Internationalisierung: „Die Gründungsakademie wird gut besucht“
Frau Hübner, der „International Startup Campus“ ist jetzt bei der Hälfte seiner Förderzeit angekommen. Was wurde bisher erreicht?
Susanne Hübner: Gründerteams werden im Verbund bei der Internationalisierung ihrer Geschäftskonzepte unterstützt. Jena konzentriert sich dabei federführend darauf, Gründungsprojekte aus anderen Hochschulen und internationalen Kooperationen heraus nach Mitteldeutschland zu holen, den Standort bekannt zu machen. Angebote zur Erleichterung des Marktzugangs in Asien werden von der Universität Leipzig koordiniert. In den Händen der MLU liegt die Gründungsakademie. Die geplanten Workshops, Coachings und das Mentoring wurden an allen drei Standorten gebündelt und zum Teil digitalisiert. Darunter sind auch Angebote, die speziell für die Internationalisierung wichtig sind. Die betreuten Teams lernen so globale Märkte kennen, das ostasiatische Innovationsumfeld verstehen und werden für kulturelle Unterschiede sensibilisiert. Auch das Thema Finanzierung spielt eine große Rolle.
Ist der Stand also wie gehofft?
Ja, selbst Corona hat uns – mit Ausnahme einiger Reisen – nicht gehindert, all das umzusetzen, was wir geplant haben. Im Verbund hatten die Akademie-Veranstaltungen bisher mehr als 1.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Gründungsakademie wird gut besucht. Allein in Halle betreuen wir gerade rund 50 Gründungsprojekte von der Sprechwissenschaft über die Naturstoffbiochemie bis hin zur Kriminologie. Das ist gut angelaufen.
Was jetzt hier an der MLU noch ansteht ist, die internationalen Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stärker für Gründung zu sensibilisieren. Dazu gehen wir zum Beispiel in die Graduiertenkollegs und wollen alle unsere Angebote auch englischsprachig vorhalten.
Sie haben die Reisen schon erwähnt, der „International Startup Campus“ hat also auch ganz praktische Angebote, die über den Workshop hinausgehen?
Richtig. Zum Projekt gehört auch, das ostasiatische Umfeld kennenzulernen und zu besuchen. Vor allem unser Projektpartner in Leipzig hat dort bereits ein Netzwerk zu Gründungszentren, sogenannten Hubs. Das Projektteam organisiert regelmäßig Auslandsreisen für Startups und Gründerteams. Vor Ort wird für die Gründerteams ein Programm geboten, um zum Beispiel Kontakte zu Investoren, Unternehmen, Branchenkennern zu knüpfen. Mit dem Know-how und den Kontakten im Gepäck wird dann die Internationalisierung der Geschäftskonzepte von hier aus weiter vorangebracht. Durch Corona konnte es diese Reisen zwei Jahre lang nicht geben. Die erste, die inzwischen stattgefunden hat, ging nach Vietnam, die zweite nach Japan. In Vietnam war auch ein Gründerteam der Medizinischen Fakultät der MLU dabei, das wie der „International Startup Campus“ durch das Programm „EXIST“ gefördert wird.
Vom 11. bis 13. Oktober findet nun in Halle das Born Global Startup Festival unter dem Motto „Global Challenges - Local Solutions“ statt. Was ist darunter zu verstehen und warum ist es ein Festival und keine Konferenz?
Das Born Global Startup Festival ist in unserem Projekt ein Highlight. Es findet einmal im Jahr statt, voriges Jahr in Jena, dieses Jahr in Halle, nächstes Jahr richtet es die Uni Leipzig aus. Unser Ansatz ist, für die Akteure des Innovationssystems in der Region Mitteldeutschland einen Diskussions- und Vernetzungsraum zu öffnen. Mit dem Festival wollen wir zudem einen inspirierenden Treffpunkt der Startup-Szene etablieren, der junge Gründerteams, Startups, erfahrene Unternehmen zusammenbringt und sie voneinander lernen lässt. Aus unserer Sicht sollten angehende Gründerinnen noch mehr gesellschaftliche Wertschätzung für ihren mutigen Schritt erhalten. Das Event soll auch einen Beitrag zur Sichtbarmachung von Potentialen und Ideen leisten.
Mit welchen Formaten erschafft man diesen Festival-Spirit?
Wir haben abwechslungsreiche, interaktive Formate. Vor allem legen wir Wert auf Erfahrungsberichte aus erster Hand: Geteiltes Wissen, das in der realen Welt erprobt wurde, hilft denen, die sich gerade auf den Weg in die Unternehmensgründung und Internationalisierung machen. Es gibt zudem kurzweilige Sessions, die auch hybrid funktionieren – das Festival findet sowohl vor Ort als auch online statt. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie internationale Markterkundung mit Social Media gelingt oder auch um Gründungsformalitäten in Deutschland, speziell für unsere internationalen Gäste. Das Festival ist zudem Gastgeber für das Kickstart Programm des German Accelerator, ein bundesweit agierendes EXIST-gefördertes Programm, mit dem wir gut zusammenarbeiten. Für die Augen und Ohren ist beispielsweise am Eröffnungsabend mit einem Laboratorium für Klang und Visuelle Musik gesorgt, zudem gibt es immer wieder Get-togethers.
Welches ist Ihr persönliches Highlight?
Jeder Festivaltag birgt Highlights. Besonders freue ich mich auf die Startup Pitch Session am Mittwoch. Hier haben Startups eine Bühne und präsentieren ihre innovativen Geschäftsideen und tauschen sich anschließend mit eingeladenen Investorinnen und Investoren aus. Auch die Festivalbesucherinnen und -besucher werden einbezogen, denn sie entscheiden darüber, welcher Pitch am meisten überzeugen konnte.
Und mit wie vielen Teilnehmenden rechnen Sie?
Vor Ort in den Salt Labs in Halle mit 60 bis 80 - plus die Teilnehmenden auf der Online-Veranstaltungsplattform. Im vorigen Jahr hat das Festival wegen Corona ausschließlich online stattgefunden, da waren es rund 200.
Das Programm
Das Born Global Startup Festival findet vom 11. bis 13. Oktober in den Salt Labs Halle und über die Online-Plattform „Talque“ statt. Es ist englischsprachig und richtet sich an Startups, angehende Gründerinnen und Gründer, internationale Studierende sowie Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Das detaillierte Programm ist hier zu finden: https://bornglobalstartupfestival2022.bitrix24.site/
Das Projekt „International Startup Campus“ wird noch bis 2024 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms EXIST-Potentiale mit 3,8 Millionen Euro gefördert. Es ist im Juli 2020 offiziell gestartet.