45 Jahre an der Uni Halle: Pharmazie-Professor Reinhard Neubert blickt zurück

20.10.2015 von Ines Godazgar in Personalia
Der Pharmarzie-Professor Reinhard Neubert verabschiedet sich in den Ruhestand - aber nur ein bisschen. Seit 1. Oktober ist der Mitbegründer des Technologieparks Weinberg-Campus offiziell im Ruhestand. Doch von diesem Wort, das nach gesetzterem Lebensstil und Rückzug ins Private klingt, will Reinhard Neubert vorerst noch nichts wissen.
25 Jahre lang hat Prof. Dr. Reinhard Neubert an der Uni Halle gelehrt und geforscht.
25 Jahre lang hat Prof. Dr. Reinhard Neubert an der Uni Halle gelehrt und geforscht. (Foto: Univations Gründerservice / Marco Warmuth)

„Ich fahre den Betrieb langsam herunter“, sagt der 66-Jährige. Bis zum Eintreffen seiner Nachfolgerin wird er deshalb noch ein paar Vorlesungen halten und im Dezember an einer Konferenz auf Hawaii teilnehmen. Danach will er sich „nur noch“ um das von ihm 1996 gegründete An-Institut für angewandte Dermotopharmazie kümmern, eine als Verein organisierte Forschungseinrichtung, deren Vorsitzender er ist.

Auch dort gibt es viel zu tun. „Gerade ist erstmals ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt angelaufen. Außerdem sind wir mit einer von uns für Krebspatienten entwickelten Creme auf dem Markt“, erklärt Neubert, der die Begeisterung für sein Fach auch an eines seiner drei Kinder weitergegeben hat. Denn Sohn Holger ist ebenfalls Pharmazeut geworden.

Neuberts wissenschaftlicher Werdegang ist aus heutiger Sicht eher ungewöhnlich: Er hat quasi sein gesamtes Forscherleben in Halle verbracht. 1970 kam er zum Studium aus dem Erzgebirge an die Saale, wo er nach dem Diplom auch promoviert hat und habilitiert wurde. Zunächst arbeitete er als Assistent am Institut für Pharmazie. Nach der Wende bewarb er sich auf Lehrstühle in Würzburg und Berlin, landete in beiden Städten auf der Liste unter den ersten drei Bewerbern. Aber es war schließlich die Uni Halle, die 1992 eine so genannte Eck-Professur zum Aufbau neuer Strukturen ausschrieb und die ihn aufgrund seiner Eignung unbedingt wollte.

Und so wurde er im gleichen Jahr Professor für Biopharmazie und Arzneiformenlehre. Schon damals war er nicht nur ein erfolgreicher junger Wissenschaftler, der bereits hochrangige Ehrungen wie den Alexander-von-Humboldt-Preis erhalten hatte. Er war auch politisch unbelastet und kannte sowohl die Akteure als auch die Materie vor Ort, was vieles in dieser dynamischen Zeit des Neuanfangs vereinfachte. Unter seiner Mitarbeit wurde das Institut für Pharmazie auf dem Weinberg-Campus völlig neu ausgerichtet, umstrukturiert und auch technisch aufgerüstet, so dass es bundesweit konkurrenzfähig wurde. Heute gehört es mit seinen 170 Studienanfängern pro Semester zu den größeren Einrichtungen seiner Art.

Schnell übernahm Neubert außerdem Verantwortung in Hochschulgremien. Bereits 1992 wurde er Dekan am Institut für Pharmazie, später dann in der damaligen Fakultät für Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften. Außerdem war er in schwieriger und von Kürzungen bedrohter Zeit Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Beziehungen. Für diese Ämter entschied er sich ganz bewusst: „Ich wollte über den Tellerrand meines Fachs hinausblicken. Außerdem sollte man wichtige Entscheidungen nicht anderen überlassen“, sagt er.

Eine solche wichtige Entscheidung, das war zum Beispiel der Ausbau des Weinberg-Campus zu einem modernen Technologiepark, an der Neubert von Anfang an mitgewirkt hat. Die Idee: Renommierte außeruniversitäre und universitäre Forschungeinrichtungen werden auf einem Gelände konzentriert, können in räumlicher Nähe zueinander forschen, woraus sich zahlreiche Synergien ergeben. Dafür setzte sich Neubert bereits Ende der 1990er Jahre ein. „Es war schnell klar, dass das auch eine Chance für die Martin-Luther-Universität ist“, so Neubert, der sich noch heute im Vorstand des Weinberg-Campus e.V. für den Technologiepark einsetzt und sich darüber hinaus als Gründungsbotschafter für den Univations Gründerservice der Uni Halle engagiert.

In seine Amtszeit als Prorektor fällt außerdem die Einwerbung von Mitteln aus der Landesexzellenzinitiative. „Ohne die hätten wir an der Universität später nicht ausreichend Mittel für dringend erforderliche Neuberufungen gehabt.“ Diese seien auch für den Erhalt des Renommees des Instituts für Pharmazie von großer Bedeutung gewesen. „Wissenschaft braucht eine solide finanzielle Basis“, sagt Neubert. Insofern sieht er die neuerlich anstehende Kürzungsrunde an den Universitäten des Landes mit großer Skepsis. Denn auch, wenn er von kommenden Sparrunden nicht mehr direkt betroffen sein wird, so liegt ihm das Wohlergehen der Alma mater halensis auch weiterhin sehr am Herzen. Neubert: „Die Martin-Luther-Universität ist ein Leuchtturm in Sachsen-Anhalt. Sie sorgt dafür, dass ständig junge Menschen in unser Bundesland ziehen. Diese Entwicklung muss erhalten bleiben.“

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