Rezension: „Marta“ und die Kunst der Reflexiven Professionalität

27.03.2015 von Margarete Wein in Rezension, Wissenschaft
Wenn jemand über 30 Jahre erfolgreich in Bildungs- und Berufsforschung tätig war und sich nun der vom Gesetzgeber festgelegten „Altergrenze“ nähert, gilt das in der scientific community als guter Grund, ihm eine (ge-)wichtige Festschrift zu widmen. Fachkollegen von rund 50 Hochschulen und Universitäten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Ungarn und den USA, haben das für den Sozialpädagogen Bernd Dewe getan und beförderten damit den einschlägigen wissenschaftlichen Diskurs.
Das Buch ist im Verlag Julius Klinkhardt erschienen.
Das Buch ist im Verlag Julius Klinkhardt erschienen.

Der so Geehrte lehrt und forscht seit 1992 an der Martin-Luther-Universität. Erst im Jahr zuvor war er an die Universität Koblenz-Landau berufen worden, ehe er dann in Halle die Gründungsprofessur für berufliche und betriebliche Weiterbildung am Fachbereich Erziehungswissenschaften übernahm. Lebenslanges Lernen in allen Facetten ist sein Metier. Mit Bildungsforschung, kultureller und politischer Erwachsenenbildung, Professions- und Wissenschaftstheorie, mit Bildung, Beratung und Therapie als Kommunikationsformaten sind wesentliche Arbeits- und Forschungsfelder benannt.

Vieles war bereits in der Dissertation zum Thema „Wissensstrukturen im Handlungsfeld der Erwachsenenbildung“, die er mit dem Prädikat „summa cum laude“ 1982 an der Universität Osnabrück verteidigte, und in der 1987 folgenden Habilitationsschrift „Soziologische Beratungskommunikation“ angelegt. Und schon sind wir bei „Marta“, jenem Kunst- und Begegnungszentrum in Dewes Heimatstadt Herford, wo Ende September 2014 ein Festakt für ihn stattfand.

Der Anlass: 30 Jahre Professionsforschung und fünf Jahre multidisziplinäres Graduiertenkolleg „Wandlungsprozesse in Industrie und Dienstleistungsberufen und Anforderungen an moderne mediale Lernwelten in Großunternehmen/Großorganisationen“, das seit 2009 von Bernd Dewe geleitet wird. Dessen Tagungen finden meist ebendort in Herford statt. Wohl deshalb wurde für das Cover ein Detail von „Martas“ spektakulärer Außenansicht gewählt.

Prof. Dr. Bernd Dewe
Prof. Dr. Bernd Dewe (Foto: wikimedia /Wdwdbot)

Bei dem Festakt letzten Herbst in Herford umriss ein ehemaliger Kollege, der Sozialpädagoge Hans-Uwe Otto von der Universität Bielefeld, Bernd Dewes Werk mit den Worten: „So hat er […] eine Fülle allgemeinerziehungswissenschaftlicher und soziologischer Monografien und Aufsätze publiziert, die auf die Theoriegeschichte verschiedener sozialwissenschaftlicher Subdisziplinen wie auch auf recht praktische Fragen zur professionellen Intervention und Didaktik fokussiert sind. Er hat neben im engeren Sinne sozialpädagogischen Publikationen eine […] Anzahl soziologischer, bildungstheoretischer und methodologischer Arbeiten verfasst, in denen mehrheitlich die Frage nach der Praxisrelevanz handlungsbezogener sozialwissenschaftlicher Disziplinen sowie die der Verwendungsrelevanz sozialwissenschaftlicher Daten und systematischen Wissens bearbeitet wird.“

Nach Vertretungsprofessuren in Bielefeld, Berlin und Osnabrück sowie dem Interludium am Deutschen Eck fand Bernd Dewe an der Alma Mater Halensis den wissenschaftlichen Ort, wo zu den Gebieten Sozialpädagogik, Soziologie, Erziehungswissenschaften, Psychologie und Philosophie forschen konnte, ohne andererseits seine Gastprofessur im „Weiterbildenden Studiengang Betriebspädagogik“ an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Rheinland-Pfalz aufgeben zu müssen. Die Festschrift ist ein Fachbuch, ein Muss für alle, die sich in Theorie und/oder Praxis auf den Gebieten Erwachsenenbildung, Führung, Hochschuldidaktik, Schule, Betriebspädagogik und Sozialarbeit engagieren, am Ende durch eine wissenschaftliche Biografie und ein Schriftenverzeichnis von Bernd Dewe komplettiert.

► Martin P. Schwarz/Wilfried Ferchhoff/Ralf Vollbrecht (Hg.): Professionalität: Wissen – Kontext. Sozialwissenschaftliche Analysen und pädagogische Reflexionen zur Struktur bildenden und beratenden Handelns, Bad Heilbrunn 2014, 844 S., mit Grafiken, Tabellen, Faksimiles, 49,90 Euro, ISBN 978-3-7815-1971-8

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