Interesse am Dialog beeindruckt Rektor
Das Interesse von Mitarbeitern, Studierenden und Professoren stellte Rektor Prof. Dr. Christian Tietje schon zu Beginn der Veranstaltung sehr zufrieden. „Das ist die beste Beteiligung unter allen Fakultäten bislang“, sagte er im gut besetzten Jacob-Volhard-Hörsaal am Weinberg Campus. Man sehe das auch als Dialogangebot der Fakultät an das Rektorat. Dekan Prof. Dr. Matthias Müller-Hannemann hatte zur Begrüßung bereits einige Probleme an der Fakultät, aber auch Erfolge – wie die Verlängerung der Förderung für das Kompetenzcluster „nutriCARD“ oder die steigenden Zahlen von Studienanfängern – skizziert. „Nichtsdestotrotz sind und bleiben Herausforderungen“, sagte er – angefangen von der Raumausstattung über die Beschaffung und das ITZ bis hin zur Verwaltung.
Ein Problem seien auch personelle Lücken, die abgedeckt werden müssten, wenn Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, so der Dekan. Insbesondere betreffe das eine seit Jahren vakante Professur in der Landtechnik. Mit dem Generationswechsel an der Universität verbinden auch die Studierenden ganz konkrete Sorgen: die, dass Module nicht mehr angeboten werden können. Die große Palette an Wahlpflichtmodulen sei für sie ausschlaggebend für das Studium in Halle gewesen, sagte eine Agrarwissenschafts-Studentin. „Diese Herausforderungen haben wir immer wieder“, so Tietje, der von einem radikalen Generationsumbruch sprach. Dabei könne es immer wieder Lücken oder Änderungen geben. Die Probleme wolle man so weit wie möglich auffangen, gegebenenfalls mit Zusatzmitteln. Prof. Dr. Johanna Mierendorff, Prorektorin für Personalentwicklung und Struktur, sprach von einer langen Liste von Vertretungsprofessuren aus den Fakultäten. In Budgetgesprächen werde sehr systematisch besprochen, was in die Fakultäten und Institute fließe, damit die Lehre gesichert werden kann. Auf ein nicht besetztes Pflichtmodul im ersten Semester angesprochen, erklärte Dekan Müller-Hannemann, dass intensiv daran gearbeitet werde, Lösungen zu finden – zum Beispiel mit Lehraufträgen. Neuberufene Professorinnen und Professoren würden in Wahlpflichtbereichen natürlich Module aus dem eigenen Forschungsumfeld anbieten wollen, merkte der Prorektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Wolf Zimmermann an. Der Pflichtbereich müsse aber abgesichert werden.
Forschungsfragen trieben Prof. Dr. Hermann Swalve, Direktor des Institutes für Agrar- und Ernährungswissenschaften, um. „Industriefinanzierte Forschung sollte nicht totgemacht werden“, forderte er. Swalve sprach von enormen Zusatzkosten durch eine an sich sinnvolle EU-Regelung zur Vollkostenfinanzierung, die neben den Aufwendungen für das Personal auch zusätzliche Beiträge für Gebäudenutzung oder Verwaltung einschließt. Dadurch wären die Gesamtkosten bei einem seiner Projekte auf 276 Prozent der ursprünglichen Summe gestiegen, das Projekt wurde beendet. „Seitdem habe ich viele Angebote aus der Privatwirtschaft abgelehnt.“ Die aufgeschlagenen Kosten seien absurd hoch – dies werde in anderen Bundesländern anders gehandhabt, zum Beispiel mit 20-Prozent-Pauschalen. „Uns entgehen beträchtliche Drittmittel“, sagte Swalve, verbunden mit der Bitte, dies vordringlich mit dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung zu besprechen. „Das ist ein unglaubliches Ärgernis“, pflichtete Kanzler Markus Leber dem Wissenschaftler bei. Die Regelungen der EU ließen Spielräume, die andere Bundesländer geschickter ausnutzen. Das Thema komme auf die Liste für die anstehenden Verhandlungen neuer Zielvereinbarungen mit dem Land, so der Verwaltungschef.
Um Geld ging es auch bei Fragen zur Übertragbarkeit von Haushaltsmitteln in das jeweils folgende Haushaltsjahr. „Uns wird jeder Cent vorgehalten, den wir übertragen“, sagte Tietje mit Blick zum Land – als Reaktion auf einen Vorschlag, eine pauschale Quote festzulegen, wie viele Mittel übertragen werden können. Weitere Themen waren unter anderen die Aktualität der Modulbeschreibungen oder die Probleme mit IT-Diensten der Universität.
Zum Schluss richtete sich der Blick nach vorn. „Was sind Ihre Erwartungen an die Fakultät?“, wurde beispielsweise mit Verweis auf die Schwerpunkte des Rektorats gefragt. Zu denen gehört auch die wissenschaftliche Exzellenz. Prof. Dr. Wolfgang Paul, Prorektor für Forschung, sagte, die Fakultät sei auf einem ganz guten Weg. Jetzt sei Zeit, Strukturen zu schaffen, um darauf aufbauend in vier Jahren über Anträge in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder nachzudenken, die realistische Chancen haben. „Wir begleiten den Prozess jetzt schon.“
Auf offene Ohren stieß beim Rektor eine Studentin mit dem Wunsch nach mehr Dialogmöglichkeiten. Die interne Kommunikation sei zuletzt vernachlässigt worden, so Tietje, der in diesem Zusammenhang unter anderem auf die hochschulöffentliche Fragestunde zu Beginn jeder Senatssitzung hinwies, die zum Semesterbeginn eingeführt wurde.
Die nächste Veranstaltung von „Rektorat im Dialog“ findet am Dienstag, 29. Januar 2019, 12 bis 14 Uhr, in der Naturwissenschaftlichen Fakultät II statt. Ort: Theodor-Lieser-Straße 9, Hörsaal 1.01 „Jacob Volhard“.
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