Förderer aus Tradition: Die Familie Wentzel

25.10.2017 von Ines Godazgar in Campus
So viele junge Menschen wie nie zuvor durften sich am Dienstag über ein Deutschlandstipendium freuen. Insgesamt 102 Förderbescheide konnte die Uni Halle an besonders leistungsstarke und engagierte Studierende in der Aula des Löwengebäudes vergeben. Anlässlich der zehnten Vergabe der Deutschlandstipendien wurden zudem vier neue Förderer begrüßt. Darunter Carl-Stefan Wentzel aus Teutschenthal, dessen Familie schon lange Studierende unterstützt.
Carl-Stefan und Carl-Friedrich Wentzel mit ihren Stipendiaten.
Carl-Stefan und Carl-Friedrich Wentzel mit ihren Stipendiaten. (Foto: Michael Deutsch)

Zu Beginn des offiziellen Teils bedankte sich Rektor Udo Sträter, zunächst  bei den zahlreichen Unternehmen, Vereinen aber auch Privatpersonen aus der Region, die mit ihren Spenden als Stipendiengeber fungieren. „Wir verstehen das auch als Erweis der Wertschätzung gegenüber unserer Universität“, so Sträter weiter. 

Sträter verwies zudem darauf, dass einige Spender bereits von Anfang an dabei seien. Einer von ihnen ist Carl-Friedrich Wentzel. Der studierte Agrarwissenschaftler kam zur diesjährigen, zehnten Verleihung der Deutschlandstipendien gemeinsam mit seinem Bruder Carl-Stefan, der nun erstmals ein Stipendium finanziert. „Wir fühlen seit jeher eine Nähe zur halleschen Universität.“, sagt Carl-Stefan Wentzel zu den Gründen des familiären Engagements. 

Die Familiengeschichte der Wentzels ist eng mit der Region und auch mit der halleschen Universität verbunden. Schon Großvater Carl Wentzel unterhielt enge Kontakte zur Universität Halle. Zu seinem Betrieb, der seinerzeit zu den modernsten in Europa zählte, gehörte auch eine Saatzucht, die seinerzeit herausragende Züchtungen hervorbrachte. Dafür holte sich der studierte Landwirt oft Rat bei hiesigen Agrarwissenschaftlern. 1922 wurde er an der Universität zum Ehrensenator ernannt. Bereits 1919 hatte er dort zwei Stiftungen zur Unterstützung von Studierenden ins Leben gerufen.

Während der Zeit des Dritten Reiches stand Carl Wentzel im Austausch mit der Widerstandsbewegung um den Juristen und Politiker Carl Friedrich Goerdeler, der maßgeblich an der Planung eines Attentats gegen Hitler beteiligt war. Nach dessen Scheitern wurde auch Carl Wentzel verhaftet und enteignet, zum Tode verurteilt und am 20. Dezember 1944 in Plötzensee hingerichtet. Die Brüder Carl-Friedrich und Carl-Stefan bewirtschaften seit 1990 wieder die seit Jahrhunderten im Familienbesitz befindlichen Ländereien und das Schloss Teutschenthal.

„Wir wollen die Tradition der Unterstützung von Studierenden fortführen“, sagt Enkel Carl-Friedrich. Nicht ohne Grund äußerte er genau wie sein Bruder Carl-Stefan den Wunsch, mit dem Stipendium künftige Agrarwissenschaftler zu fördern. „Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen“, betont er mit Blick auf den Klimawandel und auch auf den Preisverfall bei landwirtschaftlichen Produkten. Deshalb wolle er auch den Mut für diese Berufsentscheidung würdigen und natürlich mit einem jungen, späteren Berufskollegen in Kontakt kommen.

In den Genuss des Geldsegens aus dem Hause Wentzel kommen die beiden halleschen Studierenden Joshua Sternberg aus Darmstadt und Roland Günther aus Meinigen. Während der 21-jährige Sternberg eher durch Zufall zu seinem Studienfach kam, war es beim 24-jährigen Günther eine „ganz bewusste Entscheidung“. Zuvor hatte er bereits eine Lehre zum Landwirt absolviert. Sein Interesse am Beruf kommt nicht von Ungefähr. Denn Günther ist auf einem Hof aufgewachsen, bei dem er nach Beendigung seines Studiums in etwa einem Jahr mit einsteigen will. 

Das Deutschlandstipendium hat der junge Thüringer wohl nicht nur für seine guten Studienleistungen erhalten. Auch in Puncto Engagement hat er einiges vorzuweisen: So ist er Mitglied im Verein der Landjugend und gehört außerdem einer Initiative an, die sich um die Werbung von Nachwuchs in den so genannten grünen Berufen kümmert. „Ich freue mich, dass das bei der Vergabe eine wichtige Rolle gespielt hat“, sagt Günther. 

Seinem Förderer Carl-Friedrich Wentzel nötigt dieses Engagement gehörigen Respekt ab: „Gerade, weil die Situation in der Landwirtschaft immer schwieriger wird, brauchen wir dort dringend kluge und aktive Köpfe wie ihn.“

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