Falsche Erinnerungen und nützliche Kontakte

09.11.2022 von Katrin Löwe in Campus
Eric Oliver Schmidt studiert im dritten Semester Informatik, forscht bereits selbst an optimierten Anfragen bei Suchmaschinen und schätzt den Kontakt zu Unternehmen. Den hat er über den Online-Händler Relaxdays, von dem er im Rahmen eines Deutschlandstipendiums gefördert wird. 117 neue Stipendien von insgesamt 66 Stifterinnen und Stiftern sind an der MLU am Dienstag vergeben worden.
Iris Kerres von der Relaxdays GmbH und Informatik-Student Eric Oliver Schmidt
Iris Kerres von der Relaxdays GmbH und Informatik-Student Eric Oliver Schmidt (Foto: Maike Glöckner)

Wie finde ich über eine Internet-Suchmaschine den Titel eines Films, von dem ich zwar noch grob den Inhalt weiß, ihn aber mit dem falschen Schauspieler in Verbindung bringe? Im Idealfall, indem die Suchmaschine meine „falsche Erinnerung“ erkennt und durch den korrekten Namen ersetzt. Wie das möglich wird, daran hat Eric Oliver Schmidt geforscht – und damit 2022 den Landessieg im Wettbewerb „Jugend forscht“ errungen und sich für das Bundesfinale in Lübeck qualifiziert. Seit der 6. Klasse hat sich der heute 20-Jährige an dem Wettbewerb beteiligt, meist mit Projekten aus der Mathematik und Informatik, aber auch mit physikalischen oder biologischen. „Naturwissenschaften fand ich generell schon immer ziemlich spannend“, sagt er.

Seit dem ersten Semester seines Informatik-Studiums an der MLU erhält Schmidt das Deutschlandstipendium, mit dem gute und engagierte Studierende gefördert werden. An der Uni war sein Name da längst kein unbekannter mehr: Schon ab der 10. Klasse wurde Schmidt von der Arbeitsgruppe des inzwischen nach Jena gewechselten Informatikers Prof. Dr. Matthias Hagen betreut, erst bei einer wissenschaftlich-praktischen Arbeit, dann bei Jugend-forscht-Projekten. Bereits während seines ersten Semesters wurde auf der Web Intelligence Conference in Melbourne (Australien) eine Arbeit zur Verschleierung von sensiblen Suchanfragen in Suchmaschinen vorgestellt, bei dem Schmidt zu den Autoren gehörte. Das Deutschlandstipendium sei eine große Anerkennung für ihn, sagt der Hallenser. „Es ist sehr motivierend, wenn Fleiß und Engagement unterstützt werden.“ Zudem ermögliche ihm das Stipendium nicht nur den Kauf von Fachbüchern, sondern verschaffe ihm vor allem zeitliche Freiräume für die Arbeit an Projekten. Als wissenschaftliche Hilfskraft forscht Schmidt nach wie vor im Team von Matthias Hagen.

Insgesamt hat die Universität am Dienstag 117 neue Deutschlandstipendien vergeben, gestiftet zur einen Hälfte von Privatpersonen, Unternehmen, Kirchen, Stiftungen oder Vereinen und zur anderen Hälfte vom Bund. Seit dem Start des Programms 2011 konnten bereits rund zwei Millionen Euro von Stifterinnen und Stiftern eingeworben werden, bilanzierte Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker. Inklusive des Bundesanteils standen damit mehr als vier Millionen Euro zur Förderung von Studierenden bereit. Und: Die Zahl der Stipendien ist insgesamt über die 1.000er-Marke gestiegen: Genau 1.112 sind es bis heute. Derzeit engagieren sich 66 Stifterinnen und Stifter, darunter fünf neue. Angesichts der aktuellen Situation und den auch aus dem Krieg in der Ukraine resultierenden Belastungen „freut es mich umso mehr, dass Sie nach wie vor bereit sind, uns zu unterstützen und in die Zukunft unserer jungen Menschen zu investieren“, sagte Becker. „Das ist ganz großartig.“

Informatik-Student Eric Oliver Schmidt wird von der Relaxdays GmbH gefördert. „Wir arbeiten sehr viel mit jungen Akademikerinnen und Akademikern zusammen, die in verschiedenen Berufsfeldern Fuß fassen“, sagt Iris Kerres, Koordinatorin des Programms im Personalbereich des E-Commerce-Unternehmens. Das Deutschlandstipendium „ist für uns ein schöner Weg, Kontakt zu Studierenden aufzubauen“. Dabei könne man ihnen sowohl finanziell unter die Arme greifen als auch Netzwerke bilden – für Vorlesungen und Praxisprojekte an den Unis und nicht zuletzt auf der eigenen Suche nach Fachkräften. Ein ehemaliger Deutschlandstipendiat aus Leipzig, berichtet Kerres, arbeitet inzwischen selbst als Teamleiter im Unternehmen. Seit 2019 fördert Relaxdays mit Deutschlandstipendien, an der Universität Halle, aber auch an Hochschulen in Merseburg, Leipzig, Dresden und Freiberg. In diesem Jahr vergibt das Unternehmen 27 Stipendien an Studierende aus verschiedenen Fachbereichen von der Informatik bis hin zur Medien- und Kommunikationswissenschaft, zehn davon an der MLU. Wichtig dabei: „Wir wollen keinen Stipendiaten allein lassen“, sagt Kerres. Neben dem Treffen bei der Übergabe bedeutet das: Es gibt weitere Aktivitäten, virtuelle Netzwerktreffen, Praktika, Wettbewerbe und die Betreuung von Abschlussarbeiten. „Im vergangenen Studienjahr haben sich vier Studierende der MLU bei uns als Praktikanten oder Werkstudenten engagiert“, so Kerres. Relaxdays könne so auch berufliche Perspektiven aufzeigen – aus Gesprächen wisse sie, dass der eigentliche Berufswunsch bei vielen Studierenden noch sehr unspezifisch ist.

Auch Eric Oliver Schmidt hat im ersten Jahr seiner Förderung die Chance für ein Praktikum genutzt, an Projekten in der Softwareentwicklung und -testung mitgearbeitet. Künftig in einem Unternehmen Fuß zu fassen, ist für ihn durchaus denkbar. „Allerdings macht es mir auch Spaß wissenschaftlich zu arbeiten“, sagt er.

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