Schenkung: Universität erhält Budde-Büste aus Familienbesitz

29.04.2022 von Sarah Ludwig in Varia
Die jüdische Bildhauerin Grete Budde hat zahlreiche Gelehrtenbüsten für die Universität Halle geschaffen, aber auch viele Porträtplastiken von Freunden und Verwandten – darunter eine Büste ihres Schwagers Bernhard Budde (1888–1969). Diese ist gestern der Zentralen Kustodie der Universität vom Sohn des Porträtierten übergeben worden.
Peter Budde und seine Frau übergaben die Büste "Bernhard Budde" an Kustos Dirk Schaal (rechts).
Peter Budde und seine Frau übergaben die Büste "Bernhard Budde" an Kustos Dirk Schaal (rechts). (Foto: Markus Scholz)

Für Peter Budde war es die erste Reise nach Halle. Mit im Gepäck: eine Büste seines Vaters Bernhard Budde. Bei einem Besuch 1953 in Hamburg hatte die Künstlerin Grete Budde die Büste in Ton modelliert und sie anschließend in Bronze gießen lassen. Da war Peter Budde acht Jahre alt. Seitdem befand sich das Werk im Besitz der Hamburger Familie. Am Donnerstag schenkte Peter Budde es nun der Universität. Dazu angeregt wurde er von der Ausstellung der Zentralen Kustodie der MLU „Grete Budde. Werke für die Universität“. Leben und Werk der Künstlerin werden damit erstmals in einer Einzelausstellung gewürdigt. „Auf die Ausstellung bin ich zufällig bei Recherchen zu meiner Familie im Internet gestoßen. Ich denke, dass die Büste meines Vaters hier in guten Händen ist und den Platz bekommt, den sie verdient“, so Peter Budde in der Ausstellung, die er mit seiner Frau besuchte. Mittlerweile ist die Büste bereits in die Schau integriert.

„Mit der Schenkung können wir unsere Sammlung an Werken von Grete Budde erweitern. Es macht mich froh, dass wir als der richtige Ort dafür angesehen werden“, so Dr. Dirk Schaal, Kustos der Universität. Über 90 Werke der jüdischen Bildhauerin existieren nachweislich, mit der Büste von Bernhard Budde befinden sich jetzt 17 davon im Besitz der Universität. Dirk Schaal erläuterte den Gästen außerdem, dass im Mai die Crowdfunding-Aktion „Ein Erinnerungsort für Grete Budde“ starten soll. Initiiert wird sie von dem Courage e.V. Halle, dem Stadtmuseum Halle und der Zentralen Kustodie der MLU. Ziel ist es, auf dem gemeinsamen Grab von Werner und Grete Budde auf dem Laurentiusfriedhof den Namen der Bildhauerin zu verewigen, der bislang fehlt. Das Ehrengrab soll darüber hinaus als Erinnerungsort weiter gepflegt werden. 

Als eine der ersten Frauen widmete sich Grete Budde der Bildhauerei und Porträtplastik. Die 1883 geborene Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Carl Goldschmidt studierte bei namhaften Künstlern in Paris, Berlin und München. 1913 heiratete sie den Mediziner Werner Budde und ging mit ihm nach Halle. Hier schuf die freiberufliche Künstlerin zahlreiche Gelehrtenplastiken für die Universität. 1933 entstand zudem die Gipsbüste der jüdischen Indologin Betty Heimann - einer Freundin Buddes –, die sich als erste Frau an der Universität Halle habilitierte. 

Die Ausstellung im Historischen Sessionssaal, die noch bis zum 15. Mai zu sehen ist, nimmt nicht nur Grete Buddes Biografie in den Blick, sondern zeichnet auch Lebenswege jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach. 

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