40 Erasmus-Schüler zu Gast beim Gründerservice
Ein Schüler wird in Luftpolsterfolie eingewickelt und mit bunten Klebebandstreifen verziert, um ihn herum stehen weitere Jugendliche, die ihn nachdenklich beäugen, lachen und auf Englisch diskutieren. Außenstehende könnten sich fragen, was 20 Jugendliche dazu bewegt, sich an einem warmen Herbsttag gegenseitig in Stoff und Folie zu hüllen. Die Antwort: Ein Kreativitätsworkshop, ausgerichtet vom Gründerservice der Uni Halle. Der Tag steht unter dem Motto „Smart textiles – what will tomorrow’s clothing look like?“ Jonas Kühl vom Gründerservice und zuständig für die Bereiche Ideengenerierung und Gründungsbegleitung erklärt: „Die Thematik wurde bewusst gewählt, weil jeder einen Bezug zu Kleidung hat.“
International forschen und austauschen
Initiiert wurde der Workshop vom Gymnasium Südstadt, einem der Prime-Gymnasien der MLU. Die Schule nahm zum ersten Mal Teil an dem von Erasmus geförderten Austauschprogramm: „Impact of Science and Technology on the Lives of Europeans“. Während der Laufzeit vom Schuljahr 2015/2016 bis Sommer 2017 findet ein Austausch zwischen der halleschen Schule und den Partnern aus Schweden, Estland, Belgien und Frankreich statt, wobei sich immer eine Schule als Gastgeber präsentiert. So waren hallesche Schüler bereits in Schweden und Estland zu Besuch.
Als Gastgeber der aktuellen Station nehmen 20 hallesche Schüler an dem Programm teil sowie jeweils fünf Schüler aus den Schulen der Partnerländer. Projektthema in der Saalestadt ist „Technologieentwicklung im urbanen Umfeld“. Dafür ist gerade der Weinberg-Campus das ideale Beispiel, wie die Schülerinnen und Schüler bei einer Führung durch Dr. Robert Szczensny erfuhren. Das Areal wurde gezielt als urbanes Forschungszentrum entwickelt, um auch den Austausch von universitärer Forschung mit Unternehmen zu fördern.
Ideen verwirklichen: Kreativ und unkonventionell
Außerdem konnten die Schülerinnen und Schüler im Workshop selbst erfahren, was es heißt, sich forschend Gedanken über die Zukunft zu machen. Die dort verwendete Methode, das „Design Thinking“, bietet der Gründerservice auch in Workshops für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und Lehrende an. Der Ansatz basiert darauf, Ideen anhand eines konkreten Bedarfs zu entwickeln, sodass das Ergebnis dann auch tatsächlich von Nutzen für den Verbraucher ist.
Den Schülerinnen und Schülern im Seminarraum des Physikinstituts vermitteln Jonas Kühl und Carsten Hummel, zuständig für Qualifizierung und Lehre beim Gründerservice, dieses Konzept anhand praktischer Beispiele. Nach der Bedürfnisanalyse mit Hilfe von Interviews geht es zur Ideenfindung mit Hilfe von verschiedenen Varianten des Brain-Stormings. Mit verschiedensten Werkstoffen wurden aus den theoretischen Überlegungen Entwürfe für die potentielle Kleidung der Zukunft designt.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wer hätte nicht gerne Kleidung, die nie mehr gewaschen werden muss, weil Flecken einfach abgetrennt werden können und noch zu findende Bakterien den Stoff einfach nachwachsen lassen? Und es wird noch weitere spannende Projekte geben, denn am Freitag kommt der zweite Teil der Erasmus-Projektgruppe, um sich als Designer von morgen zu versuchen.