Zahlreiche Besucher beim Thementag „Universität trifft Wirtschaft“

20.06.2017 von Tom Leonhardt in Wissenschaft, Wissenstransfer
Wenn Wissenschaft und Wirtschaft miteinander kooperieren, hat das für beide Seiten Vorteile. Wie das genau aussehen kann, hat der heutige Thementag „Universität trifft Wirtschaft“ gezeigt. Zahlreiche Forscherinnen und Forscher sowie Politiker und Studierende besuchten den halleschen Innovationstag transHAL und die beiden Studierendenmessen „Campus meets companies“ und „Science meets companies“. Zu den Gästen zählte auch Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung. 106 Unternehmen aus Region nutzten die Gelegenheit, ihre Arbeit zu präsentieren und sich auch als potentielle Arbeitgeber oder Kooperationspartner zu empfehlen.
Preisträger des Transferpreises 2017 (von links): Florian Henze, Therese Kästner, Silvia Bohnefeld - und Karsten Mäder
Preisträger des Transferpreises 2017 (von links): Florian Henze, Therese Kästner, Silvia Bohnefeld - und Karsten Mäder (Foto: Matthias Ritzmann)

Während sich trotz der großen Hitze viele Studierende über Jobs und Karrieremöglichkeiten am und auf dem Universitätsplatz beraten ließen, fand in der Aula im Löwengebäude der Festakt des halleschen Innovationstags transHAL statt. Viele Gäste aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft waren gekommen. Zu den Gästen gehörten unter anderen Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand, Stadtratsvorsitzender und Landtagsmitglied Hendrik Lange, der Geschäftsführer der Stadtwerke Halle GmbH Matthias Lux und die Geschäftsführerin des Studentenwerks Halle Dr. Lydia Hüskens.

Wissenschaft, Wirtschaft und Politik müssen zusammenarbeiten

Rektor Prof. Dr. Udo Sträter und Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand betonten in ihren Begrüßungsreden den hohen Stellenwert von Kooperationen mit der Wirtschaft: „Durch sie werden neue Arbeitsplätze und neue Produkte geschaffen“, sagte Rektor Udo Sträter. Die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft habe positive Effekte für die Stadt, die Region und auch die Forschung selbst.

Zeitgleich zum Innovationstag transHAL fanden zwei Karrieremessen für Studierende und Absolventen statt.
Zeitgleich zum Innovationstag transHAL fanden zwei Karrieremessen für Studierende und Absolventen statt. (Foto: Markus Scholz)

Staatssekretär Dr. Jürgen Ude stellte in einem kurzen Vortrag die Leitideen Landesregierung für „Hochschulen als Motor für Innovation“ vor. Ein wesentliches Ziel sei es, den Weg von der Grundlagenforschung in die angewandte Forschung bis hin zur Produktentwicklung effektiver zu gestalten. Dafür will das Land sowohl eine „solide Wissenschaftsförderung“ als auch eine „wissenschaftsnahe Wirtschaftsförderung“ vorantreiben. Hochschulen etwa sollten, so der Staatssekretär, sich in ihren Forschungsprogrammen noch stärker der angewandten Forschung nähern. Gleichzeitig verwies Ude auf die herausragende Bedeutung der Hochschulen im Land bei der Ausbildung hochqualifizierter Arbeitskräfte, die es langfristig in der Region zu halten gelte.  „In diesem Prozess müssen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eng zusammenarbeiten“, fasste Ude zusammen.

Transferpreise für anwendungsorientierte Forschung

Dass aus der Universität schon heute zahlreiche transferorientierte Forschungsprojekte kommen, bewiesen wieder einmal die Transferpreise, die die Universität gemeinsam mit der Stadt Halle und den Stadtwerken Halle vergibt. Die Auszeichnungen würdigen die Leistung von Wissenschaftlern und Uni-Absolventen, die in ihrer Forschung praktisch relevante Probleme aufgreifen und in Kooperation mit Unternehmen innovative Lösungen mit deutlichem Umsetzungspotenzial entwickeln:

Therese Kästner und Florian Henze erforschen die Gefährdung von Straßenbahnfahrern.
Therese Kästner und Florian Henze erforschen die Gefährdung von Straßenbahnfahrern. (Foto: Matthias Ritzmann)

Straßenbahnfahrer und ihre psychischen wie physischen Belastungen stehen im Zentrum des Projekts „Strab auf Trab“, das in der Kategorie „Erfolgreiche regionale Transferkooperation“ mit dem mit 1.000 Euro dotierten Preis der Stadt Halle  ausgezeichnet wurde. Der Preis wurde von Bernd Wiegand übergeben. Gemeinsam mit René Walther von der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) untersuchten die hallesche Arbeitspsychologin Prof. Dr. Renate Rau und ihr Team das Gefährdungspotential von Tram-Fahrern. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes liefern die Grundlage, um Maßnahmen für das betriebliche Gesundheitsmanagement zu entwickeln. Diese führen letztlich auch zu einer höheren Sicherheit der Fahrgäste und zu weniger ausfallbedingten Störungen im Betriebsablauf.

Den ebenfalls mit 1.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie „Herausragende anwendungsorientierte Dissertation“ erhielt der Pharmazeut Dr. Martin Windorf für seine Arbeit über die Entwicklung und Charakterisierung neuartiger Medikamentendepots. Diese kommen zum Einsatz, wenn Patienten über einen längeren Zeitraum mit Medikamenten behandelt werden müssen, etwa bei Brust- oder Prostatakrebs. Anhand des neuen Verfahrens lassen sich Arzneistoffe in Verbindung mit mehreren Wirkstoffträgern problemlos über eine Kanüle in den menschlichen Körper spritzen. Dort bildet sicht ein halbfestes, biologisch abbaubares Gel-Depot, das den gewünschten Wirkstoff über mehrere Wochen oder Monate kontrolliert freisetzt. Im Rahmen der Promotion wurde auch ein Patent für das Verfahren angemeldet. Den von den Stadtwerken gestifteten  Preis nahm der Pharmazeut Prof. Dr. Karsten Mäder in Vertretung entgegen, in dessen Arbeitsgruppe Windorf promoviert wurde.

Den mit 500 Euro dotierten Preis in der Kategorie „Herausagende anwendungsorientierte Bachelor- oder Masterarbeit“ erhielt die Wirtschaftswissenschaftlerin Silvia Bohnefeld, die am Lehrstuhl von Prof. Dr. Michael Ebeling tätig ist. In ihrer Masterarbeit untersuchte sie anhand von konkreten Fallbeispielen, welche Schwierigkeiten bei der Bilanzierung von Fertigungsaufträgen in Konzernen für deren Jahresabschluss entstehen können. Ungewöhnlich für eine Masterarbeit: Die Erkenntnisse ihrer Studie konnte Bohnefeld in drei Aufsätzen publizieren, die zum Beispiel in der renommierten „Zeitschrift für Internationale Rechtslegung“ erschienen sind. Dieser Preis wurde ebenfalls von der Stadtwerke Halle GmbH gestiftet.

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