erfolgreich ab und kann inzwischen auch Hindi, Bengali sowie Pali lesen und mit Hilfe von Wörterbüchern übersetzen. Zuletzt war sie in der Zweigbibliothek Vorderer Orient / Ethnologie damit befasst, den Nachlass des bedeutenden Indologen Willem Bollée zu erschließen.

Die Tätigkeiten in einer Bibliothek hätten sich generell verändert, vom analogen Arbeiten mit Karteikästen hin zu international abrufbaren digitalen Services. Das sollte sich auch im Entgelt niederschlagen, fand sie. Und so war auch die Eingruppierung von Bibliotheksbeschäftigten ein Punkt, für den sich Juliane Kyritz engagierte: „Das ist seit bestimmt 30 Jahren auch ein gewerkschaftliches Thema.“ Nach einem Durchbruch bei den Tarifverhandlungen 2019 war die Umsetzung von neuen Tätigkeitsbewertungen eines ihrer ersten großen Projekte im Personalrat der MLU. „Was mich auch immer umgetrieben hat, waren die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Universität“, sagt Kyritz. So war sie nicht nur in der Verhandlungskommission des Personalrats für die Dienstvereinbarung zum Home-Office, die sie zuletzt auch leitete, sondern wirkte bereits an der 2023 unterzeichneten Dienstvereinbarung Arbeitszeit mit.

Auch an neuen Themen mangelt es nicht, sagt die 56-Jährige. Gemeinsam mit der Personalabteilung soll zum Beispiel die Stellenbesetzungsrichtlinie überarbeitet werden, die das Verfahren von einer Stellenausschreibung bis zur Einstellung regelt. In Zeiten, in denen es längst nicht mehr so viele Bewerbungen wie vor zehn, 15 Jahren gebe, müsse man verstärkt auf bereits an der Universität beschäftigtes Personal und dessen Weiterentwicklung schauen, sagt Kyritz – darauf sei die bisherige Richtlinie nicht ausgerichtet. „Aber wir wollen auch eigene Themen setzen“, so die Personalratsvorsitzende. Qualifikationsvereinbarungen zwischen Lehrstuhlinhabern und befristet angestelltem wissenschaftlichen Personal gehören dazu. Und nach der neuen Eingruppierung für die Beschäftigten der wissenschaftlichen Bibliotheken wolle sie den Blick auch auf die Hochschulsekretariate richten. „Auch da hat es einen enormen Wandel bei den Aufgaben gegeben.“

Auf ihre wachsende Verantwortung im Personalrat hat sich Juliane Kyritz vorbereitet, gemeinsam mit ihren 2023 und 2024 in den Ruhestand getretenen Vorgängern Rainer Herter und Bertolt Marquardt sowie in Schulungen. Die aktuelle Amtszeit läuft noch bis zum 31. Mai dieses Jahres. Juliane Kyritz tritt bei der Wahl für den neuen Personalrat wieder an und hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung.

Kategorien

Personalia

Schlagwörter

Personalrat

Kommentar schreiben

Auf unserer Webseite werden Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung verwendet. Wenn Sie weiter auf diesen Seiten surfen, erklären Sie sich damit einverstanden. Einverstanden